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Ich trug drei Pullover übereinander und die Bäckerei war wirklich ausgezeichnet beheizt, als ich wieder zur Arbeit ging. Und doch fror ich.

Am vorherigen Tag hatte ich mich Nachmittags von Yoongi verabschieden müssen, da er zu einem Meeting gemusst hatte. Ich hatte nach dem Apfelstück gestern Morgen nichts mehr gegessen und die Nacht über hatte ich zitternd in meinem Bett gelegen, ohne Schlaf zu finden.

Und jetzt stand ich hier und konnte mich kaum auf den Beinen halten, doch ich biss die Zähne zusammen, denn schließlich verdiente sich Geld nicht von alleine.

Die Glöckchen über der Tür klingelten und innerlich wollte ich weinen, als ich mal wieder die unfreundliche Kundin erkannte. Sie schien auch nicht sonderlich begeistert über meinen Anblick zu sein.

"Warum musst du denn schon wieder bedienen, Loser?" Ich biss mir auf die Unterlippe. "W-was kann ich für Sie tun?", fragte ich höflich.

Sie verdrehte die Augen. "Ich will ein Stück Apfelkuchen."

Hastig nickte ich und meine zitternden Hände ließen beinahe die Kuchenzange fallen, als ich eilig danach griff.

Die Glöckchen über der Tür klingelten erneut, doch ich war zu fokussiert darauf dem Gewünschten so schnell wie möglich zu folgen, also sah ich nicht auf.

"Und bei dem schlechten Service werde ich nur die Hälfte des Preises bezahlen", sagte sie spöttisch.

Ich beförderte den Kuchen in eine Tüte und nickte nur ängstlich. Denn ich hatte nicht wirklich Lust auf eine weitere "Abreibung" von ihrem Kumpel.

"Wenn Sie nicht wollen, das ich die Polizei rufe, sollten Sie lieber den ganzen Preis zahlen und respektvoller mit dem Personal umgehen", sagte da Jemand mit ruhiger Stimme. Ich schreckte hoch. "Mischen Sie sich besser nicht ein... Der da weiß schon was ihn erwartet, wenn er meinen Aufforderungen nicht folgt", spottete sie.

"Tut es immer noch weh? Ich hoffe es!", wandte sie sich dann an mich.

Ich zog den Kopf ein und reichte ihr die Tüte. Sie legte ein 50 Cent Stück auf den Tresen.

"Okay die Polizei wird dann gleich unterwegs sein", meinte Yoongi nur. Verunsichert beobachtete ich, wie die Beiden sich feindselig anblickten, bevor die Kundin seufzend nachgab und den ganzen Preis auf den Tresen legte.

Dann rauschte sie an dem Braunhaarigen vorbei aus der Bäckerei.

Ich schluckte und wagte es nicht den Älteren anzusehen. "D-danke." Verlegen zupfte ich an meinen Pulloverärmeln und spielte mit meinen Fingern.

"Ich kann doch nicht zulassen, dass sie so mit dir umgeht", meinte er bloß. "Und ich hätte gerne einen schwarzen Kaffee und ein Schokocroissant", fügte er hinzu. Schüchtern neigte ich den Kopf. "Kommt sofort. Nimm doch schon mal Platz." Er bezahlte, und folgte dann meiner Aufforderung.

Doch statt sich an einen der Tische zu setzen, setzte Yoongi sich auf einen der Barhocker direkt am Tresen. Da die ganze Bäckerei im Retrostyle eingerichtet war, war das durchaus möglich.

Wollte er etwa die ganze Zeit dort sitzen und sich mit meiner Gesellschaft langeweilen? Also ich persönlich wäre an seiner Stelle lieber alleine als mit so einem Loser abzuhängen. Doch ich sagte nichts dazu, sondern schaltete stattdessen die Kaffeemaschine ein und holte einen Teller für das Schokocroissant.

Meine Hände zitterten mal wieder so sehr, dass ich alles, was ich festhielt fast fallen ließ und auch der Ältere schien das zu bemerken, denn erzog besorgt die Augenbrauen zusammen. "Ist dir immer noch so kalt, Jimin?" Unter Anderem. Aber ich zitterte eigentlich immer, wenn ich hier arbeitete, da man bei diesem Job fast immer von Menschen umgeben war und Menschen mir Angst machten.

"Es geht schon", nuschelte ich und beförderte ein Schokocroissant auf den Teller.

Ich reichte Yoongi sein Croissant und dann piepte auch schon die Kaffeemaschine zum Zeichen, dass der Kaffee fertig war.

Mal wieder schwappte etwas von der heißen Flüssigkeit auf meine Hand, doch ich verzog keine Miene. Schließlich hatte ich schon weitaus schmerzhaftere Dinge erlebt und irgendwie machte die Kälte mich auch gefühllos, weshalb ich beinahe froh darüber war den Schmerz zu spüren, als er durch meinen Körper schoss.

Der Ältere seufzte. "Ich glaube ich sollte besser keinen Kaffee mehr bestellen."

Er stand auf und zog mich zum Waschbecken, welches sich hinter dem Tresen befand. Dort schaltete er kaltes Wasser an und griff nach meiner verletzten Hand, um sie unter den kalten Strahl zu halten.

"Die Kundin war es also, die dir letztens diese Wunden verpasst hat, nicht wahr?" Ich schüttelte den Kopf. "Ein Freund von ihr."

"Es läuft aufs Selbe hinaus. Hast du es wenigstens versorgt?" Seine Stimme klang mitfühlend. Ich nickte und erinnerte mich daran, wie ich mich meinem eigenen Anblick dafür hatte aussetzen müssen.

Yoongi stellte das Wasser wieder aus und trocknete meine Hand vorsichtig mit einem Papiertaschentuch ab. "Du solltest so etwas echt nicht mit dir machen lassen... warum wehrst du dich denn nicht?"

Mit gesenktem Kopf sah ich zu Boden. "Weil ich gelernt habe, dass das alles nur noch Schlimmer macht", flüsterte ich. "Wenn ich mich wehre tun sie mir noch mehr weh!"

Er zog mich in eine Umarmung. "Och Jiminie Es tut mir so leid, dass du das durchmachen musst."

Jiminie So hatte er mich früher schon genannt, als wir noch zusammen in der Grundschule gewesen waren.

"Muss es nicht... Ich bin selber schuld, weil ich nicht gut genug bin", antwortete ich bitter.

"Hör auf damit!"

Die Besucher, die im Bistro saßen, blickten auf und ich zuckte heftig zusammen, als Yoongi plötzlich die Stimme erhob. "T-tut mir leid", wimmerte ich. "T-tut mir leid ich mache alles, was du willst."

Angsterfüllt wich ich zurück und hob die Hände schützend vor mein Gesicht, um es vor Schlägen zu bewahren. Es war eine automatische Reaktion.

Yoongis Blick verwandelte sich von aufgebracht zu schuldbewusst und traurig. "Nein mir tut es leid. Ich hätte dich nicht anschreien dürfen. Ich weiß doch, dass du dann Angst kriegst."

Langsam ließ ich die Hände wieder sinken. "S-schon gut", murmelte ich, doch der Schreck saß mir immer noch in den Knochen. "Nein. Nichts ist gut, ich sehe doch, dass du Angst vor mir hast."

Sein Blick war so geknickt und voller Reue, dass ich langsam wieder Vertrauen fasste. "Schon gut, Hyung. Ich verzeihe dir."

Denn das waren wir damals gewesen: Hyung und Jiminie.

Ich hoffte, dass er die Nachdrücklichkeit meiner Aussage an diesem kleinen Wort erkannte.

"Darf ich dich umarmen?"

Und auch, wenn mein Herz vor Angst immer noch unnatürlich schnell gegen meine Rippen klopfte, nickte ich.

𝐒𝐄𝐋𝐅 𝐂𝐎𝐍𝐅𝐈𝐃𝐄𝐍𝐂𝐄 【𝐘𝐨𝐨𝐧𝐦𝐢𝐧】 ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt