Chapter 58

115 8 3
                                    

Ich wanderte etwas durch die verlassenen Korridore und genoss es allein zu sein, um meinen Gedanken freien Lauf zu lassen. Ich fragte mich, warum ich schon wieder so über reagiert hatte. Sirius Kommentar war vielleicht nicht gerade nett gewesen, aber er hatte es ja auch nicht so gemeint. Warum konnte eigentlich nicht einmal etwas glatt laufen? Auch diese Frage hatte ich mir in der Vergangenheit schon des Öfteren gestellt. Konnten wir uns überhaupt als beste Freunde bezeichnen, wo wir doch so wenig übereinander wussten? Wenn wir uns nicht vertrauten, dann waren wir keine echten Freunde, oder? Neben den Selbstzweifeln hatten mich diese Überlegungen ebenfalls die gesamten Ferien über gequält. Immer wieder war ich bei dem Punkt angelangt, an dem ich mich fragte, ob ich ihnen nicht einen Gefallen tat, wenn ich mich endlich ganz von ihnen abwandte. Sie würden nicht ewig so rücksichtsvoll sein. Irgendwann wäre der Punkt erreicht, an dem sie keine Geduld mehr haben würden. Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis es so weit war. Eilig schob ich den Gedanken weit nach hinten, gerade konnte ich keinen Heulkrampf gebrauchen. Entschlossen drehte ich mich auf dem Absatz um und ging den gleichen Weg wieder zurück den ich gekommen war. Ich sollte meine Gefühle echt mal unter Kontrolle bringen und nicht wegen so kleinen Dingen direkt durchdrehen. Außerdem konnten die Rumtreiber mich bestimmt ablenken, zumindest bis wir ins Bett gehen würden, da wäre ich dann wieder auf mich allein gestellt.

Ich drückte die Tür auf und blickte in den Raum, die drei saßen immer noch genauso da, wie ich sie zurück gelassen hatte. "Remus..." begann Sirius aber ich winkte ab. "Schon okay, ich sollte nicht immer so übertreiben." Ich setzte mich zu ihnen. "Über was redet ihr so?" wechselte ich das Thema. "Ach nichts." erwiderte James schnell. "Was hast du so für Wahlfächer genommen?" Ich runzelte die Stirn, stieg aber gern in das Thema ein. "Pflege magischer Geschöpfe, Alte Runen, Arithmantik und Wahrsagen." zählte ich auf und die drei sahen mich geschockt an. "Also alle außer Muggelkunde." folgerte Peter. Ich nickte. "Ja, schon. Muggelkunde erschien mir unsinnig, immerhin bin ich in einer Muggelstadt aufgewachsen."

"Das meinte ich nicht." setzte er erneut an. "Vier Wahlfächer? Meinst du nicht das ist zu viel?" Ungläubig beobachteten auch Sirius und James mich. "Mich interessiert das eben alles. Außerdem gab es keine Höchstzahl, die man wählen darf und McGonagall hat auch nicht..." Ich stockte mitten im Satz. Siedend heiß fiel mir ein, dass ich mein Formular noch an unsere Hauslehrerin abgeben musste. ich sprang auf und wühlte in meiner Tasche, bis ich den Zettel gefunden hatte. "Bin gleich wieder da." rief ich in Richtung James, Sirius und Peter bevor ich hektisch zum zweiten Mal heute aus dem Schlafsaal rannte. Unten am Portrait kam mir der Vertrauensschüler mit den Erstklässlern im Gepäck entgegen und musterte mich missbilligend. Ich lächelte höflich und drückte mich an ihm vorbei.

So schnell meine Beine mich trugen rannte ich die Treppen hinunter zur großen Halle, in der Hoffnung, dass McGonagall noch da war. Am Eingang des großen Treppenhauses rempelte ich jemanden an. ich wollte eine schnelle Entschuldigung nuscheln, als meine braunen Augen auf die grauen meines Gegenübers trafen. Verwirrt schüttelte ich den Kopf und ließ meinen Blick über den schmalen Körper wandern. Für einige Sekunden hatte ich Sirius in seinen Augen gesehen, aber jetzt realisierte ich, dass es Regulus sein musste, der mich herablassend anblickte. "Lässt du mich bitte vorbei?" Seine Stimme war kalt und schneidend und seine gesamte Körperhaltung strahlte Abneigung aus. Dennoch wollte ich mich nicht einschüchtern lassen. Ich strahlte ihn an und hielt ihm meine Hand hin. "Ich bin Remus. Und du musst Regulus sein, Sirius Bruder." Als ich den Namen meines besten Freundes erwähnte versteifte sich der Erstklässler vor mir kaum merklich noch mehr. "Ja der bin ich. Darf ich jetzt durch, ich habe nicht ewig Zeit." Unglaublich wie selbstbewusst er als Elfjähriger Junge wirken konnte. Ich warf ihm noch ein Lächeln nach und machte dann Platz. Ohne mich eines weiteren Blickes zu würdigen schob er sich an mir vorbei und ich schaute ihm sprachlos nach. Danach setzte ich meinen Weg in die große Halle fort, wo die Lehrer zum Glück noch saßen. Ich gab McGonagall meinen Zettel und erklärte ihr kurz die Situation. Dann kehrte ich in den Schlafsaal zurück.

Mischief Managed |The Marauders and their StoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt