|Neun|

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Patrick erledigte gerade von Zuhause aus ein paar Aufträge des Rudels. So konnte er bei seiner Familie sein und trotzdem arbeiten. Deshalb bekam er auch mit, wenn seine Kinder Heim kamen. Dies war gerade bei Laura der Fall. Doch dieses Mal war noch ein leichter Geruch von Blut bei ihr. Direkt schlugen seine Alarmglocken und er eilte zu seiner jüngsten Tochter.

„Hey, Dad.“
„Hallo, Laura. Warum riehst du nach Blut? Bist du verletzt? Hat dir jemand etwas angetan? Tut es--“, fragte er besorgt, bis er sich selbst stoppte. Er hatte die Beiden kleinen Wunden an ihrem Hals gesehen.
„Vampir“, knurrte er.
„Dad, beruhige dich. Sophia hat etwas Blut von mir getrunken. Ich habe es ihr erlaubt und sie war echt durstig.“
„Ist das wahr?“
„Ja! Zu 100 Prozent!“ Mit einem kurzen Blick erkannte der Beta, dass sie nicht lügte, und seufzte leise.
„Ich glaube dir. Aber du sagst mir Bescheid, wenn sie es ohne deine Erlaubnis macht und dich verletzt. Dazu sollte dein Vater nichts davon erfahren. Er hat seine Komplikationen mit Vampiren. Doch es hat ihm gut getan, seinen Stiefvater mit eigenen Händen zu ermorden. Es würde mich nicht wundern, wenn er gegenüber Sophia skeptisch ist. Wie gesagt, ich möchte sie noch persönlich kennen lernen.“
„Ja, mache ich. Sophia fragte, ob sie am Wochenende vorbei kommen kann. Ist das in Ordnung?“

„Das ist akzeptiert. Warne aber Felix vor. Er sollte darauf vorbereitet sein, einen Vampir zu begegnen. Trotz der langen Therapie meidet er sie weiterhin und hält sie auf Distanz. Sophia wird sich wohl Mühe geben müssen, um ihn zu überzeugen.“

~~~

„Schönen Tag noch, Frau Adams.“
„Danke gleichfalls, Marius.“

Nach und nach wurden die Kinder aus dem Kindergarten abgeholt. Genauso rückte das Ende von Marius' Schicht näher. Harold wollte gerne weiterhin in der Nähe der Kinder sein. Dies konnte man mit seinem Omega-Instinkt erklären. Omegas sorgten sich gerne um Kinder. Dies war ein weiterer Grund, weshalb Marius Erzieher geworden ist.

Kurz darauf wurde das nächste Mädchen abgeholt, eine kleine Hasen-Wandlerin namens Sarah. Ihre Mutter holte sie gerade ab, welche ebenfalls eine Hasin war.
„Dankeschön, Marius. Ich wollte eben Bescheid geben, dass mein Bruder Morgen Sarah abholen wird. Wundere dich bitte nicht. Er ist ein Tiger-Wandler. Seine Gene kommen mehr von unserem Vater. Sarah wird ihn erkennen.“
„In Ordnung. Danke für die Information. Dies ist wichtig, da Sarah nicht von jemandem Falschen abgeholt werden sollte.“
„Genau. Ich vertraue dir dabei, da du auch ihren großen Bruder Sven immer beschützt hast.“
„Kein Grund zum Dank. Es war selbstverständlich.“
„Nicht für jeden. Wie dem auch sei, wir müssen langsam los. Schließlich wartet mein Gefährte Zuhause auf uns.“

Das Gespräch verwirklichte sich auch direkt am nächsten Tag. Die Tür öffnete sich und ein starker Geruch, der die Muskeln von Marius kurz lähmte, kam rein. Er verharrte in seiner Bewegung und richtete seinen Kopf zur Tür. In ihr stand ein wunderschöner Wandler, der lange braune Locken und eine wunderschöne Figur hatte. Die kleine Sarah lief direkt freudig auf ihm zu. Marius erwachte aus seiner Starre und richtete sich auf. Mit sicheren Schritten ging er zum Wander, welcher seine Augen auch auf ihn richtete. Diese leuchteten vor Freude und beobachteten ihn bei jeder Bewegung. Als der Wolf bei ihm ankam, legte er seine Arme direkt um ihn und zog ihn nahe zu sich. Sarah sah erst verwirrt zu ihnen hoch und schrie dann verzückt auf.

„Reo und Mari sind Mates!“

Marius wurde rot und sah verlegen zum Boden, während der Tiger ihn lächelnd beobachtete.
„Schäm dich dafür nicht. Sie ist vier Jahre alt.“
„Trotzdem ist es unangenehm.“
„Der Boden wird sich aber nicht öffnen. Es wird schon und es nimmt uns niemand übel.“
Dankend lächelte Marius zu ihm hoch. Doch dann fiel ihm auf, dass er nicht mal seinen Namen kannte.
„Wie heißt du eigentlich? Mein Name ist Marius.“
„Freut mich, dich kennenzulernen. Mein Name lautet Kreon. Hast du denn eine Nummer, mein kleiner Omega mit merkwürdigem Beigeruch?“

„»Merkwürdiger Beigeruch«? Will dieser Tiger sich gleich unbeliebt machen?“, fragte Mino mit hochgezogener Braue.

Marius kicherte. „Ja, die habe ich. Und dieser 'merkwürdige Beigeruch' ist mein Dämon Mino. Mein einer Vater ist ein Beta und der andere ist der Besitzer des heiligen Schwertes.“
Schock-artig weiteten sich Kreons Augen. „Dein Vater ist Felix Wagner? Der Felix Wagner?“
„Genau. Ist es schlimm?“
„Nein, Nein! Ich bin nur überrascht. Ich hätte niemals gedacht, dass mein Mate der Sohn von ihm ist.“
„Es macht einen riesen Eindruck, ich weiß. Das ist schon öfters passiert. Andererseits ist es echt anstrengend, da ich damals Leute in meinem Freundeskreis hatte, die nur die Berühmtheit meines Vaters ausnutzen wollten und in Wirklichkeit Omegas hassten. Doch Paps gibt damit nicht an und lebt eigentlich, wie ein normaler Wandler. Nur sein Job ist anders, aber das fällt im Alltag nicht richtig auf. Er muss nur hin und wieder für einige Tage verreisen. Dafür bringt er uns jedesmal ein Souvenir mit.“
„Verstehe. Keine Angst, ich mag Omegas. Ihr seid einfach so super knuffig.“ Direkt lief Marius rot an.

Dann tauschten sie noch kurz ihre Nummern aus. Kreon und Sarah verabschiedeten sich und gingen wieder.

„Er hat uns knuffig genannt“, schwärmte Harold.
„Pff. Wer will schon knuffig sein, wenn man stark und eigenständig sein kann?“, entgegnete Mino.
„Warum sollte man arrogant und eingebildet sein, wenn man auch nett und freundlich sein kann?“
„Weil ich kein Schwächling bin und mich von jedem rumschupsen lasse!“
„Tue ich das etwa? Nein!“
„Aber auch nur, weil ich dagegen lenke!“
„Das stimmt nicht! Ich kann ganz gut auf mich allein aufpassen!“
„Achja? Das wollen wir Mal sehen!“

Ruckartig zog sich Mino fast komplett zurück und Marius spürte direkt, wie ein Teil von ihm verloren ging.

[945 Wörter]

Wolves & TigersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt