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Vor mir stand wieder eine Schüssel mit kleingeschnittenen Äpfeln. Angeekelt betrachtete ich das Essen. Es würde mich dick machen. Es würde den Menschen um mich herum noch mehr Anlass geben mich zu hassen, weil ich zu fett war.

"Bitte, Jimin. Du hast seit dem Apfelstück gestern Morgen nichts mehr gegessen! Dein Körper braucht Nahrung!"

Ich blickte auf in Yoongis verzweifeltes Gesicht. "Warum ist dir das so wichtig?", fragte ich.

"Weil ich sehe, wie du stirbst. Mit jedem Tag wirst du schwächer! Jeden Tag bist du ein Stück dünner, obwohl ich am vorherigen Tag nicht gewusst hatte, dass das überhaupt geht. Ich will nicht, dass du stirbst! Du bist mir wichtig!"

Ungläubig betrachtete ich den aufgewühlten jungen Mann vor mir.

Ich...war ihm wichtig? Er log doch! Aber sein Gesichtsausdruck und sein Verhalten bewiesen mir, dass er es ernst meinte.

"Yoongi", wisperte ich. Seine Augen waren glasig und er sah so aufgelöst aus, dass ich erwartete, dass er jeden Moment anfangen zu weinen.

Dieser Anblick tat weh. Und ich wusste, dass es nur einen Weg gab ihm diesen Schmerz zu nehmen, der in seinem Blick lag.

"Hilfst du mir?"

Unglaube breitete sich auf seinem Gesicht aus. Ich schluckte und wiederholte die Bitte nochmal, da er keine Antwort von sich gab.

"Ich schaffe das nicht alleine. Aber, wenn du mir hilfst, dann will ich versuchen was zu essen, okay? So wie gestern morgen..."

Verunsichert sah ich weg. Vielleicht war es doch eine doofe Idee gew-

"Ja! Ich helfe dir gerne, Jimin!", seine Stimme klang belegt und irgendwie... erleichtert.

Ich stand auf, und umrundete den Tisch, bevor ich zögernd vor ihm stand. Erst blickte er mich verwirrt an, doch dann schien er zu verstehen, was ich wollte. Ein sanftes Lächeln legte sich auf seine Lippen und er griff mich sanft bei der Hüfte, um mich auf seinen Schoß zu ziehen.

Verlegen kuschelte ich mich an ihn, um etwas Wärme zu finden.

Seinen einen Arm schlang Yoongi um mich, mit der freien Hand griff er nach der Schüssel mit den Apfelstückchen, um sie vor uns auf den Tisch zu stellen, damit sie besser für ihn erreichbar war. Dann spießte er mit der Kuchengabel ein Stück Apfel auf.

Ängstlich und verunsichert biss ich mir auf die Unterlippe.

"Lass dir Zeit, okay? Nimm dir die Zeit, die du brauchst."

Meine Hände griffen nach seiner Hand, die auf meinem Bauch lag und haltsuchend hielt ich mich daran fest, bevor ich die Augen zukniff und die Lippen einen Spalt breit öffnete.

Yoongi schob das Apfelstück vorsichtig in meinen Mund und widerwillig kaute ich es. Mein Magen knurrte und mein ganzer Körper verlangte nach mehr Nahrung und trotzdem fiel es mir schwer das Apfelstück herunterzuschlucken.

Irgendwann nach mehreren Anläufen gelang es mir und ich versteckte mein Gesicht in Yoongis Halsbeuge.

"Tut mir leid", wisperte ich. "Tut mir leid, dass ich mich so dumm anstelle."

Seine Hand, die gerade noch entspannt zwischen meinen Händen gelegen hatte, griff jetzt nach einer meiner Hände und drückte sie. "Es ist nicht deine Schuld. Und dumm anstellen tust du dich auch nicht", antwortete der Ältere ruhig.

"Denkst du du schaffst noch ein Stück?"

Mein Geist sträubte sich dagegen, doch ich konnte Yoongi nicht enttäuschen, also nickte ich.

Zehn Minuten später hatte ich auch das zweite Apfelstück heruntergeschluckt.

"Siehst du? War doch gar nicht so schwer, oder?" Yoongi strich mir sanft über das Haar und ich legte meinen Kopf aufseufzend auf seiner Brust ab. "Doch", antwortete ich trotzig, was ihm ein Lachen entlockte. "Achja?" Er piekste mich in die Seite.

Ein Kichern entkam mir und Yoongis Kopf fuhr zu mir herum mit einem Ausdruck des Erstaunens auf seinem Gesicht. "Was ist?" Verwirrt erwiderte ich seinen Blick. Seine Mundwinkel hoben sich und er grinste, bevor er mich wieder in die Seite piekste. "Hey", quietschte ich.

"Bist du etwa kitzelig?" Hastig schüttelte ich den Kopf, doch mein Lächeln verriet mich.

"Sicher?" Er begann mich durchzukitzeln und lachend versuchte ich seinen Händen zu entkommen. "Lass das", kiekste ich. "Ich denke nicht daran."

Ich sprang auf und versuchte Abstand zwischen uns zu bringen doch mein schlechter Kreislauf ließ mich nicht besonders weit kommen, da hatte Yoongi mich schon wieder eingeholt. Kichernd und außer Atem ließ ich mich auf den Boden fallen, um ihm irgendwie zu entkommen und flehte um Gnade.

Schmunzelnd gab er nach.

"Jimin?" "Hm?" Ich ließ zu, dass er mir auf die Beine half. "Du hast ein schönes Lachen."

Verlegen drehte ich den Kopf weg, um meine heißen Wangen zu verstecken. "Garnicht" Sanft drehte der Ältere mein Gesicht wieder in seine Richtung. "Doch! Und das ist meine Meinung, die kannst du nicht ändern!" Er streckte mir die Zunge raus.

Etwas irritiert musterte ich ihn. Was war das denn für ein kindisches Verhalten?

"Wenn du meinst", kopfschüttelnd setzte ich mich wieder auf einen Küchenstuhl. Mein Magen knurrte wieder und ich linste zu der Schüssel mit den Äpfeln. Dann seufzte ich, zog sie zu mir heran und nahm ein Apfelstück, von dem ich einen winzigen Bissen nahm.

Der Ältere beobachtete es mit offenem Mund. Sofort ließ ich den Apfel sinken. Nicht gut?

Doch Yoongi fing lediglich an zu strahlen. "Du hast freiwillig etwas gegessen." Ja, aber es war doch nur ein winziger Bissen gewesen, warum machte er da so ein Drama raus? Zaghaft nickte ich. Dann biss ich erneut in das Apfelstück und aß es schließlich auf.

Kopfschüttelnd musterte er mich. "Du überraschst mich immer wieder aufs Neue... Ein richtiges kleines Wunder bist du, Park Jimin."

Ich zog die Augenbrauen zusammen. Eher ein Klumpen Pech. Oder eine schreckliche Überraschung.

Angeekelt schob ich den Rest der Äpfel weg. "Ich bin satt."

Der Ältere lachte. "Das ist in Ordnung. Glaub mir. Ich bin froh, dass du etwas gegessen hast, egal, wie viel es war."

Doch der Apfel wog auf einmal schwer in meinem Magen und es fiel mir schwer ein Lächeln auf meine Lippen zu zwingen und zu nicken.

"Wollen wir jetzt etwas Fernsehen?" Aufgeregt nickte ich erneut. Da ich zu Hause keinen Fernseher hatte, war Fernsehen oder so Etwas vielleicht einmal im Jahr für mich möglich, wenn ich mich dazu durchgerungen hatte trotz meiner Angst vor Menschen ins Kino zu gehen.

"Gerne", freute ich mich. Doch trotzdem konnte ich den Apfel und das schlechte Gewissen, dass ich etwas gegessen hatte, nicht vergessen.

𝐒𝐄𝐋𝐅 𝐂𝐎𝐍𝐅𝐈𝐃𝐄𝐍𝐂𝐄 【𝐘𝐨𝐨𝐧𝐦𝐢𝐧】 ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt