Bloodbath [29]

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Der Abend zog und zog sich, bis letztendlich nur noch Jimins Team und das von Changbin selbst da war, sowie vereinzelte Polizisten. Die Stimmung war ausgelassen. Sie erzählten einander gerade irgendwelche lustigen Geschichten über ihre Schulzeit, als die große Flügeltür aufschwang.
Dann herrschte mit einem Mal Totenstille. Die Frau, welche im Rahmen stand, war in die Farbe Rot getaucht. Blut. So viel Blut. Doch das Erschreckendste war, dass sie ein Kind auf dem Arm trug.
"Helft mir, bitte....bitte, helft mir", flehte sie. Ihre Schritte waren kaum Schritte. Sie würde jeden Moment zusammenbrechen. Felix, der ihr am nächsten Stand, rannte auf sie zu, bevor sie in seinen Armen zusammensackte. Behutsam, als wäre der Blonde ein Arzt, nahm er das Kind und reichte es Seungmin, welcher neben ihm in die Knie ging. Dann zog er sein weißes Jacket aus und drückte damit auf die Wunde am Bauch der Frau. Jisung, so sah es Changbin im Augenwinkel, hatte sein Telefon gezückt und rief wahrscheinlich ein Krankenwagen.
Und dann brach die Hölle los.
Changbin schüttelte sich, um einen klaren Kopf zu bekommen. Jetzt war nicht die Zeit zum Nachdenken. Er hatte einen Job zu erledigen.
"Hyunjin, ruf die Uniformierten an. Sie sollen den Parkplatz und den Ausgang sperren. Minho, du wirst zur Rezeption gehen und verlangen, dass das komplette Hotel abgeriegelt wird. Und zwar sofort!"
Die beiden stellten keine Fragen, nickten nur und rannten los. Changbin starrte zu Jungkook und seinem Mentor.
"Wir helfen euch. Ich kümmere mich, um das Zimmer der Frau. Sie muss ja irgendwo hier genächtigt haben", äußerte sich Taehyung und verschwand ebenfalls.
"Die Frau wird nicht mehr lange durchhalten. Selbst wenn der Krankenwagen kommt, sie wäre bis dahin verblutet", meinte Yoongi und blickte zu Felix herüber, der mit starren Blick versuchte die Frau am Leben zu erhalten. Changbins Schultern sackte automatisch in sich zusammen. Er musste den Blonden da wegholen. Der Schwarzhaarige wusste, dass die Elite unter Detective Jeon und Park etwas finden würde, um sich zu beschäftigen. Ein Gedanke, der so hirnrissig, aber auch logisch war, kreuzte seinen Verstand. Vielleicht hatten sie den falschen Täter, so wie er es von Anfang an vermutet hatte. Vielleicht hatte er sich diesen Auftritt hier ausgedacht, um sie zu verspotten. Changbins Blick streifte den von Namjoon und danach den von Chan. Sie dachten das Gleiche. Der Fall rollte sich also wieder auf. So eine Scheiße!, fluchte er innerlich.
Mit bedächtigen Schritten, als könnte Changbin, dass, was er nun tun musste, irgendwie hinauszögern, lief er auf Felix seinen mittlerweile zitternden Körper zu. Seungmin hatte sich mit dem Kind in eine Ecke zurückgezogen, um ihm die Aufregung zu nehmen.
"Felix", hauchte Changbin. Jisung und Jeongin standen nicht unweit von ihnen entfernt, wobei Letzterer ziemlich blass wirkte.
"Es ist vorbei."
Die Augen der Frau waren längst zu einem starren Blick gefroren. Kein Leben leuchtete mehr darin. Kein Funke, der noch zeigte, dass sie wieder kommen würde. Nein, sie war übergetreten und würde niemals zurückkehren. Das wusste Felix, aber er wollte es nicht wahrhaben.
Mit einem bestimmenden Handdruck an seiner Schulter zog Changbin ihn auf die Füße. Doch er drohte zur Seite zu kippen, demzufolge packte er den Blonden an seiner Taille. Seine ebenfalls blutdurchtränkten Hände baumelten erschöpft neben seinem Körper.
"Ich konnte sie nicht retten", murmelte er.
Und als hätte es nicht schon genug Leid in jenem Moment gegeben, ertönte ein Ohren betäubender Schrei, der von dem Baby ausging. Es wirkte so, als wüsste das Kind, dass seine Mutter tot war. Das gab allen noch anwesenden Beamten im Saal den Rest. Changbin wollte sich gar nicht ausmalen, was der Mörder mit dem Baby gemacht hätte, wäre es der Frau nicht gelungen zu fliehen.
"Sie war so stark", redete Felix weiter. Sein Blick lag wie gebannt auf dem Leichnam.
"Sie hat nicht aufgegeben. Sie hat jemanden gesucht, der sie und ihr Kind rettete."
Stumm drückte Changbin den Australier an seine Brust. Er merkte, wie der Blonde zuckte, als würde ein Erdbeben durch ihn hindurchziehen. Als das Beben vorbei war, holte er Jeongin und Jisung zu sich.
"Geht mit ihm ins Bad. Helft ihm das Blut abzuwaschen und wartet auf weitere Anweisungen der Dectectives, okay?"
Die beiden nickten ernst und Seungmin kam zu ihnen.
"Was ist mit dem Kind?"
Kurz fuhr sich Changbin durch die Haare. Die ganze Situation war irrsinnig. Er hatte das Gefühl keine Kontrolle zu haben, obwohl er irgendwie der Chef war. Er blickte zu Namjoon, welcher merkte, dass er Probleme hatte.
"Ich kümmere mich um das Jugendamt. Jimin wird Felix und die anderen nach Hause bringen, sobald geklärt ist, was mit dem Kind ist."
Dankbar nickte er seinem Mentor zu.
Yoongi derweil hatte sich schon mit der Frau auseinandergesetzt.
"Da ich keine Instrumente hier habe, kann ich nur grobe Vermutungen anstellen", fing er an. Der Schwarzhaarige nickte. Es war ihm recht. Er brauchte jetzt Information.
"Sie starb erst vor wenigen Minuten, demzufolge hat die Leichenstarre noch nicht eingesetzt. Multiple Schnittwunden am Oberkörper und an den Beinen. Sie war gefesselt", der Ältere zeigte auf Rillen an den Handgelenk, die blutig waren.
"Sie hat sich also zur Wehr gesetzt, bis ihre Handgelenke frei waren, und dann höchstwahrscheinlich das Weite gesucht", mutmaßte der Schwarzhaarige. Felix und die anderen waren in der Zwischenzeit aus dem Saal verschwunden. Hoseok begleitete sie, um sicher zu gehen.
Menschen waren dazu fähig in größter Not beinahe unmögliche Sache zu bewerkstelligen. Sie musste sich befreit haben, den Täter irgendwie niedergerungen und anschließend samt dem Baby verschwunden sein.
"Möglich wäre es, aber sie wäre nicht weit gekommen. Siehst du die Stichwunde am Bauch? Sie wäre verblutet, bevor irgendein Sanitäter sie erreicht hätte. Und so ist es ja auch geschehen."
Verdammt. Verdammt. Verdammt.
"Danke, Hyung."
Er biss sich auf die Unterlippe, nachdem er bemerkt hatte, dass die Sanitäter da waren. Sie kamen zu spät.
Dann machte er sich auf den Weg, um Chan zu finden.

Coffee Love {ChangLix}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt