Kapitel 34

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Hailey

Ich schalte den Motor meines Wagens aus und lehne mich in den Sitz. Es ist das Richtige. Nach all dem kann ich nicht hier arbeiten, als wäre nichts geschehen. Das ganze Wochenende über war er wirklich mehr als nur nett mit seiner Hilfe. Ich kann noch immer nicht glauben, dass er mir helfen wollte. Welcher Vorgesetzter mischt sich in das Privatleben seiner Angestellten ein und das in solch einem Maß? Ich werde einfach das Gefühl nicht los, dass da vielleicht doch etwas mehr dran sein könnte. Schließlich schwirrt mir seine vorherige Beziehung noch in den Gedanken. Auch wenn ich weiß, dass es mich nichts angeht... Kann es sein, dass er sich mir nähern möchte? Zugegeben war er zu Beginn mehr als nur unausstehlich, doch davon sehe ich nichts mehr. Die letzten Tage habe ich wirklich mit ihm genossen und mir ist bewusst, dass da etwas ist.

Das redest du dir nur ein!

Ich schnappe mir meine Tasche und steige aus dem Auto. Ben wird total sauer sein. Jaden wohl auch, dass ich ihnen nicht zuvor schon meine Entscheidung mitgeteilt habe. Aber so ist es einfacher. Meine Probezeit ist bald rum. Noch zwei Wochen müsste ich nach meiner Kündigung arbeiten. Das werde ich wohl noch schaffen. Auch wenn mich ein Teil meines Verstands dran hindert zu kündigen, weil es weiß, dass ich solch einen Job nicht so schnell wieder finden würde, ist der andere Teil mehr als nur überzeugt, dass es die richtige Entscheidung ist. 

In meinem Büro lege ich meine Tasche und meine Jacke ab ehe ich zu dem Umschlag, in welchem sich meine Kündigung befindet greife. Für einen Moment überdenke ich dies noch einmal. Doch ich komme zu dem Entschluss, dass ich das nicht kann. Nach all dem kann ich das nicht. Während ich mich zu James Büro begebe denke ich darüber nach, wie ich meinen Eltern erklären kann, dass ich nicht mehr hier arbeiten werde und dass ich keine Beziehung mehr zu James habe. Meine Mutter wird auf jeden Fall weiter nach haken, aber vielleicht lässt sie mich danach auch wieder in Ruhe. 

"Hi, ist Mr. Adams in seinem Büro?"

Frage ich Ms. Montgomery. 

"Ja, allerdings hat er in einer halben Stunde einen Termin."

"Alles gut, es wird nicht lange dauern. Ich möchte nur kurz etwas mit ihm besprechen."

Sie nickt und ich gehe zur seiner Tür. Nachdem er mich herein bittet betrete ich sein Büro.

Jetzt oder nie...

Es ist der gewohnte Anblick; Mr. Adams konzentriert an seinem Schreibtisch. Erst als ich die Tür hinter mir schließe sieht er von den Akten auf. Ich erkenne, dass er überrascht ist mich hier zu sehen. 

"Ich hoffe ich störe Sie nicht. Ich würde nur gerne etwas mit Ihnen besprechen."

Er schließt die Akte, die er bis vorhin gelesen hatte und deutet mir mit einer Handbewegung, dass ich mich setzen sollte.

"Ich höre."

Er lehnt sich zurück und sieht mich fragend an. Ich kann nicht anders als zunächst zu schlucken. Wieso fällt es mir schwerer als ich es dachte?

"In den letzten Wochen habe ich sehr viel hier bei Ihnen lernen können und ich bin wirklich dankbar für die Chance, die Sie mir gegeben haben."

Ich blicke auf den Umschlag in meinen Händen. 

"Ich denke allerdings, dass es hier bei der Adams Company nicht mein richtiger Platz ist."

Ich blicke auf und überreiche ihm mit fester Überzeugung meinen Umschlag. Stirnrunzelnd blickt er zunächst nur auf den Umschlag. Er öffnet ihn nicht. Er blickt lediglich für einen Moment drauf. Langsam werde ich nervös. Meine Selbstsicherheit beginnt mich langsam zu verlassen. Wieso sagt er denn nichts? Wahrscheinlich ist er nun überrumpelt, dass ich ihm zuvor gekommen bin. Ich bin mir sicher, dass er mich heute sowieso gekündigt hätte. Also wieso sollte ich es nicht selbst tun? 

"Ich sollte dann gehen."

Ohne eine jegliche Reaktion von ihm zu erwarten stehe ich auf und möchte zur Tür gehen, als er meinen Namen sagt.

"Hailey, warte."

Ich stoppe in meiner Bewegung und wende mich zu ihm. Er legt den noch immer ungeöffneten Umschlag auf seinem Schreibtisch ab und kommt in wenigen Schritten zu mir. Er ist unerwartet ruhig. Nun, ich habe nicht erwartet, dass er außer sich sein würde, aber es erscheint mir schon zu ruhig.

"Wieso?"

Fragt er mich nur. Wieso was? Meint er es ernst? 

"Ich denke einfach nicht, dass es richtig ist weiterhin hier zu arbeiten. Verstehen Sie mich nicht falsch, aber...-"

"Lass den Mist, Hailey! Sag mir, wieso du kündigen willst. Wieso jetzt?"

Ich schlucke. Es war meine letzte Möglichkeit eine gewisse Distanz zwischen uns zu bringen, wenn ich ihn formell anspreche. Mir ist bewusst, dass er das meint. Und genau diese letzte Möglichkeit nimmt er mir nun.

"Ich kann das einfach nicht, okay? Ich habe dich in so eine verkorkste Situation gebracht. Da kann ich doch nicht erwarten, dass James Adams mich weiterhin bei sich beschäftigen wird!"

Er sieht mich ungläubig an. 

"Ach, so ist das nun also. Stimmt, James Adams ist kein Mensch. James Adams kann keine eigenen Entscheidungen treffen. James Adams kann jemandem nicht helfen. James Adams hat kein Herz."

Er ist sichtlich wütend. Erst jetzt realisiere ich, dass ich ihn wohl verletzt haben muss. 

"Ich...- Das wollte ich nicht."

Gebe ich ehrlich zu. Ich wollte ihn auf gar keinen Fall verletzen. Für einen Moment sagt keiner von uns etwas. Er blickt mir nur in meine Augen und da ist schon wieder dieses Gefühl, was ich zuvor auch schon mal bei ihm gefühlt habe.

"Du weißt doch, dass es meine Idee war. Ich habe eher dich dazu angestiftet. Wieso denkst du, dass es andersrum ist? Wieso nutzt du es als deine Ausrede?"

Er löst seinen Blick nicht von mir, während er ruhig seine Frage stellt. Er hat recht, es war seine Idee. Er hat mich dazu überredet. Wieso hakt er so sehr nach? Er wollte mich doch sowieso kündigen, wieso durchlöchert er mich so? Oder wollte er es gar nicht...?

"Es ist mir einfach unangenehm. Ich möchte nicht jeden Tag zur Arbeit kommen und dass es zwischen uns so unangenehm angespannt ist. Außerdem hast du beim Essen mit meinen Eltern deutlich gemacht, dass meine Probezeit bald vorüber ist und du mich nicht übernehmen würdest. Schließlich war ich sowieso nicht deine erste Wahl, nicht? Hätte Ben es nicht angesprochen wäre ich erst gar nicht hier!"

Langsam werde ich auch sauer. 

"Ich habe es nur gesagt, weil es nicht angebracht ist mit seinen Angestellten auszugehen."

Er hat recht. Er hat das alles nur angesprochen, weil meine Eltern ihn durchlöchert haben. Erst jetzt wird mir klar, wie sehr mich diese Aussage von ihm getroffen hat. 

"Und ja. Hätte Ben es nicht angesprochen hätte ich mir deine Bewerbung erst gar nicht angesehen. Ja, ich hätte dich sonst nicht eingestellt. Aber genau das war mein Fehler. Du hast mir in dieser kurzen Zeit bewiesen, wie sehr du für diesen Posten geschaffen bist. James Adams macht nun auch mal Fehler."

Ich schlucke. Mein Herz klopft viel schneller als es mir lieb ist. 

"Und ich bin gerade dabei einen weiteren zu begehen."

Er macht einen weiteren Schritt auf mich zu. Mir wird erst jetzt bewusst wie nah wir uns eigentlich sind. Ich will ihn fragen was er meint, doch soweit kommt es nicht, da plötzlich seine Hände mein Gesicht umfassen und er seine Lippen auf meine legt. 

I Want You 2.0Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt