"Tatsächlich sind die Resultate recht ausgeglichen. Die Starken wollen uns helfen und die Schwächeren wollen bleiben."
Dameon hat links und rechts von sich einen kleinen Stapel Servietten und auf den erst Blick sehen sie gleich groß aus. Bei ein paar wenigen hat er Eselsohren drin, das bedeutet dass diese Leute eventuell nochmal umgelagert werden müssen. Simon hatte die Idee bereits morgen zu starten, warum auch immer, aber Dameon hat keine Sekunde gezögert und den Vorschlag abgelehnt. Er will seinem Leuten mindestens noch einen Tag Zeit geben, um ihnen einen Crashkurs zum Thema Überleben mit dem SiVi zu geben.
"Ihr habt nicht zufällig Waffen hier, oder?"
Werfe ich irgendwann, rein aus Neugierde, in den Raum. Beide Jungs legen den Kopf zeitgleich fragend zur Seite und sehen mich an.
"Was...?"
Frage ich, etwas überrascht von der Reaktion.
"Wie 'was'? Du kannst ja gern mal versuchen, einen Schmetterling zu erschießen. Selbst wenn du triffst, da wo einer ist sind noch gefühlt hundert mehr."
Erwidert Simon und tippt Dameon auf die Stirn.
"Außerdem ist unsere Herz-Dame hier Pazifist."
Dieses gewiefte Wortspiel hat seinen Ursprung in der Karte, die Dameon heute morgen in einem Kartenspiel den Sieg gekostet hat. Damit ich und die anderen hier auch eine Chance hatten, haben wir ein Spiel gespielt das auf Glück basiert. Spoiler, ich hab trotzdem verloren."Erstens", Dameon schlägt die Hand des größeren Jungen weg und verschränkt die Arme.
"Ich bin kein Pazifist. Ich bin kein Freund von Gewalt aber in der Situation in der wir leben heißt es nunmal töten oder getötet werden. Und zweitens haben wir durchaus Waffen hier. Aber ich stimme Simon zu, wie willst du einen SiVi erschießen oder erstechen?"
"Will ich nicht.", sage ich und streiche mir sanft eine Strähne hinter das Ohr. Nach einem kurzen Moment der Stille fahre ich fort und sehe dabei bewusst Simon in die Augen.
"Ich will die Waffen für den Fall, dass wir uns gegen größere Tiere oder vielleicht andere Leute verteidigen können. Verzweiflung macht schreckliche Dinge mit Menschen. Wir sollten auf Nummer sicher gehen."
Dameon sieht kurz zwischen Simon und mir hin und her, als würde er auf eine Zustimmung warten. Aber derartiges bleibt aus. Irgendwann seufzt er und führt uns einen langen, mir noch unbekannten Gang entlang. Vor einer abgeschlossenen, unscheinbaren Tür kommen wir zum Stehen und er zieht einen Schlüssel aus seiner Tasche.
"Die Leute wissen nichts von diesen....Ressourcen und ich fände es gut wenn wir es dabei belassen. Ein paar von denen die mit uns nach draußen gehen bekommen eine Waffe aber hier drin wird niemand eingeweiht."
Das klingt schon fast nach einer Drohung. Ich bin beeindruckt aber zustimmen kann ich nicht.
"Mindestens eine vertrauenswürdige Person muss es wissen. Sollte irgendwas passieren dann muss die Gruppe hier sich wehren können."Ich bin sicher dass er schon mit dieser Aussage gerechnet hat denn er wendet sich kommentarlos der Tür zu und dreht den Schlüssel im Schloss. Dahinter ist nur eine kleine Besenkammer doch der Inhalt ist alles andere als schlecht. Ein paar Dolche, Messer und Pistolen. Sogar ein Scharfschützengewehr.
"Also zur Einschüchterung ist es allemal ausreichend." Sagt Dameon und legt den Kopf schief. Vorsichtig, so als könnte sie jederzeit losgehen, nimmt er eine der Pistolen in die Hand und betrachtet sie.
"Aber ich schätze ihr könnt damit genauso wenig umgehen wie ich. Ich weiß nicht mal wie man nachlädt."
"Oder entsichert", füge ich knapp hinzu.Simon nimmt sich zwei der Dolche und rammt testweise einen in die Tür neben Dameon. Der Junge zuckt heftig zurück und stellt sich sicherheitshalber hinter mich. So lange Dameon mich nur hier drinnen als menschlichen Schutzschild missbraucht, soll mir das recht sein. Simon hat auch seinen Spaß damit.
"Das wird schon gehen."
Entgegenet er belustigt und versucht den Dolch wieder aus der Tür zu ziehen. Allerdings steckt das Teil fest und bewegt sich keinen Millimeter.
"Ich denke damit steht fest dass Simon nichts spitzes bekommt."
Flüstert Dameon hinter meinem Rücken zu mir, traut sich anscheinend nicht mehr so ganz, näher an den Größeren heran zu gehen. Ich verdrehte lediglich die Augen und nehme ihm vorsichtshalber die silberne Pistole ab. Sie ist kalt und schwer, liegt aber sehr angenehm in meiner Hand. Der Griff ist wie geschaffen für die Länge meiner Finger und bei genauerem hinsehen erkenne ich sogar eine Gravur an der Seite des Laufes.
Never for Fun steht dort in eleganter Schrift geschrieben. Irgendwie spricht mich dieser Satz an, auch wenn ich die Gründe dahinter nicht kenne. Jetzt trägt die Schrift meine Intention und ich gebe ihr eine Bedeutung."Die nehme ich."
Sage ich bestimmt und drehe die Waffe einmal in der Hand, bevor ich sie sinken lasse und den Blick auf Simon richte. Er kämpft noch immer mit dem Dolch in der Tür, der mittlerweile nicht mehr ganz so fest steckt.
"Kann ich meinen Verstand als Waffe nutzen?"
Murmelt Dameon wenig beeindruckt von dem, was sich vor ihm abspielt und sieht mich mit neu gewonnener Hoffnung an. Ich denke es reicht wenn wir eine Nah- und eine Fernkampfwaffe unter uns Drei haben. Es gibt eh nicht genug für alle und vielleicht sind ja ein paar Leute hier qualifizierter dafür als Dameon.Nachdem wir das kleine Waffenarsenal unauffällig in Dameons Computerzimmer umgelagert haben, steht jetzt eine kleine Gruppe von Leuten versammelt und wartet auf Anweisungen. Simon hat so lang gedrängelt, bis Dämon die Auswahl unserer Begleiter vorgezogen und direkt ein Treffen mit den 'Glücklichen' ausgerufen hat. Was mich allerdings etwas aus der Bahn wirft ist, dass er den Start unserer Reise nun tatsächlich doch auf morgen vorgezogen hat. Morgen! Haben die Jungs alle Vorbereitungen spontan noch getroffen oder gehen wir seit neustem blind in die Sache? Und wie und wann konnte Simon Dameon überhaupt überzeugen?
"Ich weiß es ist früh doch je länger wir warten umso geringer werden unsere Chancen. Nach dem Essen schlaft ihr euch nochmal richtig aus und danach starten wir. In der Cafeteria macht Simon für euch eine Zusammenfassung von dem, was ihr wissen müsst."
Und gesagt getan. Der Rest des Abends ist mir nur schleierhaft in Erinnerung. Egal wie angestrengt ich versuche mich an Simons Worte zu erinnern, ich kann es nicht. Ich war viel zu abgelenkt. Die Jungs haben, ohne mich einzuweihen, den Aufbruch geplant und sicher noch viel weiter als das. Dabei hat Dameon vor einigen Stunden noch komplett dagegen gestimmt. Das geht mir gewaltig gehen den Strich doch was soll ich sagen? Die anderen wurden doch auch nicht aufgeklärt also welches Recht habe ich, so zu urteilen? Und doch macht es mich so wütend, dass von Schlaf wenig die Rede ist diese Nacht. Oder ist es Tag? Man, ich will die Sonne zurück....
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Covered - in der Dunkelheit
Teen FictionEin paar Monate ist es nun her. Wie lange genau kann keiner sagen, weil die Sonne schon seit Jahrzehnten nicht mehr von allein scheint. Die letzte funktionierende Uhr, eine große Atomuhr, steht in einer Stadt weit weg von hier. Sie ist es, die unser...