Der Abschied

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Eine Weile starrte ich mit Tauriel einfach in die Nacht und genoss die Stille.
Ich war mir sicher, dass wir in der Zukunft gute Freunde werden würden. Sie folgte nicht der Verblendung ihres Volkes, sondern entschied aus dem Herzen heraus... So wie ich.
Dies war immerhin ein geringer Trost, der auf mich wartete...

Vorsichtig schritt ich auf die Türschwelle um ihn noch ein letztes Mal ungestört beobachten zu können.
Von nun an würde ich also versuchen auf Abstand zu bleiben...Dies als mein neuer Blickwinkel... Auf eine möglichst grosse Entfernung achtend. Egal wie schwer es mir viel.
Alle Geschehnisse, die mich auf dieser Reise verändert hatten würde ich wieder dort verwahren, wo ich es gewohnt war: Tief vergraben in den tiefen meines Herzens.....
Bei all dem anderen Schmerz.

Noch im Gedanken versunken hörte ich Tauriel hinter mir fluchen.
Irritiert blickte ich sie an. "Was ist los?"
"Der Drache" fluchte sie und lief ins Haus hinein.
Ich versuchte auszumachen, was sie wahrgenommen hatte. In der hinteren Stadt brach Chaos aus.
"Was geht nur vor sich?"  flüsterte ich zu mir selbst.
Kurz nachdem ich die Worte ausgesprochen hatte erfüllte ein Flammenmeer den hinteren Teil der Stadt. Die riesige Flammenwand warf ihren Schein auf einen riesigen Drachen der über die Stadt flog.
Wie erstarrt verfolgte ich den Flug des Drachen und die auflodernden Flammen die er hinterliess.
Tauriel zog mich ins Haus hinein. "Wir müssen die Stadt verlassen."

Sie hatte bereits Vorkehrungen getroffen und alle in das Untergeschoss des Hauses geschickt.
Der untere Teil des Hauses war offen und ermöglichte uns einen direkten Zugang zu den Kanälen. Direkt am Haus lag ein kleines Boot direkt im Wasser. Fili und Bofur hatten bereits dafür gesorgt, dass Kili, Oin und Bards Kinder einstiegen.
Thauriel und ich gelangten als letztes die Treppe hinunter.
Bewusst wich ich Kilis Blick aus und ignorierte ihn. Stattdessen kümmerte ich mich um Bards Töchter.
Sie waren jung und hatten grosse Angst.
Sein Sohn hingegen, war die Angst zwar auch anzusehen, doch wirkte er abgeklärter.
Wo war ihr Vater denn nur. Er hätte jetzt hier sein müssen, bei ihnen...

Tauriel übernahm die Leitung des Bootes. Absichtlich setzte ich mich von Kili weg, was in diesem kleinen Boot äusserst schwierig war.
Langsam tasteten wir uns die Kanäle entlang. Tauriel schien eine gute Übersicht zu haben und so liess sie uns an gefährlichen Stellen verharren, bis sie uns weiter führte.
Mir war nicht bewusst, was sie sehen konnte, doch war es deutlich, dass wir ohne ihre Hilfe mehrfach direkt in den flammenden Drachenatem gefahren wären.
Dennoch war es nicht leicht den herabstürzenden Trümmern der Häuser auszuweichen.
Nicht selten brachen sie nur wenige Meter von uns entfernt zusammen und brachten das Boot stark zum schwanken.
Ohne Vorwarnung sprang der Junge plötzlich aus dem Bot.
Ich versuchte ihn noch zu halten, doch riss er sich los.
Stattdessen versuchte ich seine 2 Geschwister mit aller Kraft im Boot zu halten.
Es fühlte sich wie eine Ewigkeit an, doch schliesslich hatten wir den äusseren Kranz der Stadt erreicht und fuhren in die offene See ans nahe Ufer.

Die Stadt hinter uns lag völlig in Flammen und erhellte die Nacht. Die Schemen des Drachen waren deutlich im Feuer auszumachen.
Er sah gewaltig aus, wie er da in den Flammen der Stadt landete und sich an dem Leid der Menschen erfreute. Auch von dieser Entfernung hätte ich schwören können, er würde lauthals Lachen.
Ich fragte mich wie es den Zwergen im Erebor ging. War er so zornig, nachdem der sie alle getötet hatte?

Gebannt blickten wir auf die Stadt und die Schemen des Drachen... Wie er sein Werk zu geniessen schien und in dem Trümmern der Stadt jubelte.
Doch änderte sich das Bild von einem auf dem anderen schlagartig.
Das Untier schrie laut auf. Er versuchte zu fliegen und taumelte schliesslich rückwärts bis er unter einem letzten Schrei zusammenbrach.
Aus anderen Booten drangen Jubelschreie zu uns. "Der Drache ist tot!" hallte es von allen Seiten.
Es fing an zu dämmern und wir hielten auf das Ufer zu an dem sich die Überlebenden sammelten.

Schnell stieg ich aus und begann mich um ein paar Verletzte zu kümmern.
In diesem Leid, war jede helfende Hand gebraucht, doch half es mir auch Kili aus dem Weg zu gehen.
 Ich konnte ihm im Augenwinkel beobachten. Fili sprach gerade mit ihm während er mich irritiert anblickte. Er hatte sofort gemerkt, dass etwas anders war.
Es wurde langsam hell und immer noch wurden verletzte oder tote Menschen aus dem Wasser gezogen.
All das Leid und die Schreie... Ein furchtbarer Anblick....

Ich hörte Hufgetrappel. Legolas war zurück gekehrt. Mir drehte sich der Magen um.
Er kam auf Tauriel zu und wechselte mit ihr ein paar Worte.
Sie schienen über seine neuen Informationen zu sprechen.
Dann blickte er mich abwartend an. Er erwartete, dass ich mein Versprechen einlösen würde.
Noch bevor ich reagieren konnte, änderte sich sein Blick. Er wurde zornig und ich wusste sofort, wer von hinten an mich heran trat.
"Serena?" seine Stimme klang vorsichtig und abschätzend als ich mich zu ihm umdrehte.  
"Komm.. wir brechen auf... Zu den anderen." gleichzeitig hob er seine Hand damit ich sie ergreifen konnte.
Für einen Moment starrte ich ihn einfach an. Die Situation war noch schlimmer als ich sie mir hätte vorstellen können.
Denn auch wenn ich es gewohnt war meine Gefühle zu verschliessen, fanden sie jetzt wo ich sie einmal zugelassen hatte, immer wieder den Weg zurück an die Oberfläche.
 "Ich.. kann nicht mit dir gehen Kili" sprach ich langsam aber bestimmt.
"Aber... ich versteh nicht"  jegliche Emotion wich aus seinem Gesicht und in seinen Augen schien sich das schlimmste zu bewahrheiten. Jetzt hatte ich noch mehr Mühe es ihm so zu erklären, dass er mich gehen lassen konnte.

"Es war nur ein Traum Kili. Ich habe euch nur begleitet um eure Heimat zurück zu erobern.
Aber sie ist nicht meine.."
die letzten Worte flüsterte ich fast.
" Jetzt da sich alles bewahrheitet hat, was du dir gewünscht hast, bin ich nicht mehr von Nöten.."
Ich hoffte inständig er würde meine Unsicherheit in der Stimme nicht wahrnehmen.
"Was redest du da?" brach er irritiert, fast aufgebraucht hervor. Er wusste was ich damit sagen wollte, doch wollte es nicht wahr haben.
"Meine Aufgabe hier ist beendet. Ich werde gehen und einen neuen Ort suchen, wo meine Hilfe benötigt wird."
 
Tränen bildeten sich in seinen Augen und er schüttelte verständnislos den Kopf.
"Aber ich dachte..." Bevor er weiter sprechen konnte unterbrach ich ihn.
"Wir wissen beide, dass ich nicht das bin, was du brauchst.
Bitte Trauer nicht, denn ich werde dich niemals vergessen."
Vorsichtig ergriff ich seine Hand und gab ihr einen Kuss.
"Ich hoffe das Leben behandelt dich freundlich, denn Ich wünsche dir nur das Beste. "
Dann liess ich sie wieder los, senkte den Kopf und wollte mich von ihm abwenden.
Meine Hände begannen langsam zu zittern und ich verschränkte sie vor der Brust. Nicht mehr lange und ich hatte es geschafft.
Doch ehe ich mich umdrehen konnte griff er nach meinem Arm und zog mich zurück.

"Nein das glaube ich nicht!" er sprach jetzt wütend und blickte zu Legolas, der bereits sein Messer zog und sich schützend hinter mich stellte.
Ich hatte versucht diese Worte für mich zu behalten, doch er liess mir keine Wahl mehr.
"Thorin hatte Recht! Menschen und Zwerge haben zusammen keine Zukunft!
Hätte ich es früher erkannt, hätte ich dir viel Leid erspart... Es tut mir Leid!"
All meine restliche Kraft legte ich in diese letzten Worte.
Kilis Blick zerriss mich innerlich. Er liess langsam seine Hand sinken und war nicht mehr im Stande ein Wort zu sagen.
Es war ihm anzusehen, dass diese Worte in seinem Kopf wiederhallten, während er ohne etwas zu sehen hin und her blickte.
Verzweifelt blickte ich Fili an. "Bitte" flüsterte ich stumm und er verstand sofort.

Er trat neben seinem Bruder und legte ihm seinen Arm um die Schulter.
"Komm Bruder." Ohne Widerstand folgte Kili ihm. Den Blick gesenkt, kaum in der Lage aufrecht zu gehen. Fili blickte mich traurig an, während er das Boot zu Wasser liess und sie langsam in den dichten Morgennebel, der sich auf dem See gebildet hatte verschwanden.
"Ich werde dich immer lieben" flüsterte ich noch einmal unter Tränen vor mich hin.

Als ich mir sicher war, dass sie ausser Reichweite waren, liess ich einen Teil meiner Trauer frei.
Legolas legte mir seinen Arm auf die Schulter.
"Es wird dir bald besser gehen. Du wirst sehen." sprach er, doch ich achtete nicht auf ihm.
 Langsam viel ich auf Knie und gab dem Schmerz nach, der sich in meiner Brust ausbreitete.

Ich war mir nicht sicher ob er mir geglaubt hatte.. Hatte ich ihm doch auf unserer Reise deutlich das Gegenteil gezeigt.
Und wenn er es glaubte..Würden er mich hassen? Würden sie es für sich behalten? Oder würden sie ihm früher oder später erzählen was der Grund für diese Tragödie gewesen war...


Noch während ich mit hängenden Schultern im Sand sass kamen weitere Reiter an.  Weitere Elben... Die Elben überbrachten Legolas eine Nachricht, worauf dieser äusserst Aufgebracht reagierte.
Tauriel blickte erschüttert zwischen Legolas und den Botenreitern hin und her.
"Tauriel was ist los?"  meine Stimme zitterte noch leicht, während ich aufstand und mich zu ihr gesellte.
"Der König hat mich verbannt." sprach sie zu mir.
"Serena." Legolas wandte sich mir zu.
"Wir werden nicht nach Hause aufbrechen. Wir müssen etwas überprüfen. Komm wir dürfen keine Zeit verlieren!" auch er bot mir seine Hand an.
Meine Gefühle wandelten sich von Trauer zu Zorn.
"Nein. Ich werde hier bleiben und den Menschen helfen. Sie haben alles verloren was sie hatten.
Ich werde mein Versprechen halten. Keine Sorge! Aber hier wird jede helfende Hand gebraucht."

Er überdachte meine Aussage und nickte schliesslich. Dann schwang er sich auf sein Pferd und half Thauriel ebenso aufzusitzen.
Ich ignorierte die Blicke der 2 Botenreiter und beobachtete, wie sie allesamt davon ritten.

Der Zwerg der mein Herz berührte/ HobbitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt