Dameon zögert bevor er fortfährt. Trotzdem hat er dieses Schimmern in den Augen was mir verrät, dass jetzt wohl eine gute Geschichte auf mich zukommt.
"Ich will dir keinen Roman schreiben also fasse ich es zusammen, ja? Wir haben vor etwa drei Wochen versucht einen dieser infizierten Schmetterlinge zu fangen und zu untersuchen. Der erste Versuch ist schon vor der Tür gescheitert aber beim zweiten Mal ist es echt gelungen, einen hier runter zu bringen. Wie du weißt, wurden viele atemberaubende Entdeckungen durch Zufälle gemacht und, Trommelwirbel bitte!"
Mit jedem Wort hellt sich seine Stimmung deutlich auf bis zu dem Punkt, an dem er erwartend mit dem Finger auf mich zeigt. Ich mache weder den Anschein mit den Händen auf den Tisch zu hämmern noch irgendwas zu sagen also räuspert er sich und fährt etwas ruhiger fort.
"Naja also wir haben den Schmetterling hier hinein gebracht und er ist direkt geschmolzen. Keiner von uns hat es erst verstanden aber sobald wir ihn nicht mehr unter der Bestrahlung der Lampe hatten, hat das den begonnenen Sterbeprozess direkt verlangsamt."
"Du meinst dass die Lampe den Virus tötet?"
"Doch nicht die Lampe, das Licht tötet ihn. Und da kommen wir auch direkt zu dem, was ich daraus schlussfolgern würde. Keiner weiß, welches Motiv hinter dem Attentat damals stande, korrekt?"
Es gab massenweise Theorien allein schon in der Fabrik. Aber welcher Gedanke aus einer durchgeschmorten Gehirnzelle nun tatsächlich für unser Schicksal verantwortlich ist, ist unbekannt. Am meisten nachvollziehbar klang für mich entweder blinder Terrorismus, ein Unfall oder irgendein Mastermind das die Weltherrschaft an sich reißen will. Wobei ich Letzteres vielleicht aus dem ein oder anderen Film abgekupfert habe."Hast du denn eine Theorie?"
Ich knie mich neben eine der kleinen Pflanzen und pflücke etwas, was einer Erdbeere nahe kommt.
"Die Funktion und Wirkung dieser Lampe ist der der Sonne recht nah. Falls darin irgendein chemischer Prozess abläuft, der für die Zerstörung des Virus verantwortlich ist und den wir bei der Sonnennachbildung ebenfalls finden, würde die Reparation der Uhr die Welt sozusagen reinigen von diesem Ungeziefer."
Meine Schultern sacken etwas ab und ich lege die vermeintliche Erdbeere auf die Erde. Es mag sein, dass diese Idee revolutionär ist aber ich kann keine Motivation aufbringen.
"Alles gut und schön aber die Uhr ist ewig weit weg. Und hast du überhaupt Ahnung von Chemie?"
"Nicht das kleinste Bisschen.", sagt Dameon und verschränkt die Arme. Ich habe das Gefühl, dem Raum gerade jegliche positive Stimmung zu entziehen.
"Wir haben ein Ehepaar in unserer Gruppe, die immer sehr viel über das Einfärben und die Zusammensetzung von Stoffen in der Fabrik erzählt haben. Die hätten vielleicht Ahnung."
Leider gehören die beiden zu der Gruppierung, die sich noch nicht hat blicken lassen seit unserem Start.Dameon öffnet die Lippen aber bevor er auf meine Aussage eingehen kann, piept das kleine Gerät an seinem Hosenbund. Er drückt zwei Knöpfe an dessen Seite zeitgleich und schweigt. Eine leise Stimme ertönt durch seinen Ohrhörer aber ich verstehe nichts. Währenddessen nimmt er meine abgelegte Erdbeere und beißt ein Stück ab.
Es dauert nicht lang, bis er die Hände von dem Walkie-Talkie löst und mich mit neugewonnenem Enthusiasmus anlächelt. Mit den Zähnen etwas rot von dem Obst und dessen Rest im Mund, versucht er so deutlich wie möglich zu sprechen.
"Eine Gruppe ist eingetroffen! Ich weiß nicht welche aber es sieht aus als wäre sie vollständig."
"Wirklich?! Oh mein Gott, das wird aber auch Zeit!"
Kurz schlinge ich die Arme um den Hals meines Gegenübers und drücke ihn vor Freude an mich, bevor ich die Tür des Raumes aufgeregt aufziehe. Mit Schmackes schlägt sie gegen den Schrank daneben, während ich Dameon am Handgelenk mit nach draußen und den Gang entlang ziehe. Sie alle Schulden mir eine große, ausführliche Erklärung und ich werde nicht zögern, diese einzufordern.
Dameon hat Mühe sich meiner Geschwindigkeit, welche sich irgendwo zwischen Rennen und schnellem Gehen befindet, anzupassen und stolpert mehr oder weniger neben mir her."Mia!"
Bei unserer Ankunft wirft sich Rosalie an mich und umarmt meine Hüfte, höher kommt sie nicht. Mit einer Hand fahre ich ihr erleichtert durch die Haare und sehe mich in dem Raum um. Dameon rutscht gleich zurück an seinem Tisch mit mehreren Bildschirmen während die sechs anderen aus unserer Gruppe sich ihrer Cover entledigen. Nun kann auch ich das Lächeln nicht mehr unterdrücken, gehe auf die Knie und umarme das kleine Mädchen.
"Wo zur Hölle wart ihr? Ihr hättet lange vor uns ankommen müssen!"
Doch Rosalie antwortet nicht. Ihre Augen sind fest zusammengepresst und ihr Atem sehr flach.
"Was ist los, Rosalie?"
Sanfter als zuvor hebe ich ihr Kinn etwas an und sie öffnet die Augen.Leider konnte ich ihr letzten Endes kein Wort entlocken, irgendetwas hat sie geschockt oder gar traumatisiert. Doch bevor ich einen der anderen befragen wollte, habe ich sie und ihre Eltern erstmal in mein Zimmer gebracht und ihnen mein Bett angeboten. Rosalie hat so viel für mich getan, das schulde ich ihr. Auf meinem Rückweg klopfe ich an Simons Zimmertür und gebe ihm auch Bescheid, dass die anderen da sind. Seine Mimik hält sich in Grenzen aber auch er ist erleichtert.
"Welche Gruppe ist es?"
Fragt er auf dem Weg zurück zu Dameons Computerraum. Er trägt ein weißes, etwas zu großes Shirt und eine Jogginghose. So zerzaust wie seine Haare sind nehme ich an, dass er geschlafen hat.
"Die erste. Rosalie, ihre Eltern und so.",
erwidere ich etwas abwesend und beschleunige ein wenig. Mein bester Freund passt sich an und drückt wie ein Gentleman vor mir die Tür auf.Die restlichen vier Leute aus der Gruppe sind noch da und lehnen alle nebeneinander an der Wand. Sieht so aus als hätte sich keiner getraut Dameon anzusprechen. Er sitzt noch immer auf seinem Stuhl am Schreibtisch und tippt auf seiner Tastatur.
"Ziemlich angespannte Stimmung, ist etwas passiert wovon ich wissen sollte?"
Murmelt Simon neben mir und geht dann in Richtung unserer Leute.
"Wenn ja dann weiß ich es auch noch nicht."
Er nickt und stellt sich einem der Männer gegenüber. Doch mein Weg treibt mich zu dem Jungen vor den Computern.Vorsichtig tippe ich Dameon auf die Schulter und er hebt ohne zu zögern den Blick zu mir.
"Weißt du bereits, was es mit der Verzögerung auf sich hat?", fragt er.
Seine Stimme ist ruhig aber sein Blick zuckt ein wenig unruhig hin und wieder mal zu den anderen Leuten im Raum.
"Noch nicht," antworte ich. "aber Simon spricht mit ihnen. Eigentlich wollte ich dich noch etwas fragen, so lange gerade jeder irgendwie mit sich beschäftigt ist."
Mit einer mir unbekannten Tastenkombination versetzt er den Computer in Standby und dreht sich zu mir. Sein Blick ist forschend und seine Wimpern überraschend lang.
"Ich bin wirklich dankbar dafür, dass ihr uns hier aufnehmt aber ich weiß, dass Simon dir eine Gegenleistung geboten hat. Ihr wollt versuchen die Uhr zu reparieren. Und ich will dir jetzt nicht vorhalten warum das hirnrissig ist. Nur eine Frage..."
Ruhig hört Dameon mir zu lehnt sich in den Stuhl. In dem Licht fallen mir dunkle Ringe unter seinen Augen auf.
"Siehst du Hoffnung für uns?"
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Covered - in der Dunkelheit
Teen FictionEin paar Monate ist es nun her. Wie lange genau kann keiner sagen, weil die Sonne schon seit Jahrzehnten nicht mehr von allein scheint. Die letzte funktionierende Uhr, eine große Atomuhr, steht in einer Stadt weit weg von hier. Sie ist es, die unser...