Kapitel 43

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Hailey

Mit den endgültigen Ausfertigungen der nächsten Kampagne bewaffnet gehe den Flur zum Büro von Jules entlang. 

"Hey! Setz dich doch, ich muss noch schnell diese E-Mail zu ende schreiben."

Jules winkt mich in in ihr Büro, als sie kurz von dem Bildschirm ihres PC aufschaut, um nur so schnell wieder ihren Blick auf diesen zu richten. 

"Ich habe echt keine Lust mehr! Als würden sich meine Überstunden nicht bereits aufstauen, habe ich nicht mal die Zeit, diese aufzubrauchen."

Kopfschüttelnd tippt sie weiter.

"Wenn du willst können wir das Projekt auch morgen besprechen. Es muss erst nächsten Montag raus."

Biete ich ihr an, doch sie schüttelt erneut mit ihrem Kopf.

"Nein, nein. Lass es uns heute zu ende besprechen. Morgen habe ich ein Meeting mit einem Klienten auswärts. Obwohl... Wahrscheinlich werde ich danach noch ins Büro kommen, weil Mr. Adams das Projekt für diesen neuen Freizeitpark am Montag vorgelegt haben möchte und ich noch mit Ethan die Animationen besprechen muss."

Jules spricht so schnell, dass ich selbst schon fast vergesse zu atmen, während ich ihr konzentriert zuhöre.

"Manchmal könnte ich Mr. Adams echt den Kopf abreißen."

Mit letzten Klicken schickt sie die E-Mail ab. Sie atmet einmal tief durch und lehnt sich in ihrem Stuhl zurück. 

In den letzten Tagen habe ich völlig vergessen, dass James weiterhin Mr. Adams ist und sich in seiner Arbeitswelt grundsätzlich nichts ändert. Er ist und bleibt weiterhin James Adams.

"Lass dich nicht so von ihm stressen. So schlimm ist er gar nicht."

Jules sieht mich mit einem fragenden Blick an.

"Habe ich etwas verpasst oder warum hast du den Eindruck, dass er eigentlich gar nicht so schlimm ist? Das letzte Mal, soweit ich mich erinnern kann, hat er sich unmöglich in Tokyo benommen und dir auch jede Arbeit aufgetischt, die es gab."

Ich zucke mit den Schultern. Jules ist zwar eine nette Kollegin und mir auch sehr sympathisch, aber ich denke nicht, dass ich ihr bereits mein Verhältnis zu James anvertrauen könnte. Ohnehin ist es noch sehr neu und nicht offiziell oder gar ernst.

"Naja, egal."

Sie fährt sich mit ihren Händen durch ihre dunklen Haare und blickt zur Mappe in meiner Hand.

"Was hattet ihr euch überlegt?"

Ich erzähle ihr von unseren Vorstellungen, doch meine Gedanken verweilen bei James. Für einen Moment habe ich vergessen, wie er eigentlich ist. Wie seine Mitarbeiter ihn sehen... Dass er der berühmt berüchtigte CEO James Adams ist. 

Noch nie hatte es mich interessiert, was andere Menschen von mir dachten. Zumindest Menschen, die mich nicht wirklich kannten. 

Würde es mit James ernster werden? 

Würden wir eine Beziehung führen?

Würde James damit offen umgehen?

Wenn ich daran denke, dass genau aus diesem Grund in der Vergangenheit einiges schief gelaufen ist, erscheint es mir sehr fragwürdig. Ich kann mir nicht vorstellen, dass James dann offen mit unserer Beziehung umgehen würde.

Doch während mein Verstand mir sagt, dass es nachvollziehbar ist und eine private Beziehung nichts tragisches ist - wenn man seinen Status bedenkt-, kann ich den einen herben, schmerzhaften Teil in mir nicht ignorieren. 

Auch wenn ich daran denke, was alle von mir... Von uns denken würden, wird mir schlecht. Die meisten Mitarbeiter müssten von James vorheriger Beziehung gewusst haben. Was würden sie nun jetzt sagen? 

Das sollte dir egal sein!

Doch das ist leichter gesagt als getan.

"Hailey, alles okay?"

"Hm?"

Ich bin so sehr in meinen Gedanken versunken gewesen, dass ich gar nicht mitbekommen habe, was Jules mir sagte.

"Tut mir leid."

"Schon okay. Mr. Adams gibt wohl nicht nur mir die ganze Arbeit."

Sie klappt die Mappe zu und blickt erneut zu mir hoch.

"Ich werde morgen eure Vorstellungen weiterleiten. Das sollte alles schnell umgesetzt werden können, sodass es Mr. Adams Montag vorgelegt werden kann. Lass uns Feierabend machen."

Erst jetzt bei ihrem erschöpften Anblick, merke ich wie erschöpft ich selbst bin. 

"Okay, das klingt nach einem Plan."

Ich verabschiede mich schnell von ihr, um in mein Büro zu gehen. Es war echt ein langer Tag, doch meine Gedanken bezüglich James erschöpften mich mehr als die Arbeit selbst. 

Vielleicht ist es doch keine gute Idee mit ihm zusammen zu arbeiten. 

Du hättest dich mit deiner Kündigung durchsetzen müssen!

"Fuck..."

Ich schließe die Tür meines Büros hinter mir und lehne mich gegen diese. 

"Tief durchatmen, Hailey. Du machst dir viel zu viele Gedanken."

Ich schließe meine Augen und atme einmal tief durch, da klopft es plötzlich an meiner Tür, sodass ich erschrocken von dieser wegtrete.

"Ja?"

Ich greife nach dem Griff und öffne die Tür.

"Wow, ich dachte nicht, dass du mich direkt an der Tür empfängst."

"Und ich dachte nicht, dass du um diese Uhrzeit noch im Haus wärst."

Etwas erleichtert atme ich aus, als ich Jaden vor mir sehe. Der Gedanke, dass es James sein könnte, stresste mich mehr als mir klar war.

"Ich hatte noch einiges zu erledigen."

Zuckt er mit den Schultern, ehe er mich skeptisch mustert.

"Ist alles in Ordnung?"

"Ja, wieso fragst du?"

Ich weiche seinem Blick aus, indem ich zu meinem Schreibtisch gehe und beginne meine Sachen zusammenzupacken. 

"Naja, du siehst so aus als hättest du ein Gespenst gesehen... Oder nein warte! Hat mein Bruder wieder irgendetwas angestellt?!"

"Jaden!"

Erschrocken blicke ich zur Tür, da mir als erstes der Gedanke einfällt, dass ihn jemand durch die noch offene Tür gehört haben und es falsch verstanden haben könnte.

Jetzt verschränkt er seine Arme vor seiner Brust.

"Was ist denn los? Habe ich etwas falsches gesagt?"

Seufzend schultere ich meine Tasche und gehe erneut um den Tisch zu ihm rüber.

"Nein. Es ist nur, dass es jemand falsch verstehen könnte."

Gebe ich kleinlaut zu. Für einige Sekunden blickt er nur stumm zu mir.

"Ist das nicht egal? Es gibt in der Firma keine Regel, die eine Beziehung zwischen Mitarbeitern verbietet."

"Ja... Nein... Das ist es nicht. Ich..."

Frustriert darüber, dass ich meine Gefühle nicht in Worte fassen kann und dass ich mich in so einer Situation befinde, blicke ich nur an die Decke meines Büros und versuche meine Gedanken zu ordnen.

"Du weißt es."

Mein Blick schellt sofort zu Jaden.

"Was?"

Erschrocken über seine Miene, versuche ich diese zu analysieren, ob er das meint.

"Du weißt über Allison bescheid."

I Want You 2.0Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt