Als ich mit der Arbeitsschürze über meinen Alltagssachen aus dem Mitarbeiterraum kam, hatte Yoongi sich schon sein Schokocroissant geholt und verzehrte es genüsslich an einem der kleinen Tische, die zu dem Café gehörten, welches die Bäckerei beinhaltete. Ich beobachtete ihn, wie er einen weiteren Bissen von dem Gebäck nahm, bevor er mich zu sich winkte.
"Was kann ich für dich tun?", fragte ich leise. "Ich möchte bitte einen Kaffee haben. Schwarz und ohne Zucker", bestellte er und schenkte mir ein nettes Lächeln. Mit einem Nicken nahm ich die Bestellung zur Kenntnis. "Kommt sofort", nuschelte ich.
Während die Kaffeemaschine vor sich hin blubberte, klingelten die Glocken über der Eingangstür und kündigten somit einen neuen Kunden an. Es war die unfreundliche Frau vom Vortag. Sie schien nicht sonderlich begeistert zu sein mich an der Theke zu sehen. "Was machen Sie denn schon wieder hier? Haben die hier kein besseres Personal?" Ich schluckte. "Was kann ich für Sie tun?", fragte ich zurückhaltend.
"Sagen Sie, hat hier noch ein anderer Kollege Schicht? Sie sind so unfähig..." Die Frau hatte sich bis jetzt kein einziges Mal die Mühe gemacht die Stimme zu senken. Zum Glück waren kaum Kunden da, sodass sie nicht allzu viel Aufmerksamkeit auf sich zog. Ich spürte Yoongis Blick auf mir liegen.
Ängstlich versuchte ich mich noch tiefer in dem Stoff meines Hoodies zu vergraben und wünschte mir, dass der Boden sich auftat, um mich zu verschlucken. Doch das geschah leider nicht. "T-tut mir leid, a-aber ich habe alleine Schicht", stotterte ich.
Die Kundin verdrehte die Augen und tippte ungeduldig mit ihren langen Fingernägeln auf der Theke herum. Das klackernde Geräusch, das sie damit verursachte, machte mich nervös. "Ich möchte zwei Schokomuffins und eine Zimtschnecke", bestellte sie genervt. Hastig nickte ich.
Mit zitternden Händen packte ich ihr Gewünschtes ein und legte es auf der Theke ab. Dann nannte ich ängstlich den Preis.
Sie regte sich fürchterlich auf, dass der Preis viel zu hoch wäre und bezahlte nur die Hälfte davon, bevor sie ging. Es blieb mir nichts Anderes übrig die andere Hälfte des Preises aus meiner eigenen Geldbörse zu nehmen und in die Kasse zu legen.
Die Kaffeemaschine gab ein lautes Piepen von sich, das Signal, dass sie fertig war.
Immer noch zitterten meine Hände heftig, als ich den Kaffee in eine Tasse füllte. Die dunkle Flüssigkeit schwappte über und verbrannte meine Haut, doch biss die Zähne zusammen und ertrug den Schmerz. Denn das war eines der wenigen, erbärmlichen Dinge, die ich konnte. Stumm Schmerz ertragen.
Beinahe ließ ich den Kaffee fallen, als ich ihn zu Yoongis Tisch trug. Denn das Zittern wollte sich nicht unter Kontrolle bringen lassen.
"Danke", bedankte der Ältere sich und nahm sein Getränk entgegen. Dann fiel sein Blick auf meine verbrannte Haut. "Du solltest das verarzten. Warum hast du mir den Kaffee gebracht, statt dich erst mal um dich selber zu kümmern?" War das denn falsch gewesen? Das Zittern verstärkte sich noch mal und ich senkte den Kopf. "Entschuldigung."
"Nein deswegen musst du dich doch nicht entschuldigen." Und schon wieder hatte ich etwas falsch gemacht.
Heftig biss ich mir auf die Unterlippe, sodass sie begann zu bluten. Was sollte ich jetzt tun? War er sauer auf mich? "Jimin" Yoongis Stimme klang sanft. "Warum hast du so eine Angst vor mir?" Ja das musste ich doch! Ich musste aufpassen, sonst würde er mir wehtun, wie alle Anderen. Denn ich war nicht gut genug und er sollte nicht sehen, wie hässlich und erbärmlich ich war, auch, wenn es wahrscheinlich schon zu spät dafür.
"Komm, setz dich hin. Es sind gerade sowieso keine Kunden da, die du bedienen musst." Ich hatte weder die Kraft, noch den Mut abzulehnen, also gehorchte ich.
"Ist das normal? Behandeln dich deine Kunden immer so, wie die Frau von vorhin?" Ich zuckte mit den Schultern. "Nicht alle." Yoongi griff nach der Wasserflasche, die auf dem Tisch stand und die er sich wohl schon zuvor bestellt hatte. Aus seiner Tasche zog er eine Packung Taschentücher und befeuchtete eins der weißen Stoffstücke mit dem Wasser, bevor er es mir hinhielt.
"Kühl deine Brandblasen damit, ja? Damit es nicht schlimmer wird." Misstrauisch nahm ich das Taschentuch entgegen. Hatte er vielleicht heimlich Chilipulver auf das Taschentuch gekippt, um die Brandblasen noch mehr brennen zu lassen? Doch ich hatte sowieso keine andere Wahl, also presste ich das nasse Tuch auf die Brandblasen.
Nichts geschah. Nur ein angenehmes Gefühl der Linderung breitete sich in mir aus. Erleichtert atmete ich aus.
"Aber es ist doch nicht in Ordnung, wie dich die Kunden behandeln. Du musst doch irgendetwas dagegen tun", kam der Ältere auf das Thema zurück. Unbehaglich zog ich die Schultern hoch. Eigentlich war es in Ordnung. Schließlich kannte ich es gar nicht mehr anders und hatte es auch verdient. "Es ist schon okay... Mach dir keinen Kopf", wisperte ich.
Ein Wassertropfen rann über meinen Handrücken und meine Augen verfolgten ihn, bis er zu Boden fiel.
"Nein, Jimin. Das ist nicht okay", erhob der Ältere jetzt leicht aufgebracht die Stimme. Sofort zuckte ich zusammen und duckte mich in der Erwartung, dass er mir jetzt wehtun würde. "E-Entschuldigung", stotterte ich verängstigt.
Sofort wurde Yoongis Gesichtsausdruck wieder weich. "Kein Wunder, dass du so eine Angst vor mir hast, wenn du es akzeptierst, dass deine Mitmenschen dich schlecht behandeln", sagte er betrübt. Ich hatte doch gar keine andere Wahl! Sie würden mir sonst wehtun und ich wollte nicht, dass sie mir wehtaten.
"Ich habe es doch so verdient und nicht anders", brach es aus mir. Schock blitzte in den Augen meines Gegenübers auf. "Wie meinst du das?" Wie ich das meinte? Ich war abscheulich und ekelhaft! Nicht liebenswert genug. Und das war auch der Grund, warum so viele Menschen mich nicht mochten. Ich war einfach nicht gut genug. Das wussten sogar meine Eltern.
Doch ich blieb stumm und sprach meine Gedanken nicht aus. Stattdessen stand ich auf. "Danke für das Taschentuch. Es hat sehr geholfen, aber ich muss jetzt wieder arbeiten", nuschelte ich und flüchtete zurück hinter die Gebäckauslage. Dort begann ich emsig herumzuwerkeln und beschäftigt zu tun, damit Yoongi nicht auf die Idee kam ein weiteres Gespräch anzufangen.
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𝐒𝐄𝐋𝐅 𝐂𝐎𝐍𝐅𝐈𝐃𝐄𝐍𝐂𝐄 【𝐘𝐨𝐨𝐧𝐦𝐢𝐧】 ✓
FanfictionYoongis braunen Augen blickten besorgt in Meine. Warum war es ihm nicht einfach egal, was ich sagte? Verzweifelt kämpfte ich gegen die Tränen an, die sich nicht verdrängen lassen wollten. "Irgendwas muss doch an den ganzen Worten stimmen, die man mi...