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Ich saß eingekuschelt in eine warme, flauschige Stoffdecke auf Yoongis Sofa. Der Ältere saß neben mir und hatte die Arme um mich geschlungen. Er schien genau zu wissen, wie sehr ich seine körperliche Zuneigung brauchte.

Ein Außenstehender würde sicherlich sagen wir wären zusammen und bei dem Gedanken errötete ich. Yoongi war bestimmt ein guter fester Freund. Beinahe wünschte ich mir er wäre mein Freund. Aber er war mit Sicherheit nicht schwul.

Auf einmal stoppte der Film. Der Ältere hatte ihn pausiert. Fragend drehte ich den Kopf in Yoongis Richtung.

"Jimin" Ich biss mir auf die Unterlippe. "Was ist?", fragte ich nervös.

Wollte er mir jetzt sagen, dass ich doch zu dick war? Nachdem er mein Gewicht gesehen hatte... Ich schämte mich.

Doch Yoongi spielte nur mit seinen Fingern, sein Blick flackerte unruhig hin und her.

"Das, was du gesagt hast vorhin... Bei Frau Kim..."

Worauf wollte er hinaus? Ich hatte Einiges gesagt.

"Stimmt das?"

Verwirrt musterte ich ihn. Er schien etwas aufgewühlt.

"Ich kann mich nicht erinnern in irgendeiner Hinsicht gelogen zu haben... Sie soll mir doch helfen, dann muss ich doch die Wahrheit sagen, oder nicht? Auch, wenn ich nicht weiß auf was genau du hinauswillst..."

Der Ältere griff nach meinen Händen.

"A-also willst du wegen mir am Leben bleiben?", fragte er.

Verlegen zuckte ich mit den Schultern und nickte. "Vielleicht" War das jetzt schlecht? Bestimmt fühlte er sich jetzt total bedrängt oder unter Druck gesetzt.

"Tut mir leid", entschuldigte ich mich. "Ich hätte das nicht sagen sollen... Bestimmt bin ich viel zu anhänglich."

"Nein", rief er erschrocken aus. "Nein, Jimin, überhaupt nicht. Ich schätze deine Anhänglichkeit sehr."

Warum machte er dann so eine große Sache aus dem Ganzen?

"Ich hatte das einfach nur nicht erwartet, weißt du? Ich hatte immer Angst dir nicht helfen zu können. Ich fühle mich geehrt, Jimin. Dass du mir so sehr vertraust"

Unsicher zuckte ich erneut mit den Schultern. Mein Vertrauen war doch nichts Besonderes... Ich war doch nur ich...

"Jimin Du bist mir auch sehr wichtig, okay? Du bist auch so eine Art Lebenssinn für mich. Deine Gegenwart macht mich irgendwie glücklich... Oh Gott ich klinge so kitschig", lachte Yoongi beschämt und vergrub sein Gesicht in seinen Händen.

Mein Herz fing an zu rasen und überfordert starrte ich ihn an.

"Was redest du denn da?", fragte ich verwirrt. "Wie kann meine Gegenwart dich glücklich machen, wenn ich doch andauernd nur Probleme bereite."

Der Ältere seufzte leise aus. Dann griff er nach meinen Handgelenken und auf einmal war er mir unglaublich nahe. Unsicher blickte ich in seine Augen, die meinen Blick fest erwiderten.

"Du kleines Dummerchen", wisperte Yoongi sanft. "Kannst du nicht ein Mal ein Kompliment von mir annehmen?" Ich schluckte und wusste nicht, wie ich mit der Situation umgehen sollte. Er war mir so nahe, aber auf eine andere Art und Weise, als zuvor.

Etwas ängstlich rutschte ich weg.

Sofort ließ der Ältere meine Handgelenke wieder los. "Warum hast du Angst, Jimin? Warum hast du Angst, obwohl du vorher noch gesagt hast, dass ich dir einen Grund zum Leben gegeben habe?"

Weil er zu nett zu mir war. Ich konnte nicht glauben, dass ich ihm wirklich wichtig war.

"Tut mir leid", sagte ich leise.

"Komm her, du musst dich nicht entschuldigen." Er breitete die Arme aus und nur zu gerne schlüpfte ich wieder in seine Umarmung.

"Möchtest du den Film weiterschauen?" Nein. Mir war nicht mehr danach, also schüttelte ich den Kopf.

"Darf ich dich was fragen?", erkundigte ich mich schüchtern, denn da gab es eine Frage, die mir schon länger im Kopf herumgeisterte.

"Alles. Ich habe keine Geheimnisse vor dir", schmunzelte Yoongi.

"Woher weißt du gut über Essstörungen bescheid? Du weißt welches Essen besonders kalorienarm ist und du konntest meine Essstörungen sofort diagnostizieren. Die Folgen davon wusstest du auch auswendig. Allgemein weißt du irgendwie gut mit mir deswegen umzugehen", murmelte ich.

"Ich wusste, dass du das irgendwann fragen würdest."

Der Ältere legte den Kopf auf meiner Schulter ab. "Tatsächlich habe ich in der Highschool einen Aufsatz darüber schreiben müssen. Ich hatte so eine Badboy-Phase gehabt, weißt du? Und dann habe ich mich laut über das Thema lustig gemacht, ohne zu wissen, wie schlimm Essstörungen eigentlich sind. Wie du dir vorstellen kannst, habe ich nach dem Aufsatz eine ganz andere Sicht auf das Thema gehabt und mich in Grund und Boden geschämt."

Ich legte den Kopf schief und nickte.

"Eigentlich bin ich ganz froh, dass meine Deutschlehrerin mein dummes Gefasel damals gehört hat. Sonst wäre ich heute vielleicht immer noch so dämlich, wie damals. Zumindest in dieser Hinsicht."

Ein leises Kichern entwich mir. "Ich kann mir dich beim besten Willen nicht als Badboy vorstellen."

"Achja?", Yoongi hob eine Augenbraue. Dann drehte er uns blitzschnell herum, sodass ich mich in die Sofakissen gedrückt wiederfand. "Bist du dir da immer noch so sicher?", raunte er mit dunkler Stimme. Ich schluckte. Verdammt war das heiß. Obwohl ich so nicht von ihm denken sollte.

Trotzdem nickte ich frech.

"Du und Badboy? Niem-" Seine Lippen unterbrachen mich.

Ein erschrockenes Keuchen entwich mir und mein Herz hämmerte wild gegen meine Brust. Yoongi küsste mich. Oh Gott!

Ein wildes Kribbeln schoss durch meinen Körper und meine Hormone spielten in einer Art und Weise verrückt, wie ich es zuvor noch nie erlebt hatte.

Mein erster Kuss.

Zuvor hatten sich immer alle vor mir geekelt und ich hatte mich auch immer so sehr vor mir selber geekelt, sodass ich mir gar nicht erlaubt hatte an so ein Thema zu denken.

Leise wimmerte ich und dann erwiderte ich zaghaft. Ich fühlte mich so geliebt.

Wie von selber streckte sich mein Körper ihm entgegen auf der Suche nach Nähe und der Ältere tat mir den Gefallen seine Hand an meine Taille zu legen und mich so nah an sich zu ziehen, dass kein Blatt mehr zwischen uns passte.

Der Kuss blieb sanft. Und irgendwann löste sich der Ältere wieder, um mir ein schiefes Grinsen zu schenken. "Um ehrlich zu sein, das wollte ich schon länger machen."

Atemlos und mit geröteten Wangen erwiderte ich seinen Blick. Aber warum denn?

"Und? Siehst du jetzt ein, dass ich ein Badboy bin?"

Immer noch vollkommen überrumpelt und verwirrt war ich gar nicht in der Lage zu antworten. Meine Gefühle spielten wild.

"D-du hast mich geküsst", brachte ich hervor. Yoongi lachte. "Ich schätze das habe ich. Schuldig im Sinne der Anklage. Aber du hast erwidert."

Meine Gefühle überwältigten mich komplett und wie in Trance hob ich meine Hand zu meinen Lippen, um darüber zu streichen.

"K-kannst du es nochmal machen?"

Der Ältere blickte etwas überrascht drein, bevor er nickte.

Und dann küsste er mich erneut. Scheiße träumte ich? Meine Arme schlangen sich um ihn und ich klammerte mich an ihn, während ich den Kuss erwiderte. Es fühlte sich so gut an geliebt zu werden!

𝐒𝐄𝐋𝐅 𝐂𝐎𝐍𝐅𝐈𝐃𝐄𝐍𝐂𝐄 【𝐘𝐨𝐨𝐧𝐦𝐢𝐧】 ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt