Vergangenheit und Gegenwart

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Das erste was ich wahrnahm war ein warmes Gefühl auf dem Gesicht. Es breitete sich über meinen Hals und Oberkörper in meinem ganzen Körper aus.
Wie eine sanfte Berührung von warmen Sonnenstrahlen. Vögel zwitscherten und ein eigenartig süsslicher Geruch lag in der Luft. Ich fühlte mich unbeschwert und ausgeruht.
Dann... auf einen Schlag kamen alle Gefühle, Gedanken und Erinnerungen zurück. Kili! Der bösartige Elbenkönig und meine Verletzung.
Schnell öffnete ich die Augen. Der Kerker war verschwunden.
An seiner statt lag ich auf einem grossen weichen Bett.
Es stand in einem offenen Raum aus Holz mit mehreren kleinen Fenstern in den Wänden.
Ich hörte Blätter rascheln und ging durch die dünnen Sonnenstrahlen die durch die schmalen Fenster hinein schimmerten.
Dies musste in einem Baumhaus sein, denn der Boden lag weit unter mir und ich befand mich auf Höhe der Baumkronen. Mehr konnte ich durch die Fenster von hier aus nicht erkennen.
Doch mussten wir uns Abseits  der Elbenstadt befinden.
Meine Wunde war verbunden und auch wenn sie noch da war, spürte ich sie nur leicht.
Wie viel Zeit war vergangen... Wo waren nur die anderen... und was noch viel wichtiger war:
 Wusste Kili, dass ich noch lebte?
Hinter mir betrat jemand das Zimmer. Es war die rothaarige Elbin, die den Kerkertrakt bewachte.
Neugierig und fragend blickte ich sie an.
"Ich bin Tauriel. Keine Sorge. Du bist hier in Sicherheit."
Sie griff nach einem Krug und füllte ein Becher mit Wasser, welchen sie mir reichte.
Dankend griff ich danach und trank ein Schluck.
"Wieso hast du mir geholften?" fragte ich sie vorsichtig.
"Ich habe dich aus dem Kerker geholt um dein Leben zu retten. Legolas bat mich ein Auge auf dich zu werfen, falls der König doch herausfindet wer du bist."
"Und wer bin ich?" antworte ich leicht abschätzig, nahm noch einen weiteren Schlug und biss in einem Apfel, den sie mir überreichte.
"Du bist die Tochter des Düsterwaldprinzen und Enkelin Thranduils. Herr des Düsterwaldes.
 Bei einem Erkundungsritt lernte Legolas deine Mutter kennen und verliebte sich in sie.
Zwar sprach und kämpfte sie wie eine Elbin, doch der König untersagte seinem Sohn den Umgang wegen ihrer menschlichen und unköniglichen Abstammung."
Sie schritt langsam durch das Zimmer während sie weiter zu mir sprach.
"Deine Mutter hat hier viel Zeit verbracht. Nur in diesem Häusschen war es den beiden möglich gewesen ungesehen zueinander zu finden.
Der König ist ein zorniger Mann Serena. Er würde alles tun, um diesen Makel aus seiner Familie zu tilgen. Es hat Legolas viel Mühe gekostet deine Mutter und dich vor den Augen seines Vaters zu verbergen."

Sie drehte sich um, schritt auf mich zu und legte mir eine Hand auf die Schulter.
"Sei nicht Zornig auf deinem Vater Serena. Der Abschied von deiner Mutter und der Wunsch Thranduils euch tot zu sehen, hat ihn sehr verändert...Er trug nicht immer solchen Schmerz im Herzen."
Als ich ihre Worte überdachte, trat eine weitere Person durch den Eingang.
Legolas stand in Eingang und blickte mit einer Mischung aus Freundlichkeit und Schuldgefühl zu mir.
"Ich bin so schnell gekommen wie ich konnte! Es tut mir Leid meine Tochter.
Ich hätte dich direkt aus dem Wald bringen müssen."

Es war ein merkwürdiger Moment. Da stand er also... Mein Vater ... ein fremder Mann, mit dem mich nichts verband.  Für einen Moment konnte ich nicht anders als ihn einfach nur zweifelnd anzustarren.
Unbewusst versuchte ich an ihm etwas zu erkennen, was ich schon an mir erkannt hatte.
Vorsichtig schritt er auf mich zu. Als hätte er die Befürchtung mir sonst Angst zu machen.
Ich überlegte wie ich wohl aussehen musste, dass er ein solches Verhalten für angemessen hielt.
Die Situation war äusserst unangenehm und sie wurde auch nicht besser mit jedem Schritt, den er näher kam.
"Verzeih mir unser erstes Aufeinandertreffen. Verzeih mir, dass ich dich überhaupt verletzten konnte.   Dies hier hätte unser erstes Treffen sein sollen."
Er sprach leise im ruhigen Ton während er seine Hand hob um sie an die Wange zu legen. Dorthin wo er mich bei unserem ersten Treffen geschlagen hatte.
Als ich begriff, was er vorhatte wich ich vor seiner Berührung zurück.
Sein Blick veränderte sich. Er wurde trauriger und nachdenklich.
"Wo sind meine Freunde." fragte ich ihn schliesslich um der Unangenehmen Situation zu entfliehen.
"Sie sind heute Morgen geflohen. Sie sind auf dem Weg zur Seestadt " sprach Tauriel zu mir.
"Dann muss ich ihnen folgen." Ich wollte mich gerade umdrehen als Legolas meinem Arm ergriff.
"Du musst dich Ausruhen Serena. Du warst dem Tode näher, als ich es je befürchten konnte. Nicht viel und du hättest diese Verletzung nicht überlebt." Er hielt mich immer noch fest und sprach mit aufrechter Sorge. Fast flüsternd sprach er weiter "Bleib hier... Bei mir... Lass uns gemeinsam meinem Vater beweisen, dass du eine würdige Enkelin für ihn bist."
Ich entzog ihm meinem Arm und blickte ihn fassungslos an. War er der Meinung ich bin gekommen um mich ihm und seinem Vater zu unterwerfen?
"Es schickt sich nicht, den Umgang mit Zwergen zu pflegen Serena.. Ausserdem würdest du eh zu spät kommen"
Unbeholfen tapste ich einen Schritt zurück. "Was meinst du damit" flüsterte ich ungläubig.
"Der Zwerg aus deiner Zelle. Er wurde bei der Flucht verletzt und er wird daran sterben. Folgst du ihnen, wirst du nur Trauer und Zorn deiner Familie über dich bringen"
Seine Stimme war härter und abschätzig. Für ihn war es wohl unverständlich, dass sich jemand um das Leben eines Zwerges scheren könnte.
Wütend blickte ich ihn an und stapfte an ihm vorbei. "Ich muss ihn finden bevor es zu spät ist!"
Über eine kleine Treppe verliess ich das von unten gut versteckte Baumhaus.
"Serena sei vernünftig.. du wirst sie niemals rechtzeitig einholen. Du kennst doch nicht mal den Weg."
Legolas folgte mir und Tauriel ebenso.
"Wenn auch nur die geringste Chance besteht ihn zu finden, so werde ich es versuchen!" sprach ich und sprang das letzte Stückchen von der Treppe hinunter.
Der Wald sah hier viel freundlicher aus als auf dem Pfad den wir entlanggewandert waren.
"Genauso dickköpfig wie ihre Mutter" hörte ich ihn hinter mir seufzen. Unbeirrt entfernte ich mich ein paar Schritte von ihnen.

Ich schloss die Augen und hoffte es würde noch einmal funktionieren... "Shetan" flüsterte ich leise vor mich hin und dachte mit jeder Faser meines Körpers an meinem Wundervollen Hengst.
Dann öffnete ich sie wieder und blickte suchend in den Wald.
Nichts war zu sehen oder zu hören..

Plötzlich raschelten die Büsche und mein Herz schlug höher. Legolas zog einen Pfeil und legte ihm auf die Sehne. Noch bevor ich ihn sehen konnte, hörte ich ihn Wiehren.
Mein Herz machte vor Freude einen kleinen Sprung.
Shetan kam den verschlungenen Pfad entlang galoppiert.  Wie schaffte er das nur?

Tauriel und Legolas blickten sich irritiert an. "Ich glaube es nicht. Ein schwarzes Mearas!"
Tauriel sprach ehrfürchtig und blickte ungläubig auf den Hengst.
Shetan blieb mit einer Bremsung vor mir stehen; bäumte sich auf und schnaubte leise während er mich mit seiner Schnauze an stupste. Lächelnd begrüsste ich ihm wie immer "Mae govannen Mellon!" sprach ich und streichelte seinen Hals.
Dann stieg ich auf. Legolas und Tauriel traten vorsichtig näher.
"Es ist unglaublich. Nur aus Legenden habe ich von diesen Tieren gehört. Eine grosse Ehre die dir zu Teil wird Serena."
 
Tauriel lächelte mich freundlich an und hielt zu Shetan einen respektvollen Abstand.
"Diese Tiere gelten als Ursprung des Elbenpferdes, wie wir sie kennen."
 
AuchLegolas sah erfreut und ehrfürchtig auf den Schwarzen Hengst. Doch trat er näher und versuchte ihn eine Hand auf den Hals zu legen.
Wütend unterband Shetan den Versuch indem er mit seinem Vorderbein nach ihm warnend ausschlug. Es reichte damit Legolas verstand, das er es nicht duldete. 
Er antwortete nur mit einem Lächeln und einer angedeuteten Verbeugung.

"Ich denke ich werde den Weg auch allein finden. Aber mit euch bräuchte ich nicht suchen."
Tauriel lächelte:"Ich begleite dich auf deinem Weg."
Legolas holte ein Pferd hinter Baumhaus hervor.
"Jetzt wo du heim gekehrt bist, werde ich versuchen dich vor Schaden zu bewahren."
Ich nickte beiden dankend zu und folgte ihnen den verschlungenen Pfad entlang.

Der Zwerg der mein Herz berührte/ HobbitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt