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Diese Nacht konnte ich nicht schlafen. Stattdessen lag ich zusammengerollt unter meiner Bettdecke und zitterte, denn egal wie hoch ich die Heizung drehte, ich fror trotzdem.

Mir ging es miserabel. Mein Magen knurrte und schmerzte. Der Hunger zerrte zusätzlich zu den Verletzungen an meinen Kräften, doch ich konnte es nicht wagen dem Verlangen etwas zu essen nach zu gehen. Denn ich hatte Angst, dass ich dann sämtliche Selbstbeherrschung verlor und als Folge daraufhin wieder zunahm.

Irgendwann hielt ich es in meinem Bett nicht mehr aus. Ich wusste, dass ich diese Nacht nicht mehr schlafen können würde.

Barfuß tapste ich über den Holzfußboden meines Schlafzimmers.

Meine zittrigen, knochigen Finger schoben den dunkelblauen Stoff des Schlafzimmervorhangs beiseite und ich blickte aus dem Fenster.

Es war eine klare Nacht. Hell funkelten die Sterne am Himmel.

Und ich wünschte mir, dass ich einer dieser Sterne wäre. Dort hoch oben in diesem Lichtermeer. Denn ich wünschte mir so sehr auch einmal für jemanden zu funkeln und zu strahlen, wie ein Stern.

Unwillkürlich zog ich die Schultern hoch, als mich die Einsamkeit überkam. Denn irgendwie wollte ich doch auch geliebt werden. Ich wünschte mir, dass jemand mich festhalten würde und mir sagen würde, dass alles gut werden würde.

Aber das würde wohl nur ein dämlicher Wunsch in meinem Kopf sein. Denn so einen Versager wie mich konnte man einfach nicht mögen. Es war nicht möglich, denn dafür war ich nicht gut genug.

Ein leiser, wehklagender Laut kam mir über die Lippen. Ich wollte doch nur geliebt werden.

Ich wollte ein zu Hause, einen Ort, oder eine Person, wo ich mich sicher fühlte.

Eine einsame Träne rann über meine Wange. Die letzten Tage hatte ich viel zu viel geweint. Aber man hatte mich schon immer leicht zum Weinen bringen können. Viele kriegten es einfach nur nicht. Denn ich weinte stumm und leise für mich.

Das Einzige, was mich verraten konnte, waren meine nassen Wangen und meine zitternden Schultern, doch dafür sah niemand genau genug hin. Denn sie verachteten mich alle zu sehr, um mich auch nur richtig anzusehen.

Ich war es gewohnt meine Gefühle für mich zu behalten und irgendwie schämte ich mich auch für sie. Denn ich war ein verdammtes Weichei!

Ich schlang meine Arme um meinen knochigen Körper, umarmte mich selber, um irgendwie Trost zu finden. Unter meinen Fingerspitzen fühlte ich meine spitzen Rippen. Und irgendwie machte es mich stolz. Denn es hatte durchaus Zeiten gegeben, da hatte man meine Rippen weder sehen noch fühlen können. Doch jetzt spürte ich ihr Umrisse ganz deutlich unter meinen Fingern.

Ein leises Seufzen entglitt meinen Lippen. Mein Körper war müde, aber mein Geist hellwach. Ich gähnte.

In meine Bettdecke eingewickelt schlurfte ich in meine Küche und kochte mir einen Tee.

Ich setzte mich an den Küchentisch, die Tasse mit dem dampfenden Getränk vor mir und wickelte mich zitternd noch enger in die Bettdecke.

So blieb ich den Rest der Nacht über sitzen.

Am nächsten Morgen war der Rest Tee in meiner Tasse eiskalt und ich zitterte trotz der warmen Bettdecke.

Schwerfällig erhob ich mich von dem Küchenstuhl und beschloss duschen zu gehen, in der Hoffnung, dass ich die Kälte damit aus meinem Körper jagen konnte, wenn ich das Wasser nur warm genug aufdrehte.

Die Bettdecke fiel zu Boden und sogleich zitterte ich noch heftiger.

Nur mühsam schaffte ich es mich im Bad aus meinen Klamotten zu schälen, es war beinahe ein Ding der Unmöglichkeit, da mir so unglaublich kalt war.

Hastig stieg ich unter die Dusche und stellte das Wasser an. Es war eiskalt, sodass ich erschrocken einen Sprung zurück machte. Schnell stellte ich das Wasser auf warm und atmete erleichtert auf.

Andere mussten die Wassertemperatur, der ich mich aussetzte, als kochend heiß empfinden, doch sie reichte gerade mal aus, um mich etwas aufzutauen. Endlich ließ das Zittern nach und erleichtert seufzte ich auf.

Doch ich wusste, dass ich nicht lange duschen konnte, da die Wasserrechnung nicht zu hoch werden sollte. Also beeilte ich mich damit meinen Körper zu waschen, auch, wenn es mich anwiderte ihn anzufassen. Ich wollte nicht daran erinnert werden, wie viel Fett an mir schwabbelte.

Dann kam das Schlimmste. Mit einer schnellen Bewegung stellte ich das Wasser aus und sofort war mir wieder kalt. Mit zittrigen Fingern griff ich nach einem Handtuch und wickelte mich darin ein.

Innerhalb von Sekunden fror ich genauso heftig, wie zuvor.

Eilig hastete ich in mein Schlafzimmer und holte meine wärmsten Anziehsachen aus meinem Kleiderschrank.

Ich hatte schon immer schnell gefroren, doch heute war es besonders schlimm.

Meine Hände bebten so heftig, dass es schwierig war in die Anziehsachen anzuziehen. In diesem Zustand konnte ich doch nicht zur Arbeit gehen.

Also schrieb ich meinem Chef eine Nachricht, auch, wenn es mir schwerfiel mich dazu durchzuringen. Wider erwarten war er nicht sauer, sondern wünschte mir lediglich eine gute Besserung.

Mein Körper fühlte sich schwer an und eiskalt. Ich machte mir einen weiteren Tee, wickelte mich wieder in die Bettdecke und kroch so in mein Bett, wo ich die Wand anstarrte.

Seit Vorgestern Morgen hatte ich nichts mehr gegessen und ich war stolz darauf. Wenn ich so weiter machte, wenn ich perfekter wurde, würde es bald bestimmt keinen Anlass mehr geben mich zu runterzumachen. Ich könnte wieder in den Spiegel blicken.

Aber dafür musste ich perfekt genug sein. Ich musste aufhören so eine dämliche, hässliche Heulsuse zu sein.

Mit einem Seufzen zog ich die Beine an meinen Körper und rollte mich zu einem Ball zusammen, in der Hoffnung irgendwie doch noch Schutz vor der Kälte zu finden. Doch das Zittern wollte nicht aufhören.

Hatte ich nicht gesagt ich wollte aufhören eine Heulsuse zu sein?

Aber ich konnte das Schluchzen nicht stoppen, das Besitz von mir ergriff. Warum war ich nur so ein Loser?

𝐒𝐄𝐋𝐅 𝐂𝐎𝐍𝐅𝐈𝐃𝐄𝐍𝐂𝐄 【𝐘𝐨𝐨𝐧𝐦𝐢𝐧】 ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt