James
"Also brauchst du im Moment keine Ablenkung? Keinen Ausgleich?"
"Wenn ich so darüber nachdenke... Im Moment ist alles was gerade passiert anstrengend genug. Noch bin ich zu verloren, um über einen Ausgleich nachzudenken."
Ich starre mit fester Miene auf die Decke meines Schlafzimmers. Was hatte ich mir auch überhaupt erhofft? Dass sie sagt, dass sie doch einen Ausgleich braucht und genau ich dieser wäre?
Wie konnte ich nur in dieser Situation enden?
Nun gut, ich habe es ihr selbst angeboten, dieses kleine Spiel zu spielen, da ich ihr wirklich helfen will. Zwar tue ich mich etwas schwer damit, genau ihre familiäre Situation zu verstehen, doch nach dem heutigen Tag kann ich mich etwas mehr in ihre Lage versetzen. Ihre Mutter scheint wirklich viel von ihr zu erwarten und dass sie ihnen so etwas vorspielen muss erklärt wohl so einiges.
Scheinbar habe ich es doch genossen Zeit mit ihrer Familie und vor allem ihr selbst zu verbringen. Auch wenn ich etwas mehr verstehen konnte, wie sehr sie sich schwer mit ihrer Mutter tut, sind sie eigentlich ganz nette Menschen. Zumindest wenn ich für einen Moment vergesse, dass sie mit Derek zusammenarbeiten. Nun gut, wahrscheinlich haben sie auch nicht solche Differenzen mit ihm, wie ich.
Vielleicht sollte ich mir nicht so viele Gedanken machen, schließlich muss ich nur noch den morgigen Tag überstehen und dann kann ich mich wieder meinem normalen Leben wenden.
Das hoffe ich zumindest.
Am nächsten Morgen begebe ich mich nachdem ich mich fertig gemachte habe in die Küche, um mich um das Frühstück zu kümmern. Eigentlich hätte ich entsprechendes bestellt und nach Hause liefern lassen, jedoch denke ich nicht, dass Hailey damit einverstanden wäre. Als ich mich der Küche nähere höre ich Musik, welche immer lauter wird. Meine Vermutung, dass Hailey wohl schon mir vorgekommen ist, bestätigt sich, als ich sie an der Kücheninsel sehe. Sie scheint mich nicht bemerkt zu haben, da sie weiterhin etwas Obst schneidet und leise zum laufenden Song summt. Ich erwische mich dabei, wie sich ein Lächeln auf meinen Lippen bildet, als ich für einen einen kurzen Moment im Rahmen verweile und sie beobachte. Ich kann mir nicht einreden, dass mir dieser Anblick... diese Vorstellung, dass dies mein Alltag sein könnte, nicht gefällt.
"Guten Morgen."
Sie lässt vom Obst ab und blickt auf zu mir.
"Oh... James, hey. Ich habe dich gar nicht kommen hören."
"Die Musik kann ich ja auch bis in mein Schlafzimmer hören."
"Ha ha... Sehr lustig."
Sie wendet sich wieder an ihre Arbeit, doch ich kann erkennen, dass sie sich selbst kein Grinsen verkneifen kann. Es ist schon bereits einiges vorbereitet. Sie muss wohl recht früh aufgestanden sein.
"Bei was kann ich dir noch helfen?"
"Du kannst den Tisch decken, wenn du magst? Ich bin eigentlich schon fertig."
Gesagt, getan.
"Das ist alles wirklich sehr köstlich."
Caren scheint sichtlich von dem Tisch beeindruckt zu sein. Natürlich hat sie da Recht.
"Das haben wir alles Hailey zu verdanken."
Ich nehme ihre Hand in meine und sehe lächelnd zu ihr. Für einen kurzen Moment scheint sie überrascht zu sein, jedoch fängt sie sich genau in dem gleichen Moment wieder. Ich merke, dass es ihr etwas schwer fällt, so tun als ob wir ein Paar werden, weshalb ich versuche den ersten Schritt zu machen, ohne ihr dabei zu Nahe zu treten. Ganz so einfach fällt es mir zwar nicht, doch war es meine Idee ihr so zu helfen.
"Nicht ohne deine Hilfe."
Sie schenkt mir ebenfalls ein leichtes Lächeln, während sie mir in die Augen blickt. Für einen Moment denke ich, dass das echt ist. Die Wärme, die von ihr ausgeht.
Verlier dich nicht!
"Das ist so schön zu sehen, dass ihr euch so gut versteht."
"Mom, wo möchtet ihr denn heute hin?"
Hailey geht gar nicht auf die Aussage ihrer Mutter ein und wechselt das Thema, was auch mich wieder zurück in die Realität schwingt. Ich nehme meine Hand von ihrer und greife nach meiner Kaffeetasse. Währenddessen versuchen sich Hailey und ihre Mutter darauf zu einigen, welche Sehenswürdigkeiten ihre Eltern sich ansehen wollen. Heute würden wir ihnen die Stadt zeigen.
So sitze ich gerade hinter dem Steuer meines Wagens und such nach einem gescheiten Parkplatz. Auch wenn ich für einen kurzen Moment wirklich dachte, dass sie sich gar nicht einigen würden, lockerte Haileys Vater die Stimmung auf und brachte sie dazu, sich zu einigen.
"Ich kann nicht glauben, dass wir nicht schon früher im Times Square waren."
"Caren, du weißt doch, dass wir meistens nicht viel Zeit in New York verbringen konnten."
Hailey verdreht ihre Augen.
"Was ein Wunder..."
Ich verkneife es mir sie zu fragen, wieso sie so reagierte. Es hat keinen Sinn die Stimmung weiter anzuspannen.
"James, du hast bestimmt schon all diese Sehenswürdigkeiten x Mal gesehen, oder?"
Mittlerweile laufen wir durch den Central Park. Während Caren und Hailey einige Meter vor uns her gehen, unterhalte ich mich mit ihrem Vater.
"Tatsächlich nicht so wirklich. Natürlich habe ich über die Jahre alles besucht, jedoch nicht wirklich öfter als ein bis zwei Mal."
"Ist das denn nicht immer so? Es ist immer etwas anderes, wenn man nicht in demselben Ort wohnt."
Ich nicke zur Bestätigung. Er hat recht. Meine Eltern haben uns als wir Kinder waren alles gezeigt. Doch je älter wir wurden, hatten wir auch immer weniger Zeit.
"James?"
Eric bleibt stehen und sieht mich mit einer ernsten Miene an. Ich gehe zwei Schritte zurück zu ihm.
"Ich bin wirklich mehr als nur froh, dass Hailey dich kennengelernt hat."
Seine Worte sind vertraut und aufrichtig. Während ich mich darüber freuen sollte, kann ich dieses komische Gefühl nicht unterdrücken. Ich zwinge mich zu einem lächeln, während ich dennoch schlucken muss.
"Natürlich hat sie hier Ben und wahrscheinlich noch andere Freunde, die ich nicht kenne. Aber dennoch ist sie meine Tochter und ich mache mir Sorgen, dass sie allein in solch einer großen Stadt ist. Doch weiß ich nun, dass sie dich an ihrer Seite hat. Das nimmt mir meine Sorgen."
Er legt seine Hand auf meine Schulter. Ich erkenne, dass er sich wirklich sehr um seine Tochter sorgt. Er ist nun mal der Ehemann seiner Frau. Versucht alles im Griff zu behalten. Die unschönen Momente zu vermeiden.
"Du hast mein Wort."
Egal, wie es ausgeht. Egal, ob mein Herz bricht. Ich würde mein Wort nicht brechen. Ich würde alles tun für seine Tochter.
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I Want You 2.0
ChickLit"You got the key to my heart and I got the key to your apartment. Would you let me in or I'm breaking in." I Want You 2.0 ist die überarbeitete neue Version meiner gleichnamigen Geschichte ‚I Want You'. Diese neue Version enthält eine komplett neue...