|Drei|

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„Caitlynn, wie läuft das Projekt?“
„Es dauert nicht mehr lange. Es fehlt nur noch das linke Bein. Ansonsten ist alles abgeschlossen.“
„Perfekt.“

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Als die Wandler in Deutschland in die Öffentlichkeit getreten sind, haben sich alle anderen übernatürlichen Wesen von der ganzen Welt aus ihren Verstecken getraut. Erstaunlicher Weise war das Verhältnis zwischen Menschen und Wesen ziemlich ausgeglichen. Innerhalb weniger Jahre hat sich das Leben auf der Erde komplett verändert.

Man wundert sich nicht mehr, wenn die Kassiererin eine Wandlerin, der Schornsteinfeger ein Aschedämon ist oder der Polizist ein Engel.

Bestimmte Berufe passen auch gut in das Leben der Wesen. Ein Aschedämon, zum Beispiel, braucht die Asche des Feuers zum Überleben, was gute Vorraussetzungen zum Schornsteinfeger zeigt.

Werwölfe, insbesondere Betas, haben einen guten Sinn für Gerechtigkeit und haben viel Kraft und Klugheit. Dies können sie als Polizisten gut entfalten.

Feuervögel und Phönixe können das Feuer kontrollieren und somit gute Feuerwehrleute sein.

Die Größe der Zwerge und Gnome ist sehr hilfreich, wenn es um Aufgaben in niedrigen Höhen geht. Beispielsweise die Ernte von Bodenfrüchten oder die körperliche Versorgung von Kindern.

Durch ihre beruhigende Art wurden die Engel zu Psychologen oder zu Erziehern. Ebenfalls konnten sie gute Lehrer oder Anwälte sein.

Es gibt noch viele weitere Berufe, die nun besser belegt wurden. An Schulen wurde neuerdings das Fach »Erdleben« unterrichtet. Hierbei wird das Leben zwischen Beiden Welten erklärt, die unterschiedlichen Faktoren erleutert und die Struktur gezeigt. So wird die Akzeptanz weiterhin gefördert.

Ebenfalls wurden viele Gefährten gefunden und viele neue Ehen begangen. Ebenfalls, wie bei der Erlaubnis von der Ehe zwischen homosexuellen Paaren, wurde bei der Erlaubnis von öffentlich Hochzeiten mit Wandlern viel Freude verbreitet. Zwar kam vieles sehr holprig, aber man konnte sich gut daran gewöhnen.

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„Man, Juli! Beeil dich Mal! Du brauchst ja länger im Bad als Hela!“, beschwerte sich Kilian über seine beiden jüngeren Geschwister.
„Das hab ich gehört!“, rief Helena empört zurück. Genervt verdrehte der Delta seine Augen und wartete weiterhin ungeduldig auf seinen Bruder Julius. Er sollte die Beiden zur Schule fahren, aber sie wurden einfach nicht fertig.

Seit letzter Woche hat eine neue Mitarbeiterin in der Fertigung angefangen und wie die Zufall es wollte, war diese junge Frau seine Mate. Ihr Name ist Savannah. Sie ist ebenfalls eine Delta, aber klein wie eine Omega, was seinen Beschützerinstinkt direkt geweckt hat. Doch diese junge Frau hat es faustdick hinter den Ohren. Sie lässt sich von niemandem etwas sagen. Ihre schwarzen Locken trug sie häufig in einem Zopf und MakeUp trug sie nur kaum auf. Am liebsten trägt sie eine einfache Jeans mit einem lockeren T-Shirt. Momentan arbeiten Savannah und Kilian gemeinsam an einen Projekt und konnten nicht abwarten, sich wieder zu sehen.

„Endlich“, stöhnte er erleichtert, als der Omega-Zwilling aus dem Bad kam. „Dann können wir endlich los.“

Nach einer ausgiebigen Verabschiedung bei ihren Vätern brachte Kilian seine Geschwister zur Schule und fuhr dann zu seiner Arbeitsstelle weiter, wo er seine Mate trifft. Diese zog gerade ihre Strickjacke aus und hing sie auf einem Bügel. Ohne Umwege ging der Delta zu ihr und zog sie in eine Umarmung.

„Schön dich zu sehen, Kian.“
„Das kann ich nur erwidern, meine Kleine.“
„Zwar bin ich nicht klein, aber ich habe nach der Arbeit Zeit. Wollen wir dann etwas Essen gehen?“
„Gerne, wir wäre es mit Italienisch?“
„Ne, irgendwie habe ich eher Lust auf etwas Fettiges.“
„Okay, ich überleg mir etwas.“ Daraufhin nickte sie nur und sie machten sich an die Arbeit.

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Jonas, Patricks und Felix' zweitjüngster Sohn, ist oft allein unterwegs. Obwohl er ein Beta ist, ist er nicht gerade offen – er ist eher introvertiert. Deshalb blieb er lieber alleine oder nur mit wenigen Freunden. Einen festen Alpha, dem er helfen kann, hat er auch noch nicht. Eigentlich war er für den Sohn von Maximilian und Florian, dessen Namen Paul lautet, gedacht, aber die Beiden verstehen sich nicht so gut und haben seit mehreren Jahren keinen Kontakt mehr. Häufig saß er in der Bibliothek und steckte seine Nase in die unterschiedlichsten Bücher. Er hoffte, dass seine Mate Verständnis dafür haben wird. Insgeheim hoffte er auf eine kleine Omega, aber dies zeigte er nicht offen. Er wollte niemanden enttäuschen.

Sein Vater, mit dem er seinen Rang teilte, sagte immer, dass er wie ein Berg sei. Außerhalb immer an der Seite und haltgebend und innerlich voller unterschiedlichstenn Inhalt,  den man erkunden möchte.

Er musste ihm Recht geben, denn er war immer da, wenn jemand seine Hilfe brauchte – auch wenn der Vergleich komisch war. Doch er verbag viele Geheimnisse, die teilweise niemand außer er kannte. Selbst seine Eltern, die sein Leben lang an seiner Seite waren, kannten nicht alles. Irgendwas in ihm möchte auch, dass höchstens seine Mate alle Fasetten von ihm kennt.

Denn seine Mate wird er vom ganzem Herzen lieben und ehren – bis zum Ende seines Lebens.

[800 Wörter]

Wolves & TigersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt