Kapitel 5

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Hailey

Normalerweise würde ich ihm meine Meinung klar und deutlich direkt ins Gesicht sagen. Aber er ist leider mein Chef und es ist mein erster Arbeitstag. Deswegen sitze ich nun hier mit ihm in eine Restaurant, was mir wahrscheinlich viel zu teuer für mein Budget wäre, und starre auf die Karte. Viel lieber würde ich mit Ben meine Mittagspause verbringen, doch bleibt mir eine andere Wahl?
Ich entscheide mich für ein Gericht und Klappe die Karte zu, um dann nur diese auf den Tisch zu legen. Zu meinem verwundern stelle ich fest, dass Mr. Adams seine Karte gar nicht angerührt hat und zu mir rüber sieht. Hat er mich die ganze Zeit angestarrt?

„Haben Sie sich entschieden?"

„Ich denke... ja."

Ungelogen bin ich etwas eingeschüchtert von ihm. Und nun gibt er irgendwem ein Handzeichen und schon befindet sich eine junge Kellnerin an unserem Tisch. Dass er so eine Autorität auch außerhalb seiner Firma hat, ist wirklich einschüchternd.

„Ich hätte gerne die 55 und ein Wasser, bitte."

Sage ich der Kellnerin meine Bestellung. Sie ist sehr hübsch, jedoch ist ihr übertriebenes Lächeln nicht so hinreißend, wie sie es zu denken mag. Sie nickt nur und notiert es sich, ist jedoch mit den Augen die ganze Zeit bei Mr. Adams. Dass er wirklich attraktiv ist habe auch ich verstanden, aber ihn direkt so anzuschmachten ist eine andere Sache. Etwas genervt lehne ich mich zurück und beobachte, wie Mr. Adams ohne ihr Lächeln zu erwidern seine Bestellung aufsagt.

„So, was möchten Sie wissen?"

Diese ganze Situation ist mir mehr als nur unangenehm. Wieso will er mich kennenlernen? Er hat meinen Lebenslauf und meine Bewerbung mit all meinen akademischen Informationen. Was interessiert ihn der Rest?

„Sie haben an der NYU studiert. Kommen Sie auch aus New York?"

„Nein, ich komme aus Atlanta."

„Also leben sie allein in New York?"

Ich blicke von meinem essen auf, um nur dann seinen Blick zu treffen. Hat er mich das gefragt, wegen meinen Eltern oder versucht er meinen Beziehungsstatus zu erfahren?

Wieso sollte ein Chef dies von seinem Angestellten wissen wollen?

„Ja, meine Eltern wohnen noch in Atlanta. Ich bin für das Studium nach New York gekommen."

Er nickt und fragt mit formelle Dinge über mein Studium, aber auch Dinge wie, wieso ich mich dafür entschieden habe. Ich antworte ihm zu jeder Frage, dennoch scheint es mir nicht als wäre das Gespräch aufgelockert worden.
Endlich sind wir mit unserem Essen fertig und Mr. Adams ruft die Kellnerin von vorhin herbei, damit sie uns die Rechnung geben kann. Er greift nach seinem Handy, welches sich in der Innentasche seines Jackets befindet und beginnt drauf los zu tippen. Ich will nicht, dass er denkt, dass ich starren würde. Also sehe ich mich etwas im Restaurant um. Mein Blick fällt auf die Kellnerin, die an der Kasse steht und die Rechnung auszudrucken scheint. Sie legt diese dann in ein kleines Buch und noch einen Zettel. Sie will ihm doch nicht etwa wirklich ihre Nummer zustecken? Wieder mit diesem übertriebenen Lächeln bewaffnet kommt sie zu unserem Tisch. Ich greife nach meiner Tasche, um mein Portemonnaie herauszuholen. Ich will es gerade öffnen, da spüre ich eine Hand auf meiner. Ich hebe meinen Blick ein weiteres Mal und treffe auf seine grünen Augen.

„Ich habe Sie eingeladen. Packen Sie es wieder weg."

Ich kann nicht anders als zu nicken und das zu tun was er mir sagt. Jedoch hat sich seine Berührung in mein Gehirn gebrannt. Das ist mir zu viel Körperkontakt, weil, wenn es auch nur eine kleine Geste ist, er mich etwas fühlen lässt.
Außerdem kann er ruhig bezahlen. Immerhin hat er mich während meiner freien Zeit her geschleppt. Zugegeben war das Essen köstlich und so schlimm war es nun auch nicht, auch wenn er mich nun viel mehr verwunderte als vorher.

„Vielen Dank."

„Nichts zu danken."

In der Zeit ist endlich die Kellnerin angekommen und sieht nun wieder nur Mr. Adams schmachtend an. Er hingegen würdigt ihr keinen Blick und öffnet das kleine Buch, um sich die Rechnung anzusehen. Aus seinem Portemonnaie legt er einige Scheine rein und schließt das Buch wieder. Sie hat ihm doch ihre Nummer mit reingelegt oder nicht? Er reicht es ihr wieder und sie das erste mal richtig an.

„Das nächste Mal können Sie ihre Nummer für sich behalten. Hätte ich Interesse hätte ich Sie wohl persönlich danach gefragt, hm?"

Wow, das war echt harsch, aber auch gerecht. Sie hat ihn ja förmlich mit den Augen ausgezogen und angeschmachtet. Er wendet seinen Blick nun zu mir und erst jetzt merke ich, wie ich ihn die ganze Zeit angestarrt habe.

„Gehen wir?"

Ich nicke nur und stehe auf, während ich nach meiner Tasche greife. Die Kellnerin ist verschwunden, was ich ihr nicht verüble. Mir wäre das total peinlich, wobei ich erst gar nicht so etwas tun würde. Schon gar nicht, wenn ein Mann mit einer weiblichen Begleitung dort sitzt. Wir haben zwar nur eine geschäftliche Beziehung, aber dennoch. Wie ein gentleman hält er mir ein weiteres Mal die Tür auf, bevor er selber auf die Fahrerseite seines Autos steigt.

„Ich hoffe es hat Ihnen geschmeckt."

„Ja, es war echt köstlich. Vielen Dank."

Er nickt nur und sieht weiter zu Straße. Nach einigen Minuten kommen wir dann auch an. Er überreicht die Schlüssel an den Valet und betretet mit mir das Gebäude. Insgeheim hoffe ich, dass er nicht in den Aufzug steigen muss, da die angespannte Luft zwischen uns wirklich etwas unangenehm wird, doch was will er im Erdgeschoss? So stehe ich nun mit ihm alleine in dem Aufzug und warte darauf, dass ich in meinem Stockwerk ankomme. Zu meinem Glück hält de Aufzug im zweiten Stock direkt wieder an, da einige Männer mit einsteigen. Die begrüßen kurz Mr. Adams und blicken weiter nach vorne. Somit stehen wir beide ziemlich hinten an der Wand des Aufzuges. Zwei weitere Stockwerke später steigen diese aber wieder aus, so dass wir nun wieder alleine sind.

Noch vier Stockwerke, dann ist es vorbei.

Ich lehne mich an die Wand und schließe meine Augen. Was ist nur los mit mir? Wie kann ein Mann nur so einschüchternd sein? Es wäre mir viel lieber, wenn ich ihn gar nicht sehen müsste.

„Was ist los, Ms. Fraser? War ihr erster Arbeitstag bis jetzt schon so anstrengend?"

Höre ich da etwa Belustigung in seiner Stimme? Ich öffne meine Augen und stelle mich gerade hin, jedoch würdige ich ihm keinen Blick.

„Natürlich, ich habe noch einiges zu tun und wie ich feststelle hätte ich vor einer Dreiviertelstunde bereits wieder in meinem Büro sitzen müssen."

Es stimmt, wir saßen wirklich sehr lange in dem Restaurant, was ich aber erst gemerkt hatte als wir wieder im Auto saßen.

„Und deswegen schauen Sie mich nicht mehr an?"

Seine Belustigung scheint wohl nicht aufzuhören, aber ich habe wirklich keinen Nerv weiter mit ihm darüber zu diskutieren. Zu meinem Glück hält der Aufzug nun in dem achten Stockwerk an und ich steige aus.

„In der Stadt hatten Sie doch auch kein Problem damit mich anzustarren."

Erschrocken drehe ich mich um und sehe in sein grinsendes Gesicht. Ich weiß nicht was mich mehr überrascht. Dass er da tatsächlich lässig an der Wand gelehnt mich grinsend ansieht oder dass er es wirklich angesprochen hat. Ich öffne meinen Mund, kann jedoch nichts sagen, da sich die Türen wieder schließen und er mit einem siegreichen Ausdruck weiter fährt.

Oh mein Gott.

I Want You 2.0Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt