Frühlingsgefühle

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Ein weiterer Tag neigte sich dem Ende. Also bauten wir schliesslich wieder unser Nachtlager auf. 
Kili und ich trainierten wie so oft miteinander. Da unser Lagerplatz dieses Mal den Platz nicht hergab, suchten wir uns eine geeignete Fläche  in naher Umgebung.
"Heute habe ich ein gutes Gefühl" Er grinste mich an und schwang das Stück Holz als Schwertersatz in seiner Hand bereit zum Angriff. Auch ich Kämpfte mit 2 hölzernen oder auch Wahlweise mit einem Stab.
"Dann lass mal sehen" zwinkerte ich ihm zu; beugte mich leicht vor und hielt meinem Stab mit der rechten Hand hinter meinem Rücken, während ich den linken Arm leicht beugte.
"Neiin! Heute lass ich dir den Vorzug" frech zwinkerte er zurück.
Ich sah mir seine Haltung an. Er hatte zwar einen festen Stand, doch war seine Schwäche die linke Schulter und das linke Bein.
Dann versuchte ich mein Glück. Ich zog meinen Stab mit der rechten Hand in einer fliessenden Bewegung hinter meinem Rücken hervor und liess ihn auf Höhe seiner Beine durch schwingen.
Dabei achtete ich darauf, den Schlag zwar echt wirken zu lassen, doch ihn in Wirklichkeit nicht mit Reichweite auszuführen. Wie geplant sprang er in die Luft um diesen zugegeben schon mehrfach durchgeführten Zug abzuwehren.
Jetzt war es mir allerdings möglich, mit einer schnellen Drehung auf die Knie und dem Übergreifen am Stab den Schwung fortzuführen und einen folgenden Schlag mit dem anderen Ende genau dort zu Platzieren, wo Kili gerade gelandet war.
Als er sah was ich vorhatte, war es bereits zu spät. Mein Stab schlug ihm gegen sein linkes Bein.
"1 zu null für mich" grinste ich und stand auf.
Fassungslos sah er mich an. "Du hast gemogelt" lachte er. "du wusstest, das ich so reagieren würde."
"Regel Nummer1: Kenne deinen Gegner"
verschmitzt grinste ich ihm zu.
"Na warte!" Ohne lange Zeit zu verschwenden, belastet er nur noch sein rechtes Bein und hob das linke in die Höhe. Gleichzeitig hüpfte er in meine Richtung. Ich konnte nicht mehr Ernst bleiben.
Lauthals lachte ich los und vergass meine Deckung. Gerade als Kili zu einem Schlag auszuholen versuchte, verlor er durch die Bewegung das Gleichgewicht und stürzte vorn über auf mich zu.
Zwar versuchte ich ihm aufzufangen, doch tat der Anblick des Stolpern sein übriges. So krachten wir zusammen lachend auf den Boden. Während ich auf dem Rücken gelandet war, lag Kili nun halb in meinem Armen.
Auch wenn bereits mein Bauch vor Lachen anfing zu schmerzen, so konnte ich nicht aufhören, denn auch Kili lachte jetzt lauthals mit. Ich stützte mich auf meinem Ellenbogen vom Boden ab um zu sehen ob noch alles heil war. Kili sass neben mir und stützte sich mit seiner linken Hand auf der anderen Seite meiner Hüfte ab um nicht mehr auf mir zu liegen.
Wir sahen uns lachend aber prüfend an. Immerhin schien alles ok zu sein. Schliesslich wandelte sich unser lautes Lachen in ein leises Lächeln. Vergessen waren Schmerz und Ort während wir uns ansahen.
Stattdessen überkam mich ein anderes Gefühl. Mir wurde fast unerträglich heiss und in meinem Magen kribbelte es wie ich es noch nie gespürt hatte.
Langsam setzte ich mich auf, sodass meine Schulter seine Brust berührte und sich unsere Gesichter fast berührten.
Er hob seine linke Hand und zog mir vorsichtig ein Laubblatt aus meine Haarsträhne die mir im Gesicht hing. Dabei berührte er nur leicht meine Wange mit den Fingerspitzen, doch brannten, diese kleinen Stellen umso mehr.
Konnte man eine Berührung eines Menschen so sehr ersehnen, das es fast unerträglich war, darauf zu warten, bis es geschehen mochte?
Sein Blick veränderte sich, während er mich musterte.
Für einen Moment schien es toten still zu sein. Als ob niemand sonst ausser uns beiden hier wäre.
Mein Herz pochte immer stärker und lauter. Ob man es hören konnte?
 Er liess seinen Blick auf meine Lippen wandern und legte mir seine Hand unter mein Kinn.
Wieder brannte meine Haut unter der Berührung und ich schloss meine Augen.
Schliesslich wanderte er mit seinem Daumen über meine Unterlippe. Mir stockte der Atem. Ich fühlte mich wie in einem berauschten Zustand. Als hätte ich zu viel Wein oder Bier getrunken.
Dann wie aus dem Nichts schreckte uns Fili auf.
"Kili, Serena. Kommt essen." Wir beide zuckten vor Schreck zusammen. Zum Glück sass ich mit dem Rücken zu ihm, so konnte ich seinem Blick nicht sehen. Ich war mir sicher, er war nicht freundlich.
Kili hatte vor Schreck seine Hand zurückgezogen und starrte seinen Bruder etwas verwirrt an.
Dann stand er auf und reichte mir die Hand um mir zu helfen.
"Alles ok bei dir" fragte er mich besorgt. "Natürlich" meine Stimme war leicht belegt. Ich war solche Gefühle nicht gewohnt. Nicht nur nicht gewohnt. Ich kannte sie bisher nicht einmal. Wie war es möglich, dass er es schaffte, solche verwirrenden Gefühle bei mir auszulösen?

Wir versuchten uns nichts weiter anmerken zu lassen. Ohne ein Wort zu sagen folgten wir Fili zurück ins Lager und setzten uns zu den anderen um zu essen. Dabei entging mir Filis prüfende Blicke nicht, die er mir zuwarf.
Kili versuchte sich wie sonst auch zu verhalten, was ihm allerdings nicht sonderlich gut gelang.
Zum Glück war es Thorin, der ihn davon abhielt, sich noch auffälliger zu verhalten.
"Serena, Kili sagte ihr seid eine Schlachterfahrene Kriegerin. Lasst uns an euren Erfahrungen als Heerführerin teil haben" 
Er blickte mich prüfend an und wartete das ich antwortete. Ich wusste nicht, ob er sich lustig machen, oder mich einfach prüfen wollte.
Kili blickte interessiert zu mir herüber. Es war ihm anzusehen, dass er eine spannende Geschichte erwartete.
 "Da gibt es nichts zu erzählen oder zu teilen.. " sprach ich leicht mürrisch.
"Aus Erfahrung sollte ein weiser Heerführer stets den Krieg meiden... Denn niemand geht am Ende siegreich hervor! Das ist die einzige Lehre die Krieg uns lehrt! "
Mit diesen Worten stand ich auf und blickte grimmig durch die Reihen.
Balin nickte gedankenversunken und Kili blickte mich bedrückt an.
Er konnte nicht ahnen, dass er mit dieser Frage einen wunden Punkt erwischt hatte.
"Ich übernehme die Nachtwache heute." sprach ich kühl und setzte mich abseits des Feuerscheins auf einen Flachen Stein.
Tief durchatmend versuchte ich meinen Zorn verfliegen zu lassen.
Lange Zeit starrte ich einfach hinaus in die Dunkelheit um meine Gedanken zu Ordnen.
Schliesslich hatte ich auch so schon reichlich Stoff zum Nachdenken.

Der Zwerg der mein Herz berührte/ HobbitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt