18. Schmerz

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Draco schlief noch als sie erwachte. Seine Haare waren auf dem Kissen verteilt. Hermine lächelte glücklich. Sie befreite sich aus der Umarmung und setzte sich aufrecht hin. Ihr Blick viel auf die Uhr. Es war gerade einmal 6 Uhr. Dann wurde ihr klar was heute für ein Tag war. Die Beerdigung ihrer Mutter. Die Gefühle, die sie mit Hilfe von Draco erfolgreich verdrängt hatte, prasselten wie starker Regen auf sie ein. Tränen flossen ihr die Wange herab. Sie stand auf und versuchte ihre Schluchzer zu unterdrücken, damit Draco nicht aufwachte. Sie lief ins Badezimmer und schloss sich ein.

Hermine blickte in den Spiegel. Es war ihre Schuld. Sie hatte ihren Eltern ihre Tochter genommen. Sie hatte ihrer Mutter die restliche Lebenszeit verweigert. Wenn sie da gewesen wäre, hätte sie ihr vielleicht helfen können. Ihre Mutter war tot und sie hatte nichts besseres zu tun als sich mit Draco Malfoy bestens zu vergnügen! Wann war sie so herzlos und respektlos geworden?! Sie nutzte Draco als Ablenkung aus. Eine Ablenkung. Die Zeit zeigte ihr, dass dieser Mann, welcher im Bett lag und schlief, mehr als nur eine Ablenkung wert war. Wie kalt musste sie sein?! Draco litt und er war für sie da, weil er niemanden hatte und was machte sie?! Sie benutzte ihn.

Hermine machte das Wasser in der Dusche an. Dann ließ sie ihre Schluchzer raus. Voller Selbsthass warf sie den Seifenspender gegen den Spiegel. Es knallte und die Scherben fielen aus der Wand. Teils auf den Boden und teils in das Becken. Hermine nahm ein Stück des Spiegels und begutachtete sich darin. Sie bemerkte wie etwas Blut von ihrem Finger in das Becken tropfte. Entschlossen schob sie den Ärmel von Dracos Hemd hoch und begutachtete das Wort auf ihrem Unterarm. Sie war ein Schlammblut. Ein Monster. Wer tat seinen Eltern, die nie etwas falsch gemacht hatten, so etwas an?! Wütend über sich selbst, schnitt sie in ihre weiche Haut. Sie schrie leicht auf, hörte jedoch nicht auf sich schmerzen zu zufügen. Sie stolperte nach hinten in die Dusche und landete auf den Boden der Dusche. Sie legte ihren Kopf auf ihre Knien und weinte.

Durch das gepolter wurde der Blonde wach. Er blinzelte kurz und schloss die Augen wieder. Plötzlich schlug er seine Augen wieder auf, als er bemerkte, dass Hermine nicht neben ihm lag. Er vernahm die Wassergeräusche. Sie duschte. Er rieb sich über die Augen. Der Blonde stand auf und wollte ins Bad laufen, doch die Tür wollte sich nicht öffnen. Verwirrt versuchte er es erneut. Sie schloss nie ab. Der Zauberer klopfte an die Tür. „Granger?“

Er horchte. Weinte sie? Draco klopfte panisch gegen die Tür. „Granger mach die Tür auf!“, bat er jedes mal, doch nichts tat sich. Schnell holte er seinen Zauberstab und öffnete das herkömmliche Schloss mit einem Alohomora. Die Tür öffnete sich. Er sah die Scherben, Blut und das gesuchte Mädchen mit Klamotten schluchzend in der laufenden Dusche. Schockiert rannte er zu der Dusche und drehte den Hahn zu. Dabei wurder er selbst etwas nass. Er hockte sich zu ihr hin. Dann sah er ihren Blutenden Arm. Eilig schnappte er sich seinen Zauberstab und heilte ihre Wunden. „Bist du bescheuert, Granger?!“

Ein kurzes Déjà-vu spielte sich in seinem Kopf ab, nur mit vertauschten Rollen. Er schob einen Arm unter ihre Kniekehlen und trug das weinende Mädchen aus der Dusche. Draco setzte sie auf der Toilette ab und legte ihr ein Handtuch über die Schultern. „Es ist meine Schuld. Ich bin schuld, dass meine Mutter ihre letzten Tage nicht mit ihrer Tochter verbringen konnte. Ich habe ihnen die Entscheidung abgenommen. Sie ist in dem Glauben gestorben, keine Kinder zu haben! Ich kann das heute nicht. “

„Wenn du da nicht hingehst, breust du es irgendwann. Vertrau mir. Außerdem bist du an gar nichts schuld. Du wolltest sie nur beschützen. Und bei Merlin, hättest du es nicht getan und es wäre ihnen etwas passiert, dann würdest du auch hier sitzen. Du hast alles richtig gemacht. Ich hätte niemals den Mut besässen so etwas starkes zu tun. Das hätten die wenigsten.“

„Ich will es ihr sagen. Draco, ich muss es ihr sagen.“, flüsterte sie.
„Das kannst du und das wirst du. Nur nicht jetzt, okay? Noch ist deine Zeit nicht gekommen. Du hast noch dein ganzes Leben vor dir.“
„Aber ich-“
„Kein aber! Was würde deine Mutter sagen, wenn sie dich jetzt so sehen würde?“, fragte er und sah sie eindringlich an. Sie schloss ihren Mund.
„Sie würde vermutlich sagen, dass sie stolz auf dich ist. Dass du weiterleben sollst. Dass du stark bleiben sollst. Dass du dein Leben in allen vollen Zügen leben und genießen sollst. Sie wäre wahrscheinlich verdammt sauer, wenn du es nicht tun würdest.“, lächelte Draco und nahm ihre Hände in seine. Hermine musste tatsächlich lächeln. Sie nickte. Genauso würde ihre Mutter reagieren.

Ihre Unterlippe bebte. „Ich vermisse sie so schrecklich.“, schluchzte sie. Draco zog sie in die Arme. „Ich weiß.“, nuschelte er.
„Ich wünschte sie würde wissen, dass ihre Tochter bin und ich das alles nicht wollte.“

„Glaub mir, das weiß sie. Wahrscheinlich schüttelt sie in dem Moment den Kopf. Wahrscheinlich ist sie stolz so eine Tochter zu haben. Eine die eine unglaubliche Intelligenz besitzt, sich von niemandem etwas vorschreiben lässt, eine Heldin ist, eine unglaubliche starke liebenswerte schöne junge Frau ist, welche den Männern die Köpfe verdreht. Und deine Mutter weiß hoffentlich, was für eine gute Mutter sie doch war und das sie ihren Job hervorragend gemeistert hat.“

Sie nickte. „Wer weiß. Vielleicht steht sie gerade neben uns und sagt: Mensch Kind, dieser äußerst attraktive Mann hat absolut recht!“, scherzte er und sie lachte tatsächlich leicht. Ihre Mutter wäre von Draco bestimmt begeistert gewesen und sie würde schon die Hochzeit planen. „Aber vorallem würde sie sagen, dass sie dich liebt und stolz auf dich ist. Sie würde dir vergeben und dich verstehen. Sie würde sagen, dass du ein viel zu hübsches Gesicht hättest und lieber lachen solltest, als zu weinen.“, Draco wusste selber nicht, woher diese Worte kamen. Wahrscheinlich würde das seine Mutter sagen. Hermine umarmte ihn fest und Draco drückte sie an sich. Wenn er Granger verlieren würde, würde ihn nichts mehr hier halten.

Hermine dachte über Dracos Worte nach. Er hatte recht. Sie war sich sicher, dass ihre Mutter das Pärchen anlächelte und beiden einen Kuss auf die Wange drücken würde.

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