Kapitel 22

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Hailey

"Ben, sei froh, dass du mein Cousin von meiner Vaterseite bist."

"Ich verstehe was du meinst, aber sei nicht so nachtragend. Deine Mom ist nunmal... speziell."

Ich nehme mir etwas von meinem Mittagessen. Es ist mein erster Arbeitstag wieder in New York, nachdem wir aus Tokyo zurück gereist sind. Ben hatte die Idee unsere Mittagspause zusammen zu verbringen und so nutze ich den Moment um ihm von allem zu erzählen.

"Wie auch immer."

Wechsle ich das Thema.

"Sag mal, was ist das Problem mit Derek Carter."

Ben sieht mich erschrocken an. Ich wusste doch, dass da noch was anderes ist.

"Und ich will die Wahrheit wissen."

Er seufzt und legt seine Gabel weg, um nur dann mich direkt anzusehen.

"Was zwischen ihm und Mr. Adams ist, ist etwas persönlich. Vor zwei Jahren hatten wir eine Mitarbeiterin. Sie war ziemlich gut in ihrem Job und auch wirklich ehrgeizig. Eines Tages hat er ihr ein Angebot gemacht, so wie er es bei dir getan hat. Und sie hat es angenommen."

"Er hat also der Adams Company eine Mitarbeiterin gestohlen? Was ist bitte daran persönlich?"

"Sie war mit Mr. Adams verlobt."

"Was?!"

Schockiert sehe ich zu meinem Cousin. James hatte etwas mit seiner Angestellten?

"Mr. Adams war schon immer diszipliniert und hat seine Arbeit ernst genommen. Jedoch war er nie so streng. Erst nachdem das passiert ist, hat er noch stärker auf die Trennung seines Privatlebens und Arbeitslebens geachtet. Schon vorher hat er darauf geachtet, wieso du in den Medien nie etwas davon finden würdest."

Ben nimmt einen Schluck von seinem Wasser, ehe er weiter spricht.

"Wir wussten alle, dass sie damals Mr. Adams nicht so sehr geliebt hat wie er sie."

"Sie hat sich also hoch geschlafen?"

Er nickt.

"Und hat ihn sofort verlassen, als Derek Carter kam."

"Also ist diese Anspannung, weil er ihr die Frau ausgespannt hat?"

Ein erneutes Nicken. Das habe ich nun wirklich nicht erwartet. Mr. Adams hatte etwas mit seiner Angestellten? 

"Wieso hat er sich dann auch mir genähert...?"

Ich stelle diese Frage eher mir als Ben.

"Was?"

"Ich weiß es auch nicht genau, nur..."

Ich erzähle ihm von all dem was in Tokyo passiert ist. Wie sauer er auf der Gala war, wie er mir aus dem Restaurant gefolgt ist und unsere Begegnung im Hotel. 

"Er hat dich geduzt?"

Ben sieht mich ungläubig an.

"Ja."

"Oh man. Ich kenne ihn zu wenig, um das richtig deuten zu können. Ich glaube du musst mit Jaden drüber reden."

Ich schüttle meinen Kopf.

"Das ist nicht nötig. James ist mein Vorgesetzter, mehr nicht. Und nur weil wir uns bei ein zwei Gläsern Wein geduzt haben, brauche ich es nicht an die große Glocke hängen."

"Wenn du meinst."

Wir beenden kurze Zeit später unsere Pause und gehen zurück zur Firma. Egal wie sehr ich nicht dran denken möchte, erwische ich mich immer wieder dabei, wie ich dran denke, dass James verlobt war. Hat er sich deswegen so von allem distanziert? Das alles hat mich nichts anzugehen. Also wende ich mich an meine Arbeit und verdränge all meine Gedanken an ihn. Fast bin ich mit den letzten Dokumenten fertig, da klingelt mein Telefon. Auf meinem Computerbildschirm kann ich erkennen, dass es niemand anderes ist, als James Adams höchstpersönlich.

"Hallo Mr. Adams."

"Sind Sie mit ihrer Arbeit für heute fertig?"

Da sind wir wohl wieder bei dem Sie.

"Noch nicht ganz."

Ich blicke kurz auf die Uhr. In weniger als 20 Minuten habe ich Feierabend. Bis dahin würde ich es bestimmt noch schaffen.

"Lassen Sie alles liegen und kommen Sie zur Adresse, die ich ihnen schicke."

"Aber...-"

Weiter kann ich nicht sprechen, da er schon aufgelegt hat. Stattdessen höre ich den Hinweiston, dass ich eine Nachricht bekommen habe. Kurz blicke ich drauf und erkenne, dass sie von ihm ist. Etwas verärgert stehe ich von meinem Schreibtisch auf und fange an all meine Sachen zusammen zu räumen.

Was denkt er wer er ist? 

Dein Vorgesetzter.

Immer noch gereizt setze ich mich in mein Auto und gebe die Adresse ins Navigationssystem ein. Wo will er, dass ich hinfahre? Hätten wir das nicht in der Firma klären können? Nach einer ungefähr dreißigminütigen Fahrt scheint es als würde ich ankommen. Das hoffe ich zumindest, das ich schon so sehr aus der Stadt rausgefahren bin, dass ich tatsächlich fürchte mich verfahren zu haben bzw. dass James mir eine falsche Adresse geschickt hat. Die Plattenbauten und hohen Wolkenkratzer New Yorks sind nun kilometerweise hinter mir und ich befinde mich in einem wunderschönen grün. Das Navigationssystem führt mich zu einem großen Tor, an welchem ein Mann steht. Ich lasse mein Fenster runter.

"Ms. Hailey Fraser?"

Ich nicke. Er entfernt sich von mir und das große edle Tor vor mir öffnet sich. Ich fahre durch bis ich an einem Haus, wohl eher Anwesen ankomme. Ich bin zwar durch meine Eltern ein gutes, schönes reiches Anwesen gewohnt, doch dieses scheint noch mal eine Nummer größer zu sein. Ich parke mein Auto an einer Stelle, wo ich denke, dass es in Ordnung sei und schalte den Motor aus. 

Er hat mich ernsthaft zu sich nach Hause bestellt.


I Want You 2.0Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt