Nach der Behandlung der Wunden rollte ich mich in meinem Bett zu einem Ball zusammen und zog die Bettdecke über meinen Kopf.
Doch meine Gedanken wurden in der sonst so wohltuenden Schwärze zu Schreien und machten mich verrückt. Wimmernd krümmte ich mich zusammen und vergrub meine Hände in meinem Haar, um daran zu ziehen, in der Hoffnung, dass der Schmerz die Gedanken verstummen lassen würde.
Ich war eine Missgeburt!
Ein weiterer gequälter Laut kam über meine Lippen, dann schlug ich die Bettdecke weg und stand auf.
Normalerweise war mein Bett mein Rückzugsort. Mit der Bettdecke über meinem Kopf fühlte ich mich wie in einer eigenen kleinen Welt und hatte die Möglichkeit der Realität zu entfliehen. Doch heute war diese kleine Welt zu meiner persönlichen Hölle geworden.
Panisch sah ich mich um. Wie konnte ich meine kreisenden Gedanken stoppen?
Ich hielt es nicht mehr aus! Meine eigene innerliche Stimme, die mich beschimpfte und niedermachte. Und die Tatsache, dass ich wusste, dass ich es selber war, der so dachte, machte es noch schlimmer. Denn da war keine fremde Stimme in meinem Kopf. Es war meine Eigene.
Erneut zog ich an meinem Haar, winselte bitter und gequält, doch es half nichts.
Yoongi schien überrascht mich vor seiner Wohnungstür stehen zu sehen. "Jimin? Komm doch rein..." Und er war immer noch so lieb zu mir, obwohl ich vorhin doch gemein und abweisend gewesen war.
"Es tut mir leid", brachte ich stockend über die Lippen. "I-ich habe dich gerade nicht richtig behandelt. Bitte sei nicht böse."
Ein warmes Lächeln legte sich auf seine Lippen. "Ich bin dir nicht böse, Jimin. Das bin ich nie gewesen."
Aber-
"Komm endlich rein. Hier im Treppenhaus kann man sich gar nicht richtig unterhalten", forderte der Ältere mich erneut auf und zögerlich trat ich ein.
"Sag, Jimin, hast du geweint?"
Sah man es mir so deutlich an? Ich zog unsicher die Schultern hoch und wich seinem Blick aus. "Kann schon sein", murmelte ich.
"Wenn du jemanden zum Reden brauchst, bin ich hier, okay?" Zaghaft nickte ich. Und auf einmal bemerkte ich, dass Yoongi dieses Mal keine Anstalten machte sich mir zu nähern oder mich zu berühren. Hatte er es so schnell begriffen, dass ich Berührungsängste hatte? Oder war er trotz seiner Worte sauer auf mich?
Unsicher schluckte ich.
"Ich habe gerade angefangen ein bisschen auf meinem Fernseher zu zocken. Willst du mitmachen?"
Ich hatte noch nie gezockt. Meine Eltern hatten mir nie eine Playstation oder einen Fernseher geschenkt und von meinem Gehalt konnte ich gerade mal meine Miete bezahlen und theoretisch auch genug Essen, allerdings übersprang ich die Mahlzeiten meistens.
"Wenn du mir zeigst, wie es geht", sagte ich schüchtern.
Yoongi lachte. "Gerne mache ich das. Geh ruhig schon mal ins Wohnzimmer, ich hole nur kurz Nachschub an Knabbersachen.
Knabbersachen? Ganz bestimmt würde ich nichts davon essen. Aber trotzdem bewegte ich mich gehorsam in Richtung Wohnzimmer. Yoongis Wohnung war genauso eingeteilt, wie meine Eigene, weshalb es nicht schwierig war den gesuchten Raum zu finden.
Unsicher setzte ich mich auf die Sofakante. Der Braunhaarige hatte dieses Zimmer wesentlich gemütlicher eingerichtet, als ich. An den Wänden hingen Bilder und die Wände selber waren in einem warmen gelb gestrichen.
Ein leichter Geruch nach Farbe hing im Raum, anscheinend hatte Yoongi diesen Raum neu gestrichen, als er hier eingezogen war.
"Okay da bin ich. Wir können loslegen." Der Ältere trug eine Schüssel voller Chips und eine Tafel Schokolade. Beim Anblick dieser Kalorienbomben musste ich mich beherrschen nicht das Gesicht zu verziehen. Auf keinen Fall würde ich das essen! Damit ich noch dicker wurde und noch mehr Angriffsfläche bot?
Yoongi kramte zwei Controller unter seinem Sofa hervor und drückte mir Einen in die Hand.
Ich schlug mich besser als erwartet und schon bald hatte ich verstanden, wie man das Spiel spielte und war nicht mehr auf die Hilfe des Braunhaarigen angewiesen.
"Für Jemanden, der das erste Mal zockt, bist du gar nicht übel", lobte Yoongi. Ich zuckte mit den Schultern.
Der Ältere griff nach den Chips und schob sich ein paar davon in den Mund. "Willst du auch?" Er hielt mir die Schüssel hin. Ich schüttelte den Kopf. "Keinen Hunger. Habe gerade gegessen, als du gegangen bist."
Er schien mir nicht wirklich zu glauben, dennoch ließ er es auf sich beruhen.
Mein Magen tat weh, doch ich ignorierte es. Ebenso, wie das leise Grummeln, das mein Bauch von sich gab. Ich übertönte es mit einem Husten.
Zum Glück war dieses Ballerspiel nicht gerade leise, sodass man das Knurren meines Magens nicht hören konnte, wenn es lief.
"Wollen wir noch eine Runde spielen?"
Denn wenn wir spielten, würde Yoongi nicht so auf mich fokussiert sein. Er würde sich auf das Spiel konzentrieren und nicht bemerken, dass es mir nicht so gut ging, wie ich vorgab.
"Gerne."
Es ging auf Mitternacht zu, als der Ältere den Fernseher abschaltete.
"Bleibst du noch zum Abendessen? Ich wollte etwas kochen", bot er an. Ich schüttelte den Kopf und setzte ein entschuldigendes Lächeln auf. "Ich muss langsam wieder rüber."
Lüge.
Ich wollte nur dem Essen entgehen. Denn ich würde ganz bestimmt nicht meinen Magen vollstopfen, nachdem ich den ganzen Tag lang gefastet hatte. Dann wäre ja all meine Mühe umsonst gewesen.
"Schade... Lass uns aber noch Nummern austauschen, ja? Auch, wenn wir Nachbarn sind, ist es vielleicht ganz praktisch, wenn wir von dem Anderen die Handynummer haben..."
Er wollte meine Nummer? Nachdem er sich schon den ganzen Tag lang mit meiner Anwesenheit gequält hatte, machte er noch einen Schritt auf mich zu? Ihm meine Nummer zu geben bedeutete einen weiteren Schritt für unser Verhältnis.
Er würde mich verletzen! Ich durfte ihn nicht so nah an mich ranlassen!
Aber trotzdem nickte mein Kopf und meine Hände holten wie von alleine mein Handy aus meiner Hosentasche und entsperrten es, bevor sie es Yoongi hinhielten.
Er lächelte und wirkte beinahe glücklich über die Tatsache, dass er seine Nummer in meinem Handy einspeichern durfte.
"Schreib mir, ja? Damit ich deine Nummer auch bekomme."
Ich biss mir auf die Unterlippe und nickte. "Mache ich", sagte ich leise.
Er legte seine Hand auf meine Schulter und sofort schreckte ich zurück. "Entschuldigung. Ich habe vergessen, dass du das nicht magst", entschuldigte der Ältere sich besorgt.
Er sollte sich nicht bei mir entschuldigen! Schließlich war es doch meine eigene Schuld, dass ich so ein schreckhaftes Weichei war!
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𝐒𝐄𝐋𝐅 𝐂𝐎𝐍𝐅𝐈𝐃𝐄𝐍𝐂𝐄 【𝐘𝐨𝐨𝐧𝐦𝐢𝐧】 ✓
FanfictionYoongis braunen Augen blickten besorgt in Meine. Warum war es ihm nicht einfach egal, was ich sagte? Verzweifelt kämpfte ich gegen die Tränen an, die sich nicht verdrängen lassen wollten. "Irgendwas muss doch an den ganzen Worten stimmen, die man mi...