Chapter 47

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Ich hüpfte mit dem ausgeliehenen Besen in der Hand, der selbstverständlich kein Vergleich zu James Nimbus war, übermotiviert neben Elaina auf und ab. Wie lange würde es denn noch dauern bis sie mich endlich wieder in die Luft ließ? Seit gefühlten Tagen trug sie hier einen Monolog vor, der dafür sorgte, dass ich, wenn ich mich nicht so sehr auf das bevorstehende Training freuen würde, schon längst eingeschlafen wäre. "Heute werden wir das gezielte treffen und schlagen von Klatschern kümmern. Dafür habe ich... Sirius, hörst du bitte auf rumzuzappeln?" ermahnte sie mich zum mittlerweile vierten Mal, und jedes Mal genervter. "Dafür habe ich uns ein paar Dummies besorgt. Zuerst schießen wir sie vom Boden aus ab und dann während dem Fliegen. Alles klar? Gut, du fliegst dich jetzt erstmal fünf Runden ein, dann beginnen wir." Sie klatschte energisch in die Hände und ich erwachte aus meinem vorfreudig-unruhigen Zustand und schoss aus dem Stehen mit dem Besen in die Höhe und begann mit Turbogeschwindigkeit meine Runden zu drehen. Kurz sah ich, dass Elaina direkt hinter mir war und holte die höchstmögliche Leistung aus dem alten Komet heraus. Leider besaß sie einen Nimbus, zwar einen älteren, aber es war immer noch ein Nimbus, der natürlich mit meiner Geschwindigkeit leicht mithalten konnte. Sie grinste herausfordernd, während sie neben mir herflog und dann ein Stück ausscherte, um mich zu überholen. Ich kniff meine Augen zusammen, schaltete den Kopf aus und legte mich so tief wie möglich auf den Besenstiel, gleichzeitig bemerkte ich, dass die alte Krücke nicht schneller fliegen konnte. Eigentlich. Ich wäre nicht Sirius Black, wenn ich es nicht dennoch schaffen würde. Ich konzentrierte mich auf den Besen und leckte mir einmal über die Lippen. Dann stemmte ich mich in die Fußstützen hinten am Besen und lehnte mich noch weiter nach vorn. Ein Grinsen stahl sich auf ein Gesicht, als ich Elaina in Höchstgeschwindigkeit hinterher jagte. Sichtlich überrascht drehte sie sich zu mir nach hinten, wodurch sie ihr Tempo etwas verringerte und mir die Chance gab zu überholen, was ich natürlich auch tat. Mein Grinsen wurde breiter und ich konnte mir ein leichtes Juchzen nicht verkneifen, auch wenn das Gefühl nicht mit einem Nimbus zu vergleichen war. So schnell zu fliegen gab mir immer einen Kick. Doch dieser hielt nur für einige Sekunden, denn plötzlich begann der Besen wieder langsamer zu werden und schließlich stehen zu bleiben. Einen Moment konnte mich der Komet noch in der Luft halten, bis die Schwerkraft den Kampf schließlich gewann und ich in die Tiefe stürzte. Unsere Kapitänin, die mich gerade wieder überholt hatte, stoppte abrupt und flog hinter mir her in die Tiefe. Kurz vor dem Aufprall wurde ich gebremst und glitt dann langsam zu Boden. Elaina landete neben mir. "Sirius, geht's dir gut? Was genau hast du gemacht?" fragte sie in einem strengen Ton, aber in ihren Augen konnte ich einen Hauch von Besorgnis aufblitzen sehen. Sie hob etwas hoch. Es war der Komet mit dem ich geflogen war. "Der ist hinüber." stellte sie resigniert fest. "Du weißt, dass du den ersetzen musst." sagte sie zu mir und zeigte auf den ruinierten Besen. Ich nickte beschämt. "Das Training ist hiermit beendet. Bitte organisiere bis nächstes Mal einen neuen Besen und du solltest zur Sicherheit in den Krankenflügel gehen und dich durchchecken lassen, nicht dass du dir bei dem Sturz doch etwas getan hast. Abmarsch!" Ich rappelte mich auf, klopfte mir den Sand von meiner Kleidung und seufzte. Ich hasste diesen herablassenden und bestimmenden Ton von Elaina. Sie behandelte uns wie Kleinkinder und das ging mir tierisch auf die Nerven. In der Umkleide schnappte ich mir meinen Rucksack, hing ihn mir über die Schulter und trank nebenbei etwas aus meiner Wasserflasche. Ich tat, was Elaina gesagt hatte und ging auf direktem Weg nach oben ins Schloss und dort zu Mme Pomfrey. Zum Glück war alles in Ordnung, Elainas Zauber hatte mich vor Verletzungen bewahrt und so konnte ich nach zehn Minuten, in denen sie mich untersuchte, in die Gryffindor Räume gehen. Auf dem Weg dahin grübelte ich darüber, wie ich bis zum nächsten Training, von dem ich nebenbei bemerkt nicht mal wusste, wann es stattfinden würde, einen Besen besorgen sollte. Meine Eltern um Hilfe zu bitten, fiel auf jeden Fall raus. Sie würden mir lieber den Kopf abreißen, als mir einen Besen zu kaufen, ganz gleich ob er für die Schule oder für mich war. Nein, meine Eltern würden die Mannschaft der Gryffindors nicht unterstützen. "Hippogreif." rief ich in die Richtung der fetten Dame, die daraufhin sofort öffnete, anscheinend hatte sie heute nicht die Geduld uns zu nerven. Im Gemeinschaftsraum viel mein Blick zuerst auf Remus (oder sollte ich sagen, Lupin?), der auf einem der Sessel vor dem Kaminfeuer saß. In einer Hand hatte er, wie nicht anders zu erwarten, ein Buch und in der anderen eine Tafel Schokolade. Er war komplett auf sein Buch konzentriert und biss ab und zu in die Schokolade. Dabei hatte er ein leichtes Lächeln im Gesicht. Ich bemerkte, dass er irgendwie glücklicher aussah und auch wenn mich das nicht interessieren sollte, freute ich mich für ihn. Es war mir in den letzten Wochen schon aufgefallen. Vor den Ferien hatte er sich komplett isoliert und war manchmal gar nicht im Schlafsaal aufgetaucht, und wenn nur kurz, auch sonst hatte ich ihn nirgendwo, außer im Unterricht natürlich, wo er aber alle stur ignorierte, gesehen. Er war nicht zum Essen gegangen, auch nicht zu sonstigen Veranstaltungen und die Schatten unter seinen Augen waren immer dunkler geworden. Ich hatte mir ernsthafte Sorgen um meinen ehemaligen besten Freund gemacht. Es war das erste Mal seit er uns die Freundschaft gekündigt hatte, dass ich ihn außerhalb der Schule sah, und dann auch noch lächelnd. Es sollte mir am Arsch vorbei gehen, aber das tat es nicht. Ich war sowieso nicht schlau aus ihm geworden, wenn ich ihn gesehen hatte, hatte ich immer das Gefühl, dass er traurig war, auch wenn er Schuld gewesen war, dass unsere Freundschaft kaputt gegangen war. Aber er war nie ehrlich zu uns gewesen und hatte uns immer irgendetwas verschwiegen, es konnte so ja nicht funktionieren. Während ich da so mitten im Raum stand, Remus anstarrte und dabei über die Rumtreiber nachdachte, bemerkte ich viel zu spät, dass er von seinem Buch aufgesehen hatte und mich musterte. Ich wurde, ohne es verhindern zu können, rot und sah schnell weg. Dann durchquerte ich zügig den Raum und stieg die Treppe hoch zum Schlafsaal, der leider leer war. Wo waren denn die Jungs? Mein Blick schweifte durch den Raum und blieb an James Tarnumhang hängen. Mir kam eine Idee. Sollte ich...? Nein, Sirius! Das kannst du deinen Freunden nicht antun! Aber Remus war ja schon lange nicht mehr mein Freund. Von daher sollte das in Ordnung gehen. Ich rang noch einen Moment mit mir. Er durfte das auf keinen Fall mitbekommen, sonst müsste ich im Boden versinken und mich ein Leben lang für diesen Vertrauensbruch schämen. Ich war hin und hergerissen. Zum einen wollte ich unbedingt herausfinden, was Remus verbarg, andererseits wollte ich weder ihn, noch James und Peter hintergehen. Ich atmete tief durch. Ich musste mich ja nicht erwischen lassen. Ich war Sirius Black, verdammt. Ich hatte schon viel schlimmeres durchgestanden. Ich ging zu James Bett, auf dem der Tarnumhang lag und nahm ihn. "Sorry James, Peter und Remus." flüsterte ich und kam mir dabei selbst sehr lächerlich vor, aber ich hatte trotzdem das Bedürfnis mich bei ihnen zu entschuldigen, auch wenn sie es nicht hören konnten. Ich wurde auch langsam weich in der Birne, meine Eltern hätten mir schon längst einen Cruciatus auf den Hals gejagt. Bevor meine Gedanken noch weiter abdriften konnten, hängte ich mir den Umhang über und verließ den Schlafsaal. Zum Glück saß Remus noch unten, schaute aber gerade in dem Moment auf die Uhr und stand auf. Fein säuberlich legte er sein Buch zur Seite und ging zum Portraitloch. Schnell huschte ich ihm hinterher. Remus ging auf direktem Wege zur Bibliothek, ich immer ein paar Meter hinter ihm. Ich wusste nicht, was ich mir daraus erhoffte, Remus hinterher zu schnüffeln, außer zum größten Stalker degradiert zu werden. Trotzdem schlich ich weiter hinter ihm her zum hintersten Bücherregal. Dahinter verschwand er, ich ebenfalls und blieb wie angewurzelt stehen. Er war dort nicht allein. James saß schon auf einem der Stühle und umarmte ihn herzlich. Ich konnte es nicht glauben. Die beiden waren wieder befreundet? Ich war also nicht der einzige, der das Vertrauen von anderen missbrauchte. "Okay, was machen wir heute?" fragte James. Remus zuckte die Schultern. "Die Hausaufgaben für Montag schätze ich. Aber vorher muss ich dir noch was erzählen." Als der junge Gryffindor dann begann unsere merkwürdige Begegnung im Gemeinschaftsraum vorhin zu schildern, sog ich scharf die Luft ein. Ich bemerkte meinen Fehler sofort. Remus verstummte jäh und sowohl James, als auch er, schauten in meine Richtung ohne mich zu sehen. Vorsichtig schlich ich rückwärts, um abhauen zu können, wobei ich natürlich nicht hinter mich blickte. Ein Besucher der Bibliothek war gegen mich gelaufen und ich stolperte nach vorn, wobei der Tarnumhang verrutschte.

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Hey <3

Pünktlich zum Wochenstart gibt es ein neues Kapitel. Heute ging es ja ganz schön hoch her. Die Rumtreiber sind wieder vereint! Aber anders als geplant...

Wir lesen uns.

Amo <3

Mischief Managed |The Marauders and their StoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt