>>Er befand sich in einem Verließ. Sein Körper ruhte auf einer alten Matratze. Er sah sich um. In seiner Zelle gab es kaum etwas. Nur ein Tablett mit Essen, eine Decke und sonst nichts. Nur kalte Wände und etliche Spinnengewebe in den Ecken. Es war kalt und eisig und vor Kälte konnte er kaum noch seine Finger krümmen.
Steif und vor Kälte gelähmt richtete er sich auf und setzte sich hin. Es schien fast, als würde er seinem kompletten Körper Höllenqualen aussetzen. Ihm wurde heiß und wieder kalt. Verdammt, was war hier los?
Er blickte nach vorne und sah hinter dem dicken Eisengitter, das ihn einschloss, einen alten Gang, der noch mit Fackeln erhellt wurde. Gegenüber von seiner Zelle war eine weitere. Er stand auf um nachzusehen, ob dort ebenfalls jemand festgehalten wurde.
Keuchend vor Kälte schleppte er sich zum Gitter um sich danach daran zu klammern. Er spürte das eisige Metall unter seinen Fingern nur leicht, da diese so taub von der Kälte waren, dass er sie kaum spürte.
Mit zusammengekniffenen Augen versuchte er, in der anderen Zelle etwas zu erkennen. Vergeblich.
„Hallo?", fragte er schließlich. Seine Stimme klang brüchig und heiser, so als hätte er seit Tagen nicht mehr gesprochen. „Ist da jemand?"
Erst hörte er gar nichts, doch dann bemerkte er eine Bewegung in der anderen Zelle. Er konnte erkennen, dass der Insasse langsam auf das Gitter zukam. Naja, humpelte traf es besser.
Doch was er dort sah, ließ seinen Atem kurz aussetzten.
Er stand dort hinter den Gittern. Und er sah verdammt schlecht aus. In seinem Gesicht konnte man fast keine normalfarbige Haut erkennen. Es war überall blau und grün und an manchen Stellen sogar angeschwollen. An seiner linken Gesichtshälfte konnte man noch getrocknetes Blut erkennen.
In seinem Innern zog sich alles zusammen. Was hatten sie mit ihm gemacht? Wo waren sie überhaupt?
„Bist du das?", fragte er und sein angeschwollenes Gesicht lächelte leicht.
Er schluckte benommen und versuchte den Klos aus seinem Hals zu entfernen um ihm eine Antwort zu geben. Doch stattdessen nickte er einfach nur.
„Gut, dass du wach bist, Kaito", sagte Shin'ichi. Sein Gesicht war jetzt vor Schmerz verzerrt.
Als er zusammensank, wisperte er etwas. Und irgendwann, wurde es zu einem Schrei. Kaitos Gesicht tat weh.<<
„KAITO!", rief Shin'ichi und wollte gerade ein zweites Mal zu einer Backpfeife ausholen, als Kaito die Augen aufschlug und Shin'ichis Hand gerade noch so stoppen konnte, indem er sein Handgelenk umklammerte.
„Was ist denn los?", grummelte der Dieb und richtete sich etwas zu schnell auf. Ein Pochen am Hinterkopf verriet ihm, was passiert war. Schnell fasste er sich an die dröhnende Stelle und musste feststellen, dass diese etwas verklebt war. Getrocknetes Blut.
„Na endlich bist du wach", murmelte Shin'ichi erleichtert. „Ich hab schon gedacht, ich müsste dich wiederbeleben, KID."
„Nein, mir geht es gut...", presste Kaito zwischen den Zähnen hervor. „Einigermaßen."
Der Dieb sah sich im Raum um. Bis auf Shin'ichi, der neben ihm kniete, war nur eine Spinne in der oberen Ecke des Raumes in einem Spinnennetz zu sehen. Auch so war der Raum nicht sonderlich groß. Er sah fast so aus, wie in seinem Traum. Nur, dass die Tür kein Gitter war, sondern eine Holztür, die jedoch ein neues Schloss hatte und dieses sah definitiv so aus, als würde man es nicht so einfach aufbekommen. Eine einzelne Glühbirne hing an einem Draht von der Decke herunter.
„Wo... sind wir?", wollte der Dieb wissen und sah nun Shin'ichi fragend an.
„Irgendwo in einem alten Gebäude in der Nähe der Stadt, aus der wir gestern Nachmittag losgegangen sind", erklärte der Detektiv leise. „Diese Kerle, die uns mit Pistolen gedroht haben und dich niedergeschlagen haben, haben uns hierhin gebracht. Sie haben mir zwar die Augen verbunden, aber die Binde war nicht ganz dicht, so dass ich in etwa weiß, wo wir nun sind."
Kaito nickte. Wenigstens das wussten sie.
„Hast du irgendjemanden von denen gekannt?", wollte Kaito dann wissen.
Bedauernd und ernst schüttelte der Detektiv vor ihm den Kopf.
„Nein", fügte er dann noch hinzu und starrte angestrengt auf den Boden. „Aber wir müssen doch irgendwie hier herauskommen... Das ist doch absurd, das kann doch nicht so weitergehen!"
Wütend schlug er die geballte Faust gegen die Steinwand.
Kaito sah ihn sichtlich erschrocken an.
Dann wurde ihm etwas klar.
„Du... hast wohl jemanden erkannt, oder?", fragte Kaito und sofort schreckte Shin'ichi auf. Für Kaito war das ein ganz klares Ja.
Resigniert seufzte er und blickte den Detektiv herausfordernd an. „Warum hast du es nicht sofort gesagt?"
Grummelnd sah Shin'ichi weg.
„Ich... ich wollte dich da nun mal nicht mitreinziehen", wisperte der Detektiv. „Und jetzt hör bitte auf zu fragen."
Ein stechender Schmerz durchfuhr Kaitos Brust. Mit so einer plötzlichen Abfuhr hatte er nicht gerechnet. Doch das machte ihn nur umso wütender. Gleichzeitig wollte er aber auch Shin'ichis Meinung respektieren und nicht weiter nachbohren. So wie er ihm damals die Wahl gelassen hatte, seine Wunden im Gesicht selbst zu versorgen oder nicht.
„Aber-", setzte Kaito deshalb an, doch er bekam einen bitterbösen Blick vom Detektiv und wurde sofort wieder still. Doch nicht für lange.
Sollte dieser durchgeknallte irgendetwas mit Shin'ichi zu tun haben und Kaitos richtigen Namen kennen, kam es nun auch nicht mehr auf dieses kleine Detail an. Dieses Detail, von dem er wusste, dass es Shin'ichi und Kaito für immer auf Distanz halten würde. Und das wollte er um jeden Preis verhindern. Der Detektiv musste ihm vertrauen. Sie mussten zusammenarbeiten. Ansonsten...
Genau. Ansonsten... würden sie vermutlich beide sterben. Das Risiko, hier rauszukommen, mit Shin'ichis und seinen Wunden war zwar verdammt hoch und es bestand wahrscheinlich kaum eine Chance für die beiden. Aber sie mussten es irgendwie versuchen.
Und dafür war ein ganz bestimmtes Zeichen von ihm nötig. Er wusste, dass Shin'ichi ihm tief im Inneren vertraute. Das wusste er, seitdem das erste Mal mit ihm zusammengearbeitete hatte, um einen gemeinsamen Gegner zu bekämpfen. Und nachdem Shin'ichi nicht abweisend reagiert hatte, als der Meisterdieb ihm den Hügel hinuntergeholfen hatte und Kaito sich mit ihm die Decke geteilt hatte. Ohne zu zögern.
Jetzt lag es an ihm, dieses Vertrauen zurückzugeben.
Kaito schluckte und seine Finger tasteten langsam zu seinem Kragen. Sie ertasteten den Rand der schon fast zerstörten Maske.
Shin'ichi sah erschrocken zu, was Kaito da versuchte zu tun.
„Was machst du-", setzte er an, doch da hatte der Dieb schon mit einem Ruck seine Maske abgezogen und hielt sie in seiner Hand. Mit leerem Blick starrte er darauf. Dann fasste er sich und blickte Shin'ichi in die Augen.
Er streckte seine Hand Shin'ichi entgegen.
„Freut mich dich kennenzurlernen, Shin'ichi Kudo", sagte er dann und lächelte leicht. „Mein Name ist Kaito Kuroba."
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24 Stunden mit Kaito KID
RomanceAls Shin'ichi Kudo eines morgens einen seltsamen Brief in seinem Briefkasten findet und der Inhalt sich als Morddrohung entpuppt hatte, fuhr er sofort zum angekündigten Ort um dieses zu verhindern. Doch dort wird er nun vom dortigen Polizisten zusam...