Bebender Boden

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Der Pfad war leicht zu finden und das Gelände gut zu überblicken.
Auch heute schien ein langweiliger Tag zu werden. Zwar wusste ich, dass es viel besser war ohne Gegner im Rücken zu reisen, doch konnte ich einen kleinen Kampf jetzt ganz gut brauchen.
Es würde mir zumindest helfen die Wut die ich spürte loszuwerden. Aber auch so würde die Einsamkeit ihr übriges  tun.
Schliesslich fand ich einen kleinen See. Er lag leicht abseits. Eine Anhöhe tat ihr übriges um ihn nahezu versteckt zu halten.
Wenn schon kein Kampf, so konnte ein kleines Bad doch bestimmt die schlechte Laune davon spülen.
In einem nahen Gebüsch versteckte ich meine Ausrüstung und meine Kleider. Dann sprang ich in den See.
Zwar war er kalt, doch war es angenehm den Schmutz von den letzten Tagen ab zu spülen.
Hier im Wasser treibend, bekam ich wieder einen klaren Kopf und die Dinge schienen so eindeutig wie noch nie. Bei dem kleinsten Gedanken an Kili machte mein Herz einen kleinen Sprung und mein Mund musste lächeln.
Es war deutlich spürbar, dass ich mich besser fühlte. Mir viel es leichter zu lächeln und der Schmerz in meinem Herzen fühlte sich nicht mehr so gross an wie vor ein paar Wochen.
Schliesslich schwamm ich zurück ans Ufer und zog mir meine trockenen Kleider an. Sie mussten bald hier vorbei kommen und ich wollte bereit sein. Schnell verstaute ich meine Ausrüstung und wickelte mich in meinen Mantel.

Ich kam gerade zurück auf dem Pfad, als die Zwergengruppe über den Hügel geklettert kam.
Thorin blickte mich vielsagend an.
Er erwartete, das ich seiner Anweisung folgen würde.
Langsam ging er an mir vorbei und betrat den engen Felshang als erstes.
Kili, der mit seinem Bruder direkt hinter ihm ging, sah leicht betrübt drein. Aber dennoch entgegnete er meinem Blick ein kurzen zwinkern, folgend von einem angedeuteten Lächeln.
Er musste eine Ähnliche Ansage erhalten haben.
Um nicht unnötig etwas dummes zu tun, schloss ich mich dem Zug fast als letztes an.

Das Wetter schlug fast schlagartig um. Es stürmte und regnete in Strömen und obwohl es noch nicht sehr spät sein konnte, war es so dunkel wie in tiefster Nacht.
Lautes Grollen erhob sich und von den Felswänden brachen grosse Gesteinsbrocken ab. Einige von ihnen verfehlten uns nur knapp und zerschlugen den engen Pfad, sodass wir die Löcher überspringen mussten um voran zu kommen.
Ich  hörte Balin etwas rufen, doch ging seine Stimme im Gehäul des Sturmes einfach unter.
Fast gleichzeitig fing der Boden an zu beben.
Nein er bebte nicht, wie bei einem normalen Erdbeben. Er bewegte sich in einer fliessenden Bewegung und brach 3 meter breit aus der Felswand heraus.
In Panik versuchten wir Halt zu finden um nicht in die Tiefe zu stürzen.
Schnell versuchte ich mir einen Überblick zu schaffen. Direkt bei mir waren 5 Zwerge. Aber wo waren die anderen.  Schliesslich sah ich sie. Sie sprangen gerade von einer Felswand auf die andere.
Ich erkannte Thorin, Fili, Kili und auch Balin.
Allesamt blickten sie Panisch zu uns herüber und riefen wild durcheinander.
Mittlerweile bewegten wir uns sehr schnell. Auch um mich herum wurde das Geschrei lauter und als ich nach vorn blickte wusste ich warum.
Wir rutschten geradewegs auf eine Felswand zu. Jemand zog mich am Arm und deutete nach links.
Die andere Gruppe war hinter einer Felswand verschwunden. Doch das interessante war etwas ganz anderes. In dieser Felswand kam ein grosser Vorsprung mit einer Höhle zum Vorschein.
Wir mussten es nur schaffen rechtzeitig abzuspringen. Ich gab die Entdeckung weiter indem ich meinem anderen Nachbar auf die Brust klopfte.
Schliesslich atmete ich einmal tief ein und stiess mich vom Boden ab, kurz bevor dieser aufschlug.
Unter Ohrenbetäubenden Krachen, schlugen wir in die stehende Felswand, bis der Stein schliesslich knarrend in die Tiefe rutschte. Ich rollte mich mit meinem Körper auf den kleinen Hobbit, den ich bis jetzt nicht bemerkt hatte, um ihn von den abbrechenden Felsbrocken zu schützen.
Wieder hörte ich Geschrei. Um uns herum war alles ruhig. Abgesehen vom Wind. Dann sah ich sie um die Ecke kommen.
Ihren Blicken zu urteilen, mussten sie gedacht haben, das wir von dem Stein zermalmt worden waren.
Hastig huschten sie um die Ecke auf uns zu.
Ich liess mich wieder nach hinten fallen und atmete einige Male tief durch. Mein Kopf schmerzte und die Geräusche dröhnten doppelt so stark in meinem Kopf. Das hatte ich nun davon. Wieso war ich auch nicht mit einer ruhigen Reise zufrieden.
Mein Blick wurde dunkler.. irgendwie wässerig. Als hätte jemand ein Licht gelöscht. Ich konnte kaum etwas sehen, gar etwas fixieren. Jemand beugte sich über mich und ich hörte eine vertraute Stimme. Doch klang sie anders als sonst. Ich hatte sie scherzend und mitfühlend in Erinnerung. Wieso klang sie nur so Panisch? Wir waren doch noch am Leben.
Jemand hob erst meinem Kopf, dann meinen Körper an und zog mich aus dem Regen. Ein stechender Schmerz fuhr mir plötzlich durch den Kopf und ich musste unweigerlich aufstöhnen.
Sie legten mich wider behutsam hin, doch ich versuchte mich auf zusetzten.  Neben mir war direkt die Felswand, so konnte ich mich erleichtert an dieser zurückfallen lassen.
Mein Blick wurde langsam wieder klarer. Jemand hatte eine Fackel entzündet . Vorsichtig hob ich meine Hand um mir an den Kopf zu fassen. Es fing wieder an zu stechen.. Etwas musste mich hart am Kopf erwischt haben, denn als ich sie mir vor Augen hielt befand sich Blut an meiner Hand.
Ich starrte noch auf meine Hand, als sich jemand neben mich hockte und mir etwas auf die Wunde drückte.
"Danke." krächzte ich. " Aber es ist halb so schlimm... Geht es den anderen gut?"
Natürlich war es Kili der sich um mich kümmerte. "Bofur hat sich das Bein gebrochen."
Seine Stimme klang nüchtern.
"Ich kann ihm helfen. Wo ist meine Tasche." Langsam versuchte ich aufzustehen und meine Tasche zu suchen.
Doch Kili drückte mich sampft zurück. "Serena.. Nein. du musst dich selbst ausruhen."
Mittlerweile hatte der Schmerz fast nachgelassen. Ich fühlte mich zwar noch nicht richtig gut, doch würde es nicht mehr lange dauern.
"Kili bitte. Ich möchte helfen." Er seufzte. Dann half er mir aufzustehen und brachte mich zu Bofur.
Ich kniete mich neben ihm. Sein Gesicht war Schmerzverzerrt. Es war kein offener Bruch, doch gab es keinen Zweifel, dass es einer war.
Unter der Haut  konnte man deutlich den verkeilt, gebrochenen Knochen in die Haut drücken sehen.
Ich sah mich um. Doch niemand handelte. Sie schienen alle unter Schock zu stehen.
"Schnell! Wir müssen sein Bein richten." Ich sprach in die Gruppe griff nach Bofurs Hand.
"Es wird noch einmal anfangen zu schmerzen.. Aber danach wird es besser Versprochen!."  Bofur nickte ein paarmal schnell hintereinander. Dann schloss er die Augen. Wartend auf den kommenden Schmerz.  Ich achtete nicht auf die Reaktionen der andern, sondern begann damit ihm zu helfen.
"Halt sein Bein fest! Er darf sich nicht bewegen". Kili war der einzige, der sich aus seiner Starre lösen konnte und setzte sich mir gegenüber. Er ergriff Bofurs Bein und hielt es gerade.
Mit einem schnellen Ruck an seinem gebrochenem Bein, richtete ich seine Knochen neu aus. Er schrie einmal laut auf und versuchte das Bein zu bewegen, was Kili zu verhindern wusste.
Langsam atmete ich einmal tief durch und wühlte in meiner Tasche. Zum Glück hatte ich es immer dabei. Ein altes Relikt, was ich einst hatte mitgehen lassen.
Es sah aus wie eine Art ovaler Handschmuck mit einem flachen Bügel  um ihn sich auf die Handfläche schieben zu können. Er war besetzt mit flachen Steinen. Viele kleine weisse Steine schmückten einen einzelnen Grösseren roten Stein in der Mitte.
"Was ist das? "fragte Kili verwundert.  "Es wird ihm helfen". sprach ich nur.
Dann streckte ich meine Hand mit der Handfläche nach unten über seinem Bein aus. Ich schloss die Augen, konzentrierte mich und befreite meine Gedanken. Schliesslich begann ich seinen Schmerz zu spüren. Zur gleichen Zeit begannen die Steine an meiner Hand zu leuchten.
Erst schwach, dann immer strahlender. Bofur atmete scharf ein und verkrampfte sich.
Der Schmerz zog sich durch mein linkes Bein. Erst gross strahlend und pochend, dann feiner und präziser. Dies war wichtig, denn so konnte ich das verletzte Gewebe genau lokalisieren und  behandeln.
 Die Benutzung dieses Reliktes war äusserst anstrengend. Zwar besass es grosse Macht in der Heilung, doch entzog es dem, der es benutze zum heilen einen Grossteil seiner Kraft. Ich spürte wie meine Kopfwunde wieder leicht aufriss und der stechende Schmerz zurückkam. Mein Kopf dröhnte noch stärker als zuvor, doch versuchte ich ihm so gut es ging zu helfen. Mein Arm begann zu zittern und ein angestrengtes Keuchen konnte ich nicht mehr unterdrücken.
Das strahlen der Steine wurde  schwächer. Es wandelte sich zurück in ein schwaches glimmern bis es schliesslich komplett erlosch. Die Geräusche um mich herum  wurden matt und hallten aus weiter Ferne. Ich fühlte mich wie ausgelaugt. Knapp der Ohnmacht nahe sackte ich zusammen.
Jemand rüttelte an meiner Schulter. War es überhaupt meine? Es fühlte sich an, als ob ich neben mir stehen würde, ohne auch nur eine Einzelheit richtig wahrnehmen zu können.
Etwas bewegte sich. Nein.. ich bewegte mich.. Doch ich bewegte mich nicht selbst. Die Umgebung schien sich eher zu bewegen.
Dieser Blickwinkel kam mir bekannt vor. Ich lehnte wieder an der Wand, an der ich zuvor gesessen hatte.
Kurz schloss ich die Augen und atmete ein paarmal tief durch.  Dann versuchte ich einen klaren Gedanken zu fassen.
Der Schmerz verflog Stück für Stück. Ich konnte wieder ohne Einschränkungen sehen und hören.
"Wie gehts ihm." krächzte ich leiste.
"Er ist weggetreten. Aber er atmet ruhig und entspannt.. Serena sag mir was ist das für ein Gerät".
Jetzt fiel mir auf, dass ich es noch immer an der Hand trug.
Langsam zog ich es mir ab und drehte es in der Hand.
"Es ist ein altes Relikt. Ich habe es schon ein paar Jahre. Dem Volk, dem es gehörte, nutzte es zur Folter von Gefangenen. Doch ich erkannte, dass es auch nützlicher zu gebrauchen ist.
Man kann seine Wirkung genauso umkehren. Obgleich es gefährlicher ist..."
"Gefährlich für wen?"
warf Thorin barsch hinein.
"Dieses Relikt dringt in den Körper ein und mit genug Kraft und Übung ist man in der Lage, die verletzte Körperstelle direkt auszumachen und zu heilen."
"Das Problem ist nur.. Um sich sicher zu sein, wo die Verletzung liegt, ist es notwendig den Schmerz selbst zu spüren. Sonst wüsste ich nicht, was genau verletzt ist."
Ich zögerte ehe ich weitersprach.
"Gefährlich wird es, wenn die Verletzung und der Schmerz so stark ist, dass er die eigene Kraft des Körpers übersteigt. Auch ohne Verletzung könnte  es mich ebenso umbringen oder mir das Bewusstsein rauben."
"Das hat es fast getan, nicht wahr?"
besort legte Kili mir die Hand auf die Stirn."Kili"! Thorin sah missmutig zu mir hinunter. "Komm und hilf deinem Bruder!"
Am Morgen würden wir weiterziehen, das war mir klar.
Also versuchte ich so viel Kraft wie möglich zu sparen. 
Für die nächste Reise würde ich sie brauchen.

Der Zwerg der mein Herz berührte/ HobbitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt