Ein grosses Opfer

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Ohne weitere Verzögerung galoppierten wir in Richtung Seestadt.
Wir starteten bei später Nachmittagssonne. Die Zwerge hatten einen guten Vorsprung und der Strom des Flusses hatte ihnen ein gutes Tempo ermöglicht.
 Shetan schien meine Ungeduld zu spüren und so galoppierte er mit grossen ausholenden Sprüngen voran. Wir mussten unbedingt Zeit gut machen also ritten wir auch die Nacht durch ohne Rast zu machen.
Zum Glück waren die Tage hier kürzer als ich es gewohnt war, daher hatte ich keine Schwierigkeiten mit aufkommender Müdigkeit.
Für die beiden Elben war es schwer den Anschluss zu halten. Nicht etwa weil sie müde waren. Sondern weil es für ihr Pferd kaum möglich war Shetans Tempo zu halten. Immer wieder musste wir abbremsen, damit sie aufholen konnten um die Richtung anzugeben.
Es dämmerte  als sich der Wald lichtete und ein Weg uns an den grossen See heran führte.
Als ich neben den Weg auch die Stadt vor Augen hatte gab es für Shetan kein Halten mehr. Er legte sogar noch einmal an Tempo zu. Jetzt wussten wir wo unser Ziel lag und musste keine Rücksicht mehr nehmen.
Schon nach kurzer Zeit hatten wir einen grossen Abstand zu den 2 Elben geschaffen, der sich stätig vergrösserte. Ich musste einfach so schnell wie möglich unser Ziel erreichen und Shetan schien mir diesen Wunsch erfüllen zu wollen.
Der Himmel war von einem hellblauen Ton als ich den langen Steg, der zur Stadt führte entlang preschte. Hinter mir war niemand mehr zu sehen.
In der Stadt würde ich zu Pferd nicht sonderlich gut voran kommen. Also machten wir am Stadttor eine Vollbremsung. Den Schwung nutzend sprang ich mit einem Vorwärtssalto vom Pferd und übernahm die Kraft direkt ins Laufen.
Aber wo sollte ich anfangen? Für einen Moment lief ich einfach nur die Stege entlang und blickte mich suchend um.
Diese Stadt war merkwürdig leer. Sie wirkte fast ausgestorben auf mich, während ich die Zahlreichen Stege entlang lief.

Über einen entfernten Steg sah ich Bofur laufen und rief ihm zu. Doch er hörte mich nicht und rannte den Steg auf der anderen Seite hastig entlang.
Dummerweise befand ich mich genau auf der anderen Seite. Also musste ich einen kleinen Umweg laufen. Vor mir tauchte eine Menschentraube auf. Sie jubelten und feierten.
So ein Mist. Wie sollte ich in einer solchen Masse Zwerge finden..
Ich kam an einem breiten Steg ans Wasser. Direkt vor mir trieb ein Boot. Es verliess gerade die Stadt. Meine Begleiter sassen ihn ihm. Doch nicht alle. Überrascht und ungläubig sahen sie mich an.
Schnell überflog ich sie und stellte fest wer alles fehlte. Ich schrie nur Kilis Namen und Thorin deutete ans andere Ende des Steges. Die Masse löste sich langsam auf und erschwerte mir den durchweg.
Doch schliesslich hatte ich es geschafft am Anfang des Steges zu gelangen.
Wieder rief ich Kilis Namen. Doch es war nicht er der Antwortete. Ich hörte Fili antworten und steuerte auf die Stimme zu. Dann endlich sah ich sie. Die kleine Gruppe der 4 Zwerge befand sich noch immer am Steg.
Kili sass auf einem Fass am Rande. Sein Gesicht schmerzverzehrt, wankte er mehr als das er sich aufrecht halten konnte. Auch er bemerkte mich schliesslich und sein Blick erhellte sich.
Schliesslich versuchte er aufzustehen und mir entgegenzukommen, doch versagten ihm seine Beine nach wenigen Metern den Dienst. Völlig ausser Atem fiel ich ihm in die Arme und versuchte ihn aufzufangen.
"Du lebst" flüsterte er leise während sich Tränen in seinen Augen bildeten und er mit seine Fingern mein Gesicht entlang fuhr  "Aber wie?" flüsterte er ungläubig. "Tauriel"  sprach ich nur, küsste ihn und nahm ihn in den Arm. "Ich hörte du seist schwer verletzt und bin so schnell gekommen wie ich konnte." Fili sprach zu mir während er mir eine Hand auf die Schulter legte. "Er wurde von einem Pfeil getroffen. Es geht ihm von Tag zu Tag schlechter."
"Dann schnell. Lasst uns keine Zeit mehr verlieren."
Fili und Bofur stützen ihn während sie ihn zielstrebig zu einem Haus führten.
Ein Mann öffnete die Tür. Dies musste Bart sein, von dem Fili auf dem Weg hierher gesprochen hatte.  Er sah nicht gerade begeistert aus, doch war er schliesslich bereit uns zu helfen. Zum Glück hatte Tauriel auch meine Ausrüstung aus dem Verlies mitgenommen.
So war es mir jetzt möglich mit meinem Relikt zu helfen. Wir legten ihn ins Bett und versuchten sein Bein zu fixieren.
Ich strich mir das Relikt über und atmete tief durch.  Mit meiner linken griff ich nach Kilis Hand, während ich die rechte über sein Bein ausstreckte.
Der Kristall begann leicht zu leuchten. Ich atmete scharf ein. Bereits im Anfangsstadium war der Schmerz fast unerträglich. Die Wucht des plötzlichen Schmerzen hatte mich ins Wanken gebracht und mir einen neuen Stick in meiner Wunde versetzt. Doch um ihn zu helfen musste ich weiter gehen und konnte darauf keine Rücksicht nehmen.
Langsam erhöhte ich die Wirkung des Reliktes. Schon jetzt zitterte meine Hand vor Anstrengung. Es war mir kaum Möglich dieses Stadium zu halten doch musste ich noch ein bisschen weiter.  Der Schmerz war unerträglich und kaum auszumachen von wo er herkam. Mein kompletter Körper fühlte sich an wie brennendes Feuer. Dann ging alles sehr schnell.
Ich erhöhte die Kraft des Reliktes auf die normale Höhe in der ich arbeitete. Kili schrie vor Schmerzen. Fast gleichzeitig überkam mich eine derart starke Woge des Schmerzes, das ich die Verbindung verlor. Mir wurde schwarz vor Augen und meine Beine brachen unter mir weg.
Für einen kurzen Moment versuchte ich zu verstehen warum ich den Boden unter mir spürte, doch ehe ich verstand was geschehen war, wurde mein Körper taub und ich konnte nichts mehr wahr nehmen.
Im Bett liegend wurde ich wach. Desorientiert fragte ich mich was geschehen war. War es schon wieder Zeit zum schlafen gewesen? Dann viel mir wieder alles ein.
Ich stand so rasch aus dem Bett auf, das mir schwindelig wurde. Kili lag auf der anderen Seite immer noch in dem selben wo er gelegen hatte.
Er sah schlimmer aus. Viel schlimmer. Mehr torkelnd als gehend versuchte ich verzweifelnd zu ihm zu gelangen. Meine Bauchverletzung stach erneut und ich bemerkte, dass sie durch den Verband blutete.
Es schien jedoch nicht lebensbedrohlich, also ignorierte ich es und versuchte weiter sein Bett zu erreichen.
 "Serena was ist passiert?" Fili blickte mich fragend an. "Ich kann ihm nicht helfen. Die Verletzung ist zu gross. Ich hab es versucht.. Es hätte mich fast getötet." ich sprach weinerlich. Denn jetzt wo es ausgesprochen war wurde es mir komplett bewusst.
Ich konnte mein Blick nicht von ihm abwenden. Dieses Mal liefen mir die Tränen während ich versuchte an ihn heran zu kommen. Er war bereits weggetreten. Es fiel ihm schwer etwas zu fixieren, Menschen oder gar Stimmen zu erkennen.
"Bofur sucht nach Kräutern die ihm noch helfen könnten." Fili sah ebenfalls nicht sehr gut aus. Auch er machte sich grosse Sorgen um seinen Bruder und klammerte sich mit aller Kraft an jedem Strohhalm, den er fand.

Der Zwerg der mein Herz berührte/ HobbitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt