Help [23]

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*Bang Chan POV*

Als sie ankamen, waren schon einige Streifenwagen vor Ort. Es war ein Getümmel aus Polizisten, Schaulustigen und einem Krankenwagen. Changbin entdeckte zuerst Seungmin, der über Jisung gebeugt stand und ihm einen Beutel Eis auf die Stirn hielt. Beim genaueren betrachten, sah man, dass der Blonden einen notdürftigen Verband am Kopf trug, welcher langsam mit Blut getränkt wurde. Etwas weiter abseits befanden sich Felix und Jeongin. Letzterer übergab sich gerade in einen Blumentopf. Changbin und er selbst gingen zu ihnen.
"Alles okay?", wollte sein bester Freund wissen und Felix blickte ihm entgegen. Sein Gesicht war blass, doch er schien in besserer Verfassung zu sein als der Rest.
"Mir geht es einigermaßen gut. Geschockt, aber es ist händelbar. Dem Rest geht es nicht so blended."
Kurz drehte sich der Blonde um und reichte dem Jüngsten unter ihnen ein Taschentuch. Während er weiter würgte, kamen Seungmin und Hyunjin zu ihnen.
"Jisung wird ins Krankenhaus gebracht. Die Wunde muss genäht werden. Minho hat sich bereiterklärt mitzufahren."
Drei Gesichter starrten nun den Braunhaarigen mit hochgezogenen Augenbrauen an.
"Lee Minho, unsere Minho, wird mit Jisung ins Krankenhaus fahren?", wollte Chan nochmal genauer wissen. Seungmin nickte. Hyunjin schien amüsiert zu sein.
"Die werden sich doch gegenseitig an die Kehle springen in dem Wagen", murmelte Changbin, sodass es nur die fünf hören konnten. Einstimmiges Nicken. Ja, dass würde heiter werden. Die armen Sanitäter, dachte sich der Australier, als sein Blick zu dem Krankenwagen glitt. Jisung wurde gerade auf eine Trage gehoben. Man konnte ihn bis hierher meckern hören.
"Mir geht es blendend. Ich muss nicht ins Krankenhaus", meckerte er.
Minho stand neben ihm und strafte ihn mit einem grimmigen Blick.
"Wenn du nicht gleich die Klappe hältst, stopfe ich dir Taschentücher in den Mund!"
Chan wandte seine Aufmerksamkeit auf den Blauhaarigen, der sich gerade wieder aufrichtete.
"Geht's wieder?", fragte er.
"Ja, war nur der Schock, denke ich."
Seungmin wandte sich an den Jüngsten.
"Soll ich deine Eltern anrufen, damit sie dich abholen?"
Keine zwei Sekunden schüttelte Jeongin den Kopf.
"Ich fahre ihn", kam es wie aus einer Pistole geschossen von Chan. Changbin und Hyunjin starrten ihn verblüfft an. Er war selbst überrascht. Sein Mund hatte gesprochen, bevor er zum Denken kam. Die Augen des Blauhaarigen begannen zu strahlen und er bedankte sich vielmals bei dem Blonden.
"Dann los, lass uns fahren. Die Anhörung zum Tathergang wird erst in wenigen Tagen sein."
Chan nickte seinen Kollegen zu und ging mit dem Blauhaarigen zu seinem Auto, welches er in einer Nebenstraße geparkt hatte. Als sie drin saßen, wandte sich der Blonde zu dem Blauhaarigen.
"Jetzt brauche ich nur noch deine Adresse."
Einen Moment starrte ihn Jeongin nur an, als stammte er von einem anderen Planeten.
"Können wir, können wir noch nicht zu mir nach Hause?", fragte er schüchtern und drehte den Kopf zum Fenster. Chan starrte ihn fragend an.
"Ich möchte noch nicht nach Hause. Meine Eltern sollen mich nicht so sehen", war seine einzige Erklärung dazu. Der Australier nickte verstehend und startete den Motor.
"Dann zeige ich dir meinen Lieblingsplatz."

Das Auto kam zum Stehen und sie erblickten von diesem Ort auf die Stadt, wie sie erstrahlte in ihrem abendlichen Glanz aus Neonlichtern und dem Mond. Jeongin schaute mit kindlicher Faszination aus dem Fenster. Bis Chan so laut nach Luft schnappte, sodass Jeongin den Kopf drehte.
"Was ist das an deinem Hals?", wollte er wissen. Jeongin rückte den Kragen seiner Arbeitskleidung zurecht, um dem Blondhaarigen die Sicht darauf zu erschweren. Aber der Blauhaarige wusste, der Ältere hatte es längst bemerkt. Er war so still geworden, dass sich Jeongin fragte, ob er noch atmete.
"Woher stammen diese Würgemale?"
Jeongin zuckte zusammen, als er das, was er verstecken wollte, was er schon die ganzen Tage versteckte, bei seinem Namen benannte. Er schwieg. Jeongins Kopf war wie leer gefegt. Da war nur dieser Piepen. Ein stetiges Piepen, dass nicht vergehen wollte. Chans Gesicht war ausdrucklos, nein, nicht ausdruckslos, sondern leer gewischt von tödlicher Wut.
"Ich kann auch deine Freunde fragen", sagte der Australier schließlich. Jeogins Kopf ruckte zu ihm herum und er konnte endlich sein Gesicht sehen. Dieses unschuldig, reine Gesicht, dass es ihm irgendwie angetan hatte. Aber es war die schlichte Panik in seinen Iriden, die den Australier von seinen Gedanken abschweifen ließen.
"Bitte", es war ein Hauchen, was dem Blauhaarigen entwich.
"Bitte. Fragen Sie die anderen nicht. Sie haben keine Ahnung."
Chan verspürte das Verlangen den Jungen neben sich in den Arm zu nehmen. Er wirkte so zerbrechlich, so hilflos, so allein.
"Warum nicht?"
"Weil jeder von ihnen ein Päckchen mitzuschleppen hat. Felix verlor seine ganze Familie vor einem Jahr. Seungmins Mutter hat Krebs und Hannie-Hyungs Eltern hassen, das, was er am meisten liebt, und zwar seinen Job. "
Jetzt flossen die Tränen wie ein Wasserfall. Chan war sich nicht sicher, was er machen sollte.
"Ich will, ich will ihnen einfach keine Last sein. Sie haben so viel zu tun. So viel zu überstehen."
Kurzerhand stieg der Australier aus, umrundete den Wagen und öffnete Jeongins Tür. Vorsichtig, als wäre der Blauhaarige aus Glas, nahm er seine Hand und zog ihn in eine Umarmung. Die Schultern des Jungen bebten unter den Armen des Blonden, doch er ließ ihn nicht los. Er hielt ihn. Für wie lange, war ihm egal.
Der Ausbruch endete wie ein Sommergewitter. Es hinterließ nur eine Tränenspur auf seinen Wangen.
"Es ist eine lange Geschichte. Aber die Kurzfassung ist, dass nicht alle Familien so glänzen, wie es von Außen den Schein hat."
Chan beobachtete den Jüngeren, wie er die Stadt anstarrte und er beschloss etwas. Er beschloss, auf Teufel komm raus, diesem Jungen zu helfen, obwohl sie einander kaum kannten. Aber die Welt war oftmals ein trostloser, grausamer Ort und er wollte nicht, dass sie jemanden wie Jeongin verlor. Chan würde ihn mit einer Blume vergleichen. Und diese Blume würde er beschützen.
"Dann werde ich dir helfen."

Die Fahrt zu Jeongins Adresse verlief schweigend, der Jüngere döste ein wenig vor sich hin, während Chan sich auf die Autofahrt konzentrierte. Doch seine Gedanken schweiften immer wieder zu der Offenbarung, die der Blauhaarige ihm anvertraut hatte. Scheinbar lief etwas in seiner Familie nicht gut. Wahrscheinlich missbrauchte einer seiner Elternteile ihn. Chan tippte auf den Vater, ihm sind nämlich in letzter Zeit, wo sie sich begegnen waren oft aufgefallen, dass er bei einer männlichen Person, welche größer und stärker gebaut war, die er außerdem nicht kannte, kaum merklich zurückschreckte.
Vor der angegeben Adresse brachte der Blonde seinen Wagen zum Stehen. Jeongin schaute zur Eingangstür. Kein Licht brannte in dem kleinen Einfamilienhaus. Chan bemerkte, wie der Blauhaarige tief Luft holte.
"Danke", er machte eine Pause, um zu schlucken. "Detective Bang"
"Keine Ursache, Kleiner. Versprich mir nur eins, wenn es noch schlimmer werden sollte, rufst du mich an, okay? Es ist egal, welche Uhrzeit, es ist egal welcher Tag. Ruf einfach an. Ich kann ohne einen hinreichenden Verdacht nicht einschreiten. Aber wir finden eine Lösung. Ich werde dir helfen."
Ernste Augen blickten den Studenten an und er nickte vorsichtig. Als der Blonde seinen Wagen startete, winkte Jeongin zum Abschied. Dann betrat er das Haus seiner Eltern und wappnete sich für das, was auch immer kommen mag.

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Einen wunderschönen guten Abend!
Es gibt eine Entwicklung! Ich habe entschieden auch den anderen ein wenig Screentime zu schenken, damit ihr einen Einblick in ihre Welt und kleinen Probleme bekommt.

Seid ihr geschockt von Jeongins Offenbarung oder findet ihr es zu klischeehaft? 

Oben sieht man Jeongin

Oben sieht man Jeongin

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Chan

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Erin🌸

Coffee Love {ChangLix}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt