In dieser Nacht schlief Kaito irgendwie unruhig. Er konnte sich nicht richtig auf den eigentlich erholenden Schlaf konzentrieren.
Er wälzte sich unbewusst hin und her und nach einer Zeit schreckte er hoch. Er schwitzte stark und atmete schnell ein und aus.
Seine Hand glitt vor seine Augen und er versuchte sich zu beruhigen. Verdammt. Er hatte schon lange nicht mehr solche Albträume gehabt. Was ihn verwundert hatte. Es war nicht der übliche Albtraum. Diesmal hatte er mit einer anderen Person zu tun gehabt.
Kaito nahm die Hand herunter und sah auf den immer noch schlafenden Detektiv hinunter. Anscheinend war dieser so stark am Schlafen, dass selbst Kaitos unruhiger Schlaf ihn nicht geweckt hatte.
Stirnrunzelnd besah er sich den Detektiv wie er so friedlich da lag. Der hatte es gut. Keine Albträume, sondern ein ruhiger Schlaf. Vielleicht träumte er ja gerade von Ran.
Bei diesem Gedanke fing augenblicklich seine Brust an zu schmerzen. Sie zog sich leicht zusammen.
„Was ist denn nur los?", murmelte Kaito verwirrt. Doch kaum hatte er diese Frage gestellt, drehte sich der Detektiv neben ihm unruhig auf die andere Seite und lag nun mit dem Gesicht in Kaitos Richtung.
Auf seiner Stirn erschienen Falten und nun begann Shin'ichi sich ebenfalls unruhig im Schlaf zu bewegen. Es schien, als hätte er genau wie Kaito nun einen Albtraum bekommen. Bei dem Albtraum, den sie gerade durchlebten war das auch kein Wunder.
Immer weiter wälzte sich der Detektiv herum und gab schmerzerfüllte Laute von sich. Er schien wirklich zu leiden.
Kaitos Stirn lag in Sorgenfalten.
„Hey, Tantei-kun", wisperte Kaito leise und streckte die Hand nach Shin'ichi aus. Kurz zögerte er, doch dann war er sich sicher, dass Shin'ichi aufgeweckt werden musste.
„Shin'ichi, wach auf", sagte der Dieb und griff bestimmend nach der Schulter von Shin'ichi. Diese rüttelte er. „Hey, Shin'ichi!"
Mit einem Mal schreckte der Detektiv hoch und klammerte sich verschreckt an Kaitos Arm fest.
Bestimmend nahm Kaito seine zweite Hand dazu und versuchte den total verschreckten und desorientierten Shin'ichi zu beruhigen.
Er umklammerte beide Schultern von ihm fest und drehte ihn so, dass er ihn zwingend ansehen musste.
„Shin'ichi, beruhig dich!", sagte Kaito mit ruhiger und leiser Stimme. „Alles gut, du bist nicht allein."
Als Shin'ichi begriff wo er war, beruhigte sich sein Herz und er atmete erleichtert auf.
„Mensch, der Traum war heftig", murmelte er und starrte, etwas geschafft, auf den Boden. Man merkte, dass er deutlich vermied Kaito anzusehen.
„Du hast mir einen ganz schönen Schrecken eingejagt, weißt du das?", warf Kaito ein. Er musste selber versuchen ruhig zu bleiben und nicht auszurasten.
„Wieso denn das?", fragte Shin'ichi irritiert und blickte nun wieder in Kaitos Augen. Sein Blick war stechend, aber auch sanft und noch etwas verwirrt.
„Es hat so ausgesehen als würde dich jemand im Traum foltern, so hast du rumgewehrt", meinte Kaito ohne jeden Spott in seiner Stimme.
Shin'ichi wurde knallrot.
„Danke fürs Aufwecken", murmelte Shin'ichi und sah wieder auf den Boden.
Die Hand, die er immer noch in einem von Kaitos Armen gekrallt hatte, löste sich nun und sank nun neben ihn.
„Kein Problem", meinte er nur.
Schnell nahm Kaito seine Hände von den Schultern seines Gegenübers. Er hatte sich wieder beruhigt, also gab es keinen Grund ihn weiter festzuhalten. Nur warum wiederstrebte Kaito dieser Gedanke so sehr?
Ein unangenehmes Schweigen breitete sich zwischen den Beiden aus, das nach ein paar Minuten von Shin'ichi gebrochen wurde.
„Warum bist du eigentlich wach?"
Der Meisterdieb überlegte. Sollte er ihm die Wahrheit erzählen? Es wäre immerhin nur fair. Schließlich hatte Kaito auch gerade einen wunden Punkt des Detektivs mitbekommen.
„Ich bin ebenfalls wach geworden", gab der Dieb schließlich zu. „Auch durch einen Traum."
Verdattert musterte Shin'ichi seinen Gegenüber. Also hatte der Meisterdieb anscheinend auch Probleme mit der Situation hier. Oder er hatte jemanden um den er sich sorgte und dass er davon geträumt hatte, wie ihm oder ihr etwas Schlimmes widerfahren war. Was auch immer es war, es musste ihm ebenfalls ziemlich zugesetzt haben, denn er sah wie Kaito noch leicht zitterte.
„Ist alles okay? Du zitterst etwas", sagte Shin'ichi besorgt, der kurzerhand beschlossen hatte ihn einfach zu fragen wie es ihm ging.
„Ja... es geht schon", erwiderte Kaito. Er wirkte etwas nervös und angespannt, was den Detektiv leicht beunruhigte, aber er wollte nicht weiter nachfragen.
„In Ordnung", meinte Shin'ichi dann nur und er merkte, wie ein Teil der Anspannung von dem Dieb abfiel. Wahrscheinlich, weil er nicht weiter nachgefragt hatte. „Wenn irgendetwas ist, sag Bescheid oder weck mich. Ich wollte mich nämlich noch etwas hinlegen. Hoffentlich diesmal ohne Albträume."
Der letzte Satz war kaum hörbar, aber doch vernahm Kaito ihn.
„Ist gut", sagte dieser und machte sich genau wie Shin'ichi wieder daran sich hinzulegen. Er suchte sich eine bequeme Position und drehte sich von seinem flüchtenden Partner weg. Dieser jedoch tat das nicht und lag mit dem Gesicht in Richtung Kaito. Das Gefühl seinen Blick auf seinem Rücken zu spüren war mehr als nur ungewohnt. Beinahe schon unheimlich.
„Nacht", flüsterte Kaito und machte die Augen zu.
„Nacht...", wisperte Shin'ichi, ließ jedoch seine Augen noch etwas offen. Er konnte es irgendwie nicht lassen auf Kaitos Rücken zu starren. Er zog ihn in seinen Bann wie ein neues Rätsel, das er lösen musste.
Und genau das war Kaito KID für ihn. Ein riesengroßes Rätsel. Auch, wenn sie sich nun unfreiwillig etwas näher kennengelernt hatten und miteinander geredet hatten, gab es dennoch viele Sachen, die er noch nicht über ihn wusste, jedoch unbedingt wissen wollte. Vielleicht war es, weil er ihn bis jetzt noch nicht festnehmen konnte oder seine Identität rausfinden konnte. Vielleicht lag es aber auch einfach daran, dass er ein würdiger Gegner war. Er wusste es nicht genau und konnte dieses Ungewisse nicht wirklich in Worte fassen. Aber er war sich sicher, dass dieses Interesse für Kaito KID, den Meisterdieb 1412, nur daher kommen konnte und von nichts anderem. Schließlich war er Detektiv und dieser Junge vor ihm sein Gegner, mit dem er nun leicht gezwungenermaßen zusammenarbeiten musste. Aber er war ihm dankbar. Ohne ihn hätte er sich wahrscheinlich von den Polizisten erst einmal abführen lassen müssen und konnte vor Ort nichts ausrichten, als irgendwie auf seine Unschuld zu plädieren, bis die genaueren Umstände des Todes von dem Mann untersucht worden waren. Außerdem wäre er ohne seine Hilfe wohl auf dem Berg dort verblutet, ja vielleicht sogar direkt tot gewesen, hätte dieser Irre mit Pistole ihn doch nochmal getroffen.
Mit einem leisen Lächeln auf den Lippen wisperte er ein kleines Wort.
Er war sich nicht sicher ob der Dieb vor ihm es noch gehört hatte, aber danach war er schon eingeschlafen.
Doch der Dieb hatte es gehört und schloss nun ebenfalls lächelnd die Augen.
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24 Stunden mit Kaito KID
RomanceAls Shin'ichi Kudo eines morgens einen seltsamen Brief in seinem Briefkasten findet und der Inhalt sich als Morddrohung entpuppt hatte, fuhr er sofort zum angekündigten Ort um dieses zu verhindern. Doch dort wird er nun vom dortigen Polizisten zusam...