Die Last des Lebens

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Leise summte und sang ich ein paar Passagen vor mich hin.
Dann hörte Ich ihn bereits kommen, bevor er auch nur ein Wort sagte.
"Du musst dich ausruhen". sprach ich ohne mich zu ihm umzudrehen.
"Das solltest du ebenso". Kili setzte sich neben mir auf den Stein und folgte meinen Blicken in die Dunkelheit.

"Du singt wundervoll" sprach er und sah mich an. "Nur sehr traurig. Diese Lieder..Du summst sie fast täglich im Gedanken versunken. Sie bedeutet dir etwas."
Ich blickte ihn an und bemerkte seine besorgte Miene. Dann sprach ich ohne weiter nachzudenken.
"Sie  erinnern mich an meine Tochter Serenety.." Sein Blick veränderte sich.
"Du hast eine Tochter?." Schliesslich blickte er wieder in die Dunkelheit. Sein Blick wurde trüb.
"Lebt sie.. bei ihrem Vater?" fragte er mit tonloser Stimme.
Ich musterte seine Reaktion. Er störte sich an diesem Gedanken.
"Nein. Weder sie, noch ich kannten ihn je". Sein Kopf fuhr herum. "Aber wie?" fragte er verwundert.
"Ich war Königin Kili. Es war meine Pflicht für eine Thronfolge zu sorgen." langsam schloss ich meine Augen.
"Und wie sorgen Männerhassende Amazonen für das Bestehen des Volkes'?"¨er sprach immer noch trüb.
"Früher hielten wir uns Sklaven. Verstehst du.. Wir fügten uns nur dem Befehl. Als eine lästige Pflicht der man folgen musste. Meine Mutter sorgte dafür, das Sklaven überflüssig wurden.
Wir schufen ein Abkommen mit unseren Nachbarvölkern.
In der Sommernachtswende wurden auf neutralem Boden Zelte aufgebaut. 2 Dutzend Frauen und Männer versammelten sich jedes Jahr maskiert für eine Nacht in Frieden für den gemeinsamen Fortbestand. Die neugeborenen Knaben werden Flussabwärts zu ihren Vätern gebracht. Die Mädchen als Kriegerinnen unseren Lehren unterzogen".
Ich schnaubte verächtlich.
" Die einzige Liebe die uns beigebracht wurde, war die zu unseren Schwestern und Töchtern." Wieder blickte ich in die Nacht.
"Dann hast du  die Krone an sie abgetreten.."
"Ja..Doch sie starb vor einem Jahr."
Sein Blick wurde wieder Mitfühlend. "Das tut mir sehr leid. "Unbeirrt fuhr ich fort
"Unser Dorf wurde angegriffen. Ich kam so schnell ich konnte. Doch es war zu spät. Sie war mit ihrer Leibgarde bereits umzingelt und tödlich verletzt worden."
Ich blickte ihm wieder in die Augen während sich langsam Tränen in meinen bildeten.
"Sie starb in meinen Armen... ich wusste ich konnte ihr nichtmehr helfen.. .Ich war so verzweifelt.. wusste nicht was ich tun sollte...sie bat mich sie abzulenken.. also sang ich ihr etwas vor..."
Ich atmete einmal tief durch.
" Diese Lieder sind die letzten Worte die sie von mir gehört hat."
Er hob seine Hand und wischte die einzelne Träne weg, die mir über die Wange lief.
Dann blickte ich wieder in die Dunkelheit.
"In dieser Nacht, habe ich mich von meinem Volk abgewandt. Es hätte mich treffen sollen..."
Schnell drehte ich mich zu ihm um, um weiter zu sprechen doch er hielt mir einen Finger vor die Lippen.
"Was geschehen ist, ist geschehen. Quält dich nicht, indem du dich fragt was hätte sein können."
Er liess seine Hand wieder sinken.
"Wie alt war sie?" fragte er vorsichtig.
Ich zögerte einen Moment. "15. Volljährig für mein Volk... Ich glaube sie haben nur darauf gewartet, das ich gehe."
Tatsächlich reagierte er so verwundert wie ich es mir dachte.
"15? Wie kann das sein? Wie alt bist du? "
"Ich sagte doch mein Regeneration ist schneller als normal. Das gilt auch für den Alterungsprozess."
Es war anstrengend meine Trauer während des Gesprächs im Zaum zu halten. Doch nicht nur das. Auch die Gefühle von vorhin; das brennende verlangen nach Berührung entflammte von neuem. Meine Hände zitterten leicht.
Vorsichtig streckte er erneut seine Hand aus um meine leicht zu berühren. Er wartete auf eine Reaktion während er mich eindringlich ansah. Als auch ich auf seine Hand blickte und begann mit seinen Fingerspitzen zu spielen lächelte er mich erleichtert an.
Ich konnte nicht anders... Ich musste zurück lächeln.
"Es tut gut mit dir darüber zu reden...Ist es doch die schwerste Last, die ich mit mir trage"
Die Worte waren eher ein leises Flüstern als gesprochen.
Die Luft schien zu knistern während wir uns in die Augen sahen und uns langsam näher kamen.
Nach schier unendlichen Minuten, kurz bevor sich unsere Lippen berührten, schreckte uns plötzlich ein Geräusch auf.
Verdammt nochmal! Wird das denn zu Gewohnheit hier?
 Wir sahen uns um. Auf der anderen Seite des Lagerfeuers, sass Thorin aufrecht und blickte finster herüber. Ich konnte mir denken, was in seinem Kopf vorging. Er sah alles andere als begeistert aus. Wie kleine Kinder blickten wir uns beschämt an.
Schnell räusperte Kili sich und begann  um das Lager herum einen Rundgang zu starten.
Ich blieb auf den Stein sitzen, denn ich hörte bereits die Schritte hinter mir näher kommen.
"Ich will das du dich von Kili fern hältst! Es verwirrt nur seinen Kopf und ich brauche ihm bei klaren Verstand!"
Finster blickte ich zu ihm hinauf. Er konnte nicht ernsthaft erwarten, dass eine Anweisung von ihm ausreichen würde.
"Sein Verstand ist klarer denn je". stellte ich richtig.
"Vielleicht noch jetzt! Aber ich kenne ihn. Wenn er sein Herz verschenkt, gibt es für ihn kein Zurück mehr. Ich will nicht, dass er leidet, wenn er feststellt, dass Menschen und Zwerge niemals zueinander finden könnten."
 
Er sprach wie immer mit seiner Autorität. Doch ich merkte auch, dass er sich wirklich Sorgen um ihn machte. Aus welchem Grund auch immer, war es für ihn undenkbar, dass meine Gefühle aufrecht sein könnten. Dabei war es doch seit langem das erste, was sich wirklich richtig anfühlte.
Wütend stand ich auf, räumte mein Nachtlager zusammen und schnallte es mir auf den Rücken.
Ein Streit würde uns nicht voran bringen. Das war mir klar. Also nutzte ich meine Wut.
"Der Morgen kommt bald. Ich werde den Weg bis zum Bergpass ablaufen, damit wir morgen keine unnötigen Schwierigkeiten bekommen. "
Er nickte mir stumm zu. "Wir folgen dir bei Morgengrauen."
Als ich das Lager verliess, kam mir Kili entgegen. Verwirrt blickte er mich an. "Du verlässt uns?"
Ich schloss kurz die Augen, blickte Thorin über die Schulter und dann wieder Kili an. Mehr brauchte es nicht, denn er verstand sofort.
Er rannte fast an mir vorbei und stürmte auf Thorin zu. Ich hörte wie die beiden hinter mir stritten, doch ging ich unbeirrt weiter. Das was wir jetzt am dringendsten brauchten, war ein klarer Kopf.

Der Zwerg der mein Herz berührte/ HobbitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt