Ein würdiger Abschied

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Als ich erwachte war ich allein und eine Welle der Einsamkeit überkam mich. Wie lange ich geschlafen hatte wusste ich nicht. Aber ich fühlte mich nicht viel besser. Mir war Schlecht und ich fühlte mich nicht so Trittsicher wie sonst.
Mein Arm war verbunden und ich legte ihn mir mit einer Schlinge um den Hals. Dann verliess ich das Zimmer. Ich musste sehen wie spät es ist.
Thorin hatte Recht. Die Zwerge boten mir allesamt den gleichen Respekt dar, wie ihm. Auf meinem Weg zur Mauer machten sie mir Platz. Viele senkten ihr Haupt oder flüsterten hinter mir.
Von hier sah ich nicht nur den Himmel sondern auch den Fortschritt draussen.

Es war dunkel. Doch der Morgen schien langsam zu kommen. Ich konnte nicht lange geschlafen haben. Vielleicht 2 Stunden, denn immerhin war ich bis tief in die Nacht mit der Organisation beschäftigt gewesen.

Vor den Mauern gab es noch einiges zu tun. Aber sie hatten schon viel geschafft.
Ich spürte den Drang zu Thorin zu wandern.
Er lag Aufgebart auf einen Steinernen Podest. Aber weiter hatte sich noch niemand um ihn gekümmert. Sein Gesicht war vom Blut und Schmutz aus der Schlacht übersät. Es traf mich hart, denn so sollte kein König seine letzte Reise antreten.
Ich verspürte den Drang ihn meinem Respekt zu erweisen und so begann ich ihn für seine Letzte Reise zurecht zu machen.
Mit warmen Wasser und sauberen Tüchern bewaffnet begann ich.
Leise begann ich ein Lied zu summen und singen, was mir für diesen Moment angemessen erschien.
Zuerst begann ich seine Haut zu säubern. Seine Hände, sein Gesicht und wie es für mich üblich war, die Wunde, die ihn tötete. Als nächstes säuberte ich so gut es ging seine Kleider. Sein langes Haar bürstete und säuberte ich ebenfalls. Zwar war mir nicht bewusst, wie Zwergenherren aussehen würden. Doch versuchte ich mein bestes, was ich mir darunter vorstellte.
Sein wildes Haar sollte edel und gepflegt aussehen. Eben genau so, wie es sich für einen König gehörte. Geflochten und mit Schmuckstücken besetzt. Ich benutze alles, was ich in die Finger bekam und mir angemessen erschien.
Als letztes sollte sein Schwert auf seinem Körper glänzen.
Während ich arbeitete war ich so vertieft mit 1 1/2 Armen klar zu kommen, das ich überhaupt nicht bemerkte, was um mich herum geschah.
Gelegentlich benutze ich auch beide Arme, wenn ich anders keine Möglichkeit hatte. Der Schmerz, der sich dabei ausbreitete versuchte ich einfach zu ignorieren oder mit einem kleinen Schmerzhaften Seufzer nicht weiter zu beachten. Es sollte mein Tribut an ihn sein.
Als ich ein paar Schritte zurück trat um mein Werk zu betrachten, senkte ich den Kopf und schloss die Augen.
Ich öffnete sie schon nach kurzer Zeit als ich neben mir etwas summen hörte. Zu meiner Verwunderung war ich nicht mehr allein. Zahlreiche Zwerge hatten sich versammelt um gemeinsam ein Lied anzustimmen. Sie sangen eine abgewandelte, längere Version über den einsamen Berg. Eine längere Version, als Kili sie mir einst hatte vorgesungen.
Die aufgehende Sonne schien durch das Zertrümmerte Bauwerk auf Thorin hinab und unterstrich die Stimmung noch einmal. Ich blickte durch die Reihen.
Viele der Zwerge kannte ich nicht. Doch waren auch bekannte Gesichter unter ihnen.
Jemand gesellte sich zu mir. Ich blickte in Filis Gesicht. Er musterte seinen Onkel. Dann blickte er mich dankend an und senkte seinem Kopf. Ich tat es ihm gleich, nahm ihn anschliessend in den Arm und flüsterte:"Es ist Zeit Kili zu besuchen."Dann reihte ich mich zu den anderen. Fili nickte und wandte sich von mir ab.
Langsam verliess ich die Gruppe um Kili in seinem Zimmer zu besuchen.
Er war durch den Gesang bereits aufgewacht und sass im Bett.

"Was ist da unten los?" verschlafen blickte er mich an.
"Ich fürchte ich habe da etwas in Gang getreten, was ich nicht verstehe. Ich wollte deinem Onkel etwas wieder geben. Als Dank für alles... und ehe ich mich versah standen 3 Dutzend Zwerge um mich herum um singen" Er lächelte matt.

"Du hast eine erstaunliche Wirkung auf deine Umgebung Serena. Es ist eine Ehrung für dich und für meinem Onkel." Ich lächelte "Zwar bin ich mir nicht sicher, doch ist es wohl die beste Gelegenheit deinen Onkel zu bestatten. Aber bevor wir runtergehen habe ich noch eine Überraschung für dich."
Er war schon fast am Aufstehen, als ich ihn sachte aufs Bett zurück drückte. "Setz dich lieber."
Dann ging ich zur Tür und deutete Fili, der gerade die Treppe hinauf kam einzutreten.

Wie ich es mir dachte, war Kili überfordert mit seinen Gefühlen. Eine Mischung aus Unglaube, Freude und Freudentränen mischte sich in ihm.
Sie vielen sich wie vermutet in die Arme und lachten gemeinsam. Leise zog ich mich zurück. Diesen Moment sollten sie allein geniessen. Stattdessen betrat ich das Zimmer indem ich gelegen hatte. Dort hatte jemand für mich eine weisse Blume ins Wasser gestellt.
Schnell nahm ich sie mit und begab mich wieder hinunter zu den anderen.
Sie hatten sich aufgereiht um sich von Thorin einzeln zu verabschieden.
Auch ich stellte mich noch einmal an. Es dauerte etwas doch schliesslich konnte ich vortreten. Die anderen bildeten bereits wieder einen Ring um ihn.
Vorsichtig legte ich ihm die weisse Blume auf die Brust. Zog meinen Dolch und Schnitt mir in den Finger. Drei Tropfen liess ich auf die Blüte tropfen und sprach leise "Auf das wir uns im nächsten Leben wieder begegnen mögen.." Dann gab ich ihm einen Kuss auf die Stirn.
Als ich mich umdrehte sah ich Fili und Kili am oberen Ende der Treppe stehen. Langsam ging ich in ihre Richtung bis zum Ende des Kreises. Als auch die anderen sie erblickten bildeten sie eine kleine Gasse durch die sie gehen konnten.
Ich wartete, bis sie sich auf den Weg zu uns hinunter machten, dann kniete ich mich vor dem künftigen König unter dem Berge nieder.
Es dauerte nicht lang und die Zwerge taten es mir gleich.
Langsam traten die beiden durch den Ring aus Zwergen auf ihren toten Onkel zu um sich selbst von ihnen zu verabschieden. .
Die Zwerge begannen von neuem zu singen. Kili kam auf mich zu und bot mir seine Hand an.
Dieses Mal nahm ich sie an und während die Zwerge aufstanden stellte ich mich an seine Seite.
6 der Zwerge traten vor um Thorin in die Gruft hinunter zu tragen.
Fili führte den Zug an. Dahinter Thorin, gefolgt von Kili und mir und den restlichen Zwergen, die immer noch ihr Lied laut und voller Inbrunst sangen.
Kili hielt immer noch meine Hand. Es war ein wundervolles Gefühl, nach all der Zeit, die ich krampfhaft versuchte Berührungen zu vermeiden.
"Wofür steht die blutige Blume?" Kili blickte mich interessiert an und ich lächelte während ich antwortete.

"Die weisse Blume steht für die reine Seele nach dem Tod. Denn mit diesem ist alle Schuld beglichen, die einem im Leben belastet. Das Blut soll dem verstorbenen einen Teil von sich selbst fürs nächste Leben mitgeben.
Auf das es mit ihm eins wird. So soll eine Verbindung geschaffen werden. Damit man sich wieder findet."

"Klingt nach einem schönen Gedanken." Er lächelte nachdenklich.

"Fili hat mir erzählt, was passiert ist... Was du für ihn und Thorin getan hast... Was du für uns getan hast.. Thorin währe dir unendlich Dankbar.. und das bin ich auch."

Ein kleiner Kloss bildete sich in meinem Hals und so lächelte ich ihn nur zaghaft an.
Ich wusste, dass mir das sprechen schwer fallen würde, also versuchte ich es gar nicht.
Stattdessen musterte Kili mich.
Mir war bewusst, dass ich nicht gesund aussehen musste, denn so fühlte ich mich auch nicht.
Doch die Tatsache, dass ich mich immer wieder auf seine Hand stützen musste um das Gleichgewicht zu halten war ihm sicher nicht entgangen.
Irgendwie war mir schwummerig, als ob ich auf weichem Boden gehen würde.
Diese Tatsache machte mein Verlangen nach der Zeit vor dem Düsterwald nur noch grösser und es viel mir zunehmend schwerer dies zu verbergen.
Ich vermisste die wenigen Stunden mit Kili, in denen ich nicht nur stark sein musste. In denen ich mich fallen lassen konnte; In denen sich jemand anderes um mich gekümmert hat, wenn es mir schlecht ging.

Die Zeit, in der ich Schlafen und etwas Essen konnte. Auf beides war mir schon seit einiger Zeit die Lust vergangen... und so langsam machte es sich bemerkbar.
Wir gingen zahlreich verschlungene Wege und Treppen hinab, bis wir die Königlichen Grabkammern erreicht hatten. Thorin wurde in einem Steinernen Sarg beigesetzt. Eine Runentafel beschrieb den Inhalt.
Die Gruppe an Zwergen löste sich langsam auf und ging zurück in die oberen Hallen.
Gedankenversunken blickte ich noch immer auf Thorins Sarg.
Mir wurde wieder schwindelig und ich sah plötzlich alles nur noch verschwommen.
Noch bevor ich überhaupt verstand, was passierte wurde alles dunkel um mich herum.

Der Zwerg der mein Herz berührte/ HobbitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt