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Ich aß ein kleines Bisschen zum Abendessen.

Doch das Essen lag schwer in meinem Magen.

Ich sprang auf und mein Stuhl kippte mit einem lauten Knall nach hinten. "Tut mir leid. Ich kann das nicht", wisperte ich. Der Ältere warf mir einen bedrückten Blick zu.

"Schon gut. Geh", sagte er. Doch seine Augen blickten mich so traurig an, dass ich es nicht schaffte ihn hier zu lassen und ins Bad zu stürmen.

"V-vielleicht hilft es, w-wenn wir ein bisschen kuscheln", nuschelte ich.

Ein ungläubiges Lächeln legte sich auf seine Lippen. "Ja. Bestimmt wird es das."

Yoongi stand ebenfalls auf und zog mich zum Schlafzimmer. "Den Abwasch mache ich morgen. Lass uns uns lieber hinlegen und uns gegenseitig ganz viel Liebe schenken."

Ich stolperte ihm hinterher und versuchte das drückende Gefühl in meinem Magen zu ignorieren.

"Willst du Schlafsachen von mir haben?" Er wartete gar nicht auf eine Antwort, sondern schmiss mir bereits einen kuscheligen, grauen Trainingsanzug zu.

Ich liebte Yoongis Kleidung. Auch, wenn sie mir viel zu groß war... Vielleicht gerade deswegen.

Eilig schlüpfte ich in den Trainingsanzug, bevor ich zu dem Älteren unter die Decke kroch.

"Hey", nuschelte ich schüchtern und er drehte den Kopf zu mir, um mir ein freundliches Lächeln zu schenken. "Hi."

"Es macht dir nichts aus mich zu berühren, obwohl ich bestimmt zugenommen habe, oder?". Verlegen mied ich seinen Blick.

Kopfschüttelnd zog Yoongi mich in seine Arme. "Ich würde mich freuen, wenn du zunehmen würdest... Nicht, weil ich dich hässlich finde, sondern weil ich will, dass du endlich gesund wirst! Ich will, dass es dir gut geht."

Sanft strich er mit der Hand über meine Taille und umgriff sie, um mich noch ein Stück näher an sich zu ziehen.

Ich gab ein leises, wohliges Aufseufzen von mir. Wie sehr ich seine Zuneigung doch brauchte.

Doch die Umarmung reichte nicht. Mein Magen begann zu rumoren und das drückende Gefühl des Essens wurde immer schlimmer.

Ich wollte es nicht! Warum konnte ich nicht einfach normal sein?

"Hyung?", fragte ich in die Dunkelheit, denn Yoongi hatte das Licht bereits ausgeschaltet.

"Ja, Jiminie?"

Nervös grub ich die Zähne in meine Unterlippe. Ich wusste nicht, wie ich ihm sagen sollte, was ich wollte. Bestimmt würde er sich bedrängt fühlen... Ich war doch nur eine Last!

"Was ist denn?", riss der Ältere mich aus meinem negativen Gedankenfluss.

"D-darf ich d-dich küssen?"

Verlegen wollte ich von ihm abrücken. "Ach v-vergiss e-"

Doch Yoongi ließ nicht zu, dass ich mich entfernte, er verstärkte seinen Griff um meine Taille und hielt mich fest.

"Ja, Jimin. Darfst du. Und nächstes Mal frag nicht, sondern küss mich einfach. Du darfst es tun, wann immer dir danach ist, okay?"

Schüchtern nickte ich und rückte wieder etwas näher.

Unsere Lippen waren nur noch wenige Millimeter voneinander entfernt und ich spürte Yoongis Atem auf meiner Haut.

Nervös schluckte ich. Der Ältere rührte keinen Muskel, seine dunklen Augen sahen mich erwartungsvoll, aber dennoch irgendwie ruhig an.

Insgesamt war Yoongi ein wahrer Ruhepol für mich geworden. Denn irgendwie war er nicht der Typ Mensch, den man leicht aus der Fassung bringen konnte.

Ein letztes Mal atmete ich durch, bevor ich die Augen schloss und die Lücke zwischen unseren Lippen schloss.

Ein Kribbeln schoss durch meinen Körper und auf einmal kamen meine kreisenden Gedanken zum Stillstand. Das drückende Gefühl in meinem Magen rückte endlich in den Hintergrund und erleichtert seufzte ich den Kuss.

Sanft erwiderte der Ältere.

Vorsichtig strichen seine Hände meine Seiten auf und ab und hinterließen überall eine Gänsehaut.

Und weil ich so sensibel war, bog sich mein Körper schon bei diesen kleinen Berührungen durch und ich musste keuchen.

Beinahe verlor ich komplett die Kontrolle über mich. Mein empfindlicher Körper reagierte wie von selber auf Yoongis Berührungen.

Ich wimmerte in den Kuss und krallte mich in sein Oberteil. All meine Probleme waren vergessen.

Jetzt gerade gab es nur Yoongi und mich. Wir Beide gefangen in unserer eigenen kleinen Seifenblase, abgeschnitten von der Außenwelt, was mich allerdings nicht sonderlich störte.

Trotz Allem blieb der Kuss sanft und geradezu unschuldig. Ich spürte, wie der Ältere mich respektierte und zu wissen schien, wo meine Grenzen waren. Er hatte wirklich gute Menschenkenntnisse! Und er nahm so viel Rücksicht auf mich.

Etwas atemlos löste ich den Kuss und musste unwillkürlich lächeln.

Ein leises Lachen entkam Yoongi. "Wow. Bist du sicher, dass ich dein erster Kuss bin?"

Ich nickte.

Ein sanftes Schmunzeln legte sich auf seine Lippen, welches ich sogar in der Dunkelheit sehen konnte.

"Ich liebe dich, Jiminie!"

Sofort erstarrte ich und schüttelte den Kopf. Ich war doch gar nicht liebenswert! Warum sagte er so etwas?

"W-was?", stotterte ich überfordert.

Seine Hand legte sich auf meine Wange. "Ich weiß, dass es früh ist und bestimmt überrumpelnd. Aber ich liebe dich wirklich!"

Sanft streichelte er mit de Daumen über meine Haut.

"A-aber warum denn?", fragte ich verwirrt. "Was zur Hölle ist liebenswert an mir?"

Sein liebevolles Lächeln verschwand nicht. "Alles. Ich finde alles liebenswert an dir! Und wenn ich jetzt anfange es aufzuzählen, sitzen wir morgen noch hier. Ich finde dich einfach liebenswert, weil du du bist! Und niemand anders!"

Eine Träne rollte über meine Wange. So lange hatte ich erfahren müssen, wie es war, wenn diese Welt einen hasste und verabscheute. Ich hatte schon so lange selber daran geglaubt, dass ich ekelhaft und nutzlos war. Und jetzt kam dieser junge Mann zurück in mein Leben und schenkte mir das, wonach ich mich schon so lange gesehnt hatte: Liebe. Ich hatte mich nach Liebe gesehnt, in den einsamen Nächten, wo ich weinend und voller Selbsthass in meinem Bett gelegen hatte, begleitet von meinem lauten Magengrummeln.

Und jetzt war sie da. Einfach so. Die Liebe, die ich mir schon so lange gewünscht hatte.

"Nicht weinen, Jiminie." Sanft strich Yoongi meine Tränen weg und ich schluchzte auf.

"Oh Gott", wimmerte ich. "Hyung" Vollkommen überwältigt von meinen Gefühlen wusste ich es nicht anders als zu weinen.

"Shh. Es ist alles gut, Ich bin hier. Ich liebe dich. Und zusammen können wir alles schaffen. Wenn du das möchtest. Ich bin jetzt hier und ich werde nicht mehr gehen", murmelte er und zog mich in eine Umarmung.

Ich barg meinen Kopf an seiner Brust und weinte leise.

"Ich liebe dich auch."

𝐒𝐄𝐋𝐅 𝐂𝐎𝐍𝐅𝐈𝐃𝐄𝐍𝐂𝐄 【𝐘𝐨𝐨𝐧𝐦𝐢𝐧】 ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt