"Was ist los?"
Changbin trat durch die Tür zu ihrem "Hauptquartier". Es war ihre Festung, wo sie gegen diese Kreaturen vorgingen. Es war ein saalartiger Raum mit jeweils vier Stühlen und Tischen. Ein Whiteboard stand geradezu, wenn man von der Tür aus hereinkam. Wortlos gab Minho ihm ein Blatt. Hastig überflog der Schwarzhaarige den gedruckten Text. Es stammte aus einer Vicap Suche. Vicap war ein Program zur Analyse von Gewalt- und Sexualverbrechen. Gab es einen ungelösten Mordfall konnte man die Angaben zum Opfer dort eingeben. Daraufhin suchte das Program nach ähnlichen Opfern oder Wunden, was vielleicht zum Täter führen könnte.
"Ein weiteres Opfer vor zehn Jahren?", fragte er, während er die Stirn kraus zog.
"Vielleicht sogar das Erste. Die Schnitte und Verletzungen sind nicht ansatzweise so präzise wie die von dem jetzigen Opfer", entgegnete Hyunjin und blickte von seinem Laptop auf. Aber warum zehn Jahre warten? Das ergab keinen Sinn. Ein anderer Gedanke sprang ihm in den Kopf. Vielleicht ein Nachahmungstäter? Dafür hatte der Fall jedoch keine allzu großen Wellen geschlagen. Chan schien seinen Gedankengang zu verstehen.
"Vielleicht hatte er einen Aufenthalt im Gefängnis?"
Möglicherweise. Changbin nickte und untersuchte die Wörter auf dem Blatt.
Song Yuqi. Geboren in Peking, China. Kam mit zwanzig Jahren nach Seoul, um ein Auslandsjahr als Au Pair durchzuführen. Jobbte nebenbei in einem Café. Eines nachts kam sie nicht nach Hause. Ihre WG-Mitbewohnerin alarmierte am folgenden Tag die Polizei. Nach einer Suche wurde sie in einer Gasse nahe des Cafés gefunden, in welchem sie gearbeitet hatte. Ihr Gesicht war bis zu Unkenntlichkeit verprügelt wurden, Schnittwunden waren vorhanden. Tief und Lang. Auch kurze, die nur oberflächlich wirkten. Folter, schoss es Changbin in den Sinn. Ihr Brustkorb wurde geöffnet, doch das Herz ließ der Täter neben der Leichen liegen. Merkwürdig.
Der Fall wurde nie aufgeklärt.
"Es gab keine Zeugen, keine Verdächtigen. Nichts, dass auch nur einen Hinweis auf die Identität des Mörders brachte", entgegnete Chan.
"Frustrierend", warf Minho ein.
Changbin stimmte dem zu. Aber wieso hatte der Täter eine Pause eingelegt? Wieso hatte er das Herz von Song Yuqi zurückgelassen, während er das von ihrem neuen Opfer mitnahm? Hatte er die zehn Jahre genutzt, um sich zu verbessern? Um ein besseres Monster zu werden? Der Schwarzhaarige stieß einen Schwall Luft aus.
"Okay, Leute. Kurzes Briefing. Zuerst möchte ich wissen, wer unser neues Opfer ist. Und dann fahren Minho und ich nochmal in die Wohnung zurück."
Dieses Zusammentragen von Information war für sie Routine. Es war eine Art Puzzle. Jeder hatte ein Stück des Tatorts, des Opfers, der Angehörigen anders wahrgenommen, und somit schufen sie ein komplettes Bild, welches letztendlich vielleicht den Durchbruch des Falls bedeutete.
Chan begann.
"Das Opfer heißt Kim Samuel. Geboren in Los Angeles, Kalifornien. Kam vor zwei Jahren nach Südkorea, um Musik Management zu studieren. Er arbeitete nebenbei in einem Café nahe der U-Bahn Station Myeong-Dong. Keine Angehörigen hier im Land."
Die Alarmglocken schrillten bei allen, nachdem Chan geendet hatte.
"Es sind bisher zwei Parallelen. Einmal das sie nicht in Korea geboren sind und das beide in einem Café gearbeitet haben", sagte Minho. Der Rest stimmte zu.
"Gut, ihr zwei", er schaute Chan und Hyunjin an. "benachrichtigt Samuels Angehörige und sprecht mit den Officers vom Fall Song Yuqi. Vielleicht haben die was übersehen. Wir müssen den Fall neu aufrollen."
Zustimmung von allen Seiten.Minho und er waren währenddessen zu der Wohnung gefahren.
Das Aufregendeste würde jetzt beginnen. Der Eintritt in das Labyrinth. Während der Mörder sich im Mittelpunkt des Irrgarten befand, würden Changbin und sein Partner am Eingang stehen. Durch Hinweise und Fehler des Täters, durch Überlegungen und Zeugen konnten sie einen Weg durch das Labyrinth finden. Näher und näher zum Hauptteil des Spektakels. Zum Endgegner. Es war eine Intimität, die nur er verstand, die ihn und Minho mit dem Täter in Verbindung brachte. Er jagte alles, während sie nichts außer ihn jagten. Er war hier gewesen, demzufolge mussten sie ebenfalls hier sein. Changbin musste ihn finden, sich an seine Schatten schmiegen, an seine Gier und Schreie. Am Anfang spürte er fast immer das Gleiche. Es ist die Aufregung des Monsters in die Privatsphäre einer anderen Person einzudringen. Menschen errichteten sich Grenzen, um zu entspannen, um sich zu schützen. Ein jeder respektierte die Reiche eines anderen.
Das war eine der fundamentalsten Verhaltensweise der Spezies Mensch. Dein Haus war dein Haus. Man schloss die Tür und ließ seine Maske fallen. War der, der man der Öffentlichkeit nicht zeigte. Erst wenn man aufgefordert wurde, durfte man diese Grenze überschreiten. Diese Monster jedoch überschritten sie ohne zu fragen und erfreuten sich daran.
"Wie verschafft er sich Zutritt?", fängt Minho an. Sie waren nun in ihrem Element. Ihre Sinne bis aufs Äußerste geschärft. Der Geruch des Parfüms tänzelte immer noch in der Luft.
"Er klopft."
Es war das Naheliegendste. Vielleicht stellte er sich als Kammerjäger oder Vermieter vor.
"Wie aber hält er ihn ruhig?"
Panik musste den Studenten durchflutet haben, nachdem der Mann ihn zurückgedrängt hatte.
"Er sagt: Mach einen Mucks und schlitze dir die Kehle auf."
Genau. Samuel bleibt ruhig, aber sein Inneres war am Zerbersten. Er hoffte, das alles sei ein Alptraum. Dann lotst der Mann ihn in das Schlafzimmer. Und dort beginnt das Grauen, der Schmerz und das Leid. Der Student ahnte etwas. Er würde jede einzelne Sekunde seines Sterbens mitbekommen.
Eine weitere Frage blitzte auf. Sie fingen an die Gänge durch das Labyrinth zu durchkämmen.
"Warum hat er ein Handtuch mit Parfüm getränkt? Hatte er das Parfüm mitgebracht?", entgegnete der Ältere nachdenklich, wobei ihm Changbin entgegenblickte. Dieses Duftwasser sollte bestimmt den Verwesungsgeruch überdecken. Aber warum sich die Mühe machen? Das ergab keinen Sinn. Eine Sackgasse, also zurück und einen anderen Weg nehmen.
"Hast du Abschürfugen an seinen Armen oder Beinen gesehen?", fragte der Schwarzhaarige, um auf eine andere Sache einzugehen. Innerlich machte er sich jedoch einen Vermerk über den Geruch.
Minho schüttelte den Kopf.
"Das heißt also,,der Mörder hatte ihn entweder ausgeknockt oder unter Drogen gesetzt", schlussfolgerte der Größere. Changbin nickte. Das würde wahrscheinlich bei einem Screening des Pathologen herauskommen.
"Mich interessiert schon eine ganze Weile, woher die Wut des Mörders stammt."
Darauf wusste der Jüngere eine halbe Antwort.
Diese zügellose Wut entsprang einem extremen, als Kind erlittenen Trauma durch Sadismus, Prügel, Folter, Vergewaltigung. Die meisten dieser Menschen wurden erschaffen. Kinder wurden nach dem Bildnis der eigenen Eltern geformt, wurden zu deformierten Persönlichkeiten. Sie prügelten ihre Seelen bis zur Unkenntlichkeit und dann schickten sie sie in die Welt hinaus. Dieses Verstehen. Es war ein ungewollter Begleiter, der niemals von Changbins Seite wich.
Wenn der Schwarzhaarige diesen Weg in den Irrgarten antrat, änderte sich etwas ihn ihm. Er wurde kälter und abweisender. Unerträglich. Es gab nur eine Ausnahme: Einen Kameraden, jemand der das Labyrinth ebenfalls sah. Minho tat das. Welche Fehler er auch hatte, was für ein Arschloch er seien konnte, Minho besaß die gleiche Gabe. Er sah den Irrgarten, die Abzweigungen und das, was sie am Ende erwartete.
Doch ein Problem entstand und zwar den Weg aus dem Labyrinth zu finden. Manchmal dauerte es Monate, Monate der Alpträume und des kalten Schweißes. Denn Changbin und Minho sahen die unmaskierten und unverstellten Gesichter dieser Monster. Sie waren gräßlich. Grauenvoll und beängstigend. Das war der Preis, den man zahlen musste, um durch dieses Irrgarten gehen zu können. Und ein Stück seiner selbst wurde unendlich einsam.
Changbin starrte auf die Stelle an der Samuel gelegen hatte. Minho ging stillschweigend durch den Raum.
"Diese Choco Pie Packung", er pausierte kurz. "Könnte man herausfinden, wo der Täter sie gekauft hat?"
Vielleicht war dies ihre einzige richtige Spur.
"Diese Sorte ist beliebt. An jeder Straßenecke kann man welche kaufen."
Der Schwarzhaarige seufzte frustriert. Dann ertönte ein Handy. Es war das von Minho.
"Wir wollte fragen, wie es bei euch aussieht? Schon neue Erkenntnisse?"
Manchmal vergaß Changbin, dass Chan eine Frohnatur war, wenn es nicht gerade um einem Fall ging.
"Wir hatten die Idee Essen zu gehen, dort könnt ihr ja berichten, was ihr erfahren habt", erzählte der Australier weiter. Im Hitnergrund hörte man Hyunjin meckern. Irgendwas von: Er habe Hunger und brauche seinen Schönheitsschlaf.
Changbin sah seinen Kollegen an.
Dieser zuckte nur die Achseln.
"Wir treffen uns in zwei Stunden im Stray Kids."_____________________________________________
Hallöchen! Es geht weiter!
Wie findet ihr die Interaktion der Member untereinander?Feel free to comment!
Erin🌸

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Coffee Love {ChangLix}
FanfictionWas würdest du tun, wenn es Morgen nicht mehr geben würde? -Changbin Ich glaube, ich würde dir sagen, dass ich dich liebe. -Felix {Changlix} {Police AU} Boy x Boy Don't like, don't read! Nebenpairs: SeungJin Minsung JeongChan