Die Reise beginnt

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Bis zum Sonnenaufgang sass ich wach auf meinem Bett.
Die wenigen Stunden hatten nicht ausgereicht um die Geschehnisse des letzten Tages komplett durchzugehen. Es war eigenartig. An das Gespräch mit Kili dachte ich mit gemischten Gefühlen zurück. Seine ruhige, unbeschwerte  und fröhliche Art erinnerte mich an vergangene Zeiten. An Zeiten in denen ich ihm gar nicht so unähnlich war. An Zeiten die lange vergessen waren... denn das Leben hatte anderes für mich vorgesehen. Seine Gesellschaft war gleichermassen schmerzhaft wie wohltuend. Sofern dies überhaupt einen Sinn ergeben konnte.

 Ich wusste wir würden früh aufbrechen, daher war ich bereits vorbereitet um Thorin nicht schon von Beginn an einen Grund für Streitigkeiten zu geben. Als schnelle  Schritte näher kamen griff ich nach meiner Ausrüstung und öffnete die Tür noch bevor jemand geklopft hatte.

"Guten Morgen. Ich bin Kilis Bruder. Mein Name ist Fili. Wir brechen jetzt auf."
"Ich bin bereit. Shetan steht noch im Stall..." "
Ohne Pferd! Wir können nicht riskieren aufzufallen!"

Er sah mich abschätzend an. Ich erkannte ihn. Er hatte gestern Nacht neben Kili gestanden und meinen Liedern gelauscht. Vermutlich musste er denken, dass ich nicht fähig genug war ihrer Unternehmung beizuwohnen.
Ein leises grummeln konnte ich mir nicht verkneifen. Selten war ich ohne Shetan auf Reisen gegangen. Doch dieser Ort war friedlich und die Elben der Natur und ihren Tieren zugetan.
Hier würde es ihm gut gehen bis ich ihn holen konnte.
Wir nutzten die verschlungensten und abgelegensten  Pfade um zu den anderen zu stossen.
Thorin düsterer Blick funkelte mich schon aus Entfernung an.
Es musste Kili viele Nerven gekostet haben ihn davon zu überzeugen, dass ich für diese Unternehmung nützlich sein konnte.
Er überflog für mich im schnelldurchlauf die Namen meiner neuen Gefährten. Die meisten entfielen mir direkt wieder. Doch konnte ich mir Bofurs Namen merken, denn er war es, der letzte Nacht mit seinem Taschentuch unter meinem Balkon gestanden hatte.
Ein weiterer Name der einfach zu merken war, war Bilbos. Das anfängliche Kind war Teil der Unternehmung und mir bisher nicht grossartig aufgefallen.
Die beiden waren neben Kili die einzigen die mich freundlich begrüssten.
Jedoch blieb uns nicht viel Zeit zum Trödeln, denn Thorin war darauf bedacht uns schnell und möglichst unauffällig aus dem Tal zu bekommen.
Zum Glück sprachen wir nicht sehr viel bis wir das Tal verliessen.
Es war deutlich, dass sie diesen Ort so schnell wie möglich verlassen wollten und so lagen mir lediglich die Blicke meiner Gefährten im Nacken.
Mehrere Tage wagte sich kaum jemand ein Wort mit mir zu wechseln. Ich ging stumm voraus und spähte nach eventuellen Problemen. Doch nichts liess sich blicken.
Zwar wollte ich ihnen helfen, doch versuchte ich auf Abstand zu bleiben. Ich wusste, sie würden mir nicht alles erzählen worum es hier ging.. und das mussten sie auch nicht.
Lediglich Bofur und der Hobbit Bilbo gingen unbeschwert mit mir um. Bofurs ruhige Art und Bilbos Freundlichkeit taten gut.
Sie halfen mir, meine Lücken über diese Welt zu füllen.
So lernte ich was Hobbits waren, wie sie lebten und warum Bilbo Teil der Reise war.
Bofur unterwies mich in den Tieren und Monstern, denen wir eventuell begegnen würden. Aber er erzählte mir auch viel über meine neuen Gefährten.
Es war nicht zu übersehen, dass Kili meine nähe suchte. Ich freute mich darüber und fing an mit ihm zu trainieren, wenn ich nicht gerade mit Bofur das Lager aufbaute, beim kochen half, oder Bilbos viele Fragen beantwortete.
Thorin billigte den Umgang nicht wirklich.
Es war kaum zu übersehen, dass er ihn mit Extraaufgaben davon abzuhalten versuchte mit mir länger Zeit zu verbringen.
Doch wenn wir es schafften, trainierten wir nach den Regeln meines Volkes.
4 Treffer führten zum Sieg einer Etappe. Wurde ein Körperteil wie z.B. ein Arm getroffen, so durfte dieser für den weiteren Kampf nicht benutzt werden.
Das Training tat mir gut. Es war etwas, worin ich mir sicher war und half zusätzlich die zweifelnden Blicke abzuwenden.

Kili hatte mit meinem Kampfstil grosse Mühe und es ärgerte ihn wenn ich ihn, ohne selbst einen einzigen Treffer zu kassieren, schlagen konnte.
Beinahe jeden Abend trainierten wir zusammen und er schien meinen Stil langsam zu durchschauen. Immer häufiger gelang es ihm einen Treffer zu landen, wenn auch nicht zu gewinnen. Diese Zeiten des Tages, waren die angenehmsten, denn wir verbrachten so viele Stunden miteinander wie wir erübrigen konnten.
Gelegentlich trainierte auch Fili mit uns. Immer dann, wenn er nicht glauben konnte, dass sein Bruder mich nicht absichtlich gewinnen liess. 
Doch meist beobachtete er uns lediglich mit einem missmutigen Gesichtsausdruck.

Der Zwerg der mein Herz berührte/ HobbitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt