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Mein ganzer Körper schmerzte und zitterte, als ich aufwachte. Ich versuchte mich auf die Beine zu kämpfen und nach ein paar Anläufen gelang es mir tatsächlich. Doch ich fühlte mich so schwach, dass ich beinahe wieder zusammenbrach. Stolpernd und wankend steuerte ich das Schlafzimmer an, doch brach auf der Türschwelle, wieder zusammen. Ein leises Schluchzen kroch meine Kehle hoch.

Ich bin immer für dich da. Zu jeder Zeit.

Mir ging es dreckig. Mir war kalt. Ich zitterte und fühlte mich schwach.

Meine zitternden Finger lösten ihren Griff um die Bettdecke. Vielleicht würde ich es so bis zu Yoongis Wohnung schaffen.

Tränen rannen über meine Wangen und schniefend zog ich die Nase hoch. Jetzt fror ich noch mehr.

Stolpernd und bewegte ich mich in Richtung Haustür und griff nach dem Schlüssel, der am Haken neben ihr hing.

Es war tatsächlich ein Kraftakt für mich diese dämliche Holztür zu öffnen und im Treppenhaus brach ich erneut zusammen. Mein ganzer Körper bebte vor Kälte und den Schluchzern, die mich schüttelten. Verzweifelt versuchte ich sämtliche Laute zu unterdrücken, um niemanden von den Nachbarn aufzuschrecken.

Ich kroch zu Yoongis Wohnungstür und schaffte es irgendwie an ihrem Griff hochzuziehen, sodass ich wieder auf meinen wackeligen Beinen stand. Warum ging es mir so dreckig? So Etwas war mir noch nie passiert.

Meine Hand zitterte so heftig, dass ich den Klingelknopf mehrmals verfehlte, bevor ich es endlich schaffte ihn zu drücken.

Es dauerte gar nicht lange, da hörte ich Yoongis Schritte auf der anderen Seite der Tür. War er etwa noch wach gewesen? Ich hatte erwartet mehrmals klingeln zu müssen, da man um diese Uhrzeit eigentlich schon schlief.

"Jimin?"

Das Licht aus seinem Flur fiel auf mein verheultes Gesicht.

Ich wankte und meine Beine gaben erneut unter mir nach.

Der Ältere reagierte schnell. Er hastete nach vorne und fing mich auf, bevor ich auf den Boden fallen konnte.

Schluchzend vergrub ich mein Gesicht in seinem Pyjama Oberteil. Er schien sich gerade bettfertig gemacht zu haben, denn er roch nach Zahnpasta.

"Tut mir leid", wimmerte ich. "I-ich... ich brauche Hilfe. I-ich schaff das nicht alleine."

"Du musst dich nicht entschuldigen. Ich habe dir doch gesagt, dass ich für dich da bin." Seine Hände griffen unter meine Oberschenkel und er hob mich hoch. "Ich glaube es ist besser, wenn ich dich trage." Ich nickte und schmiegte meinen zitternden Körper an ihn. Denn ich fror so sehr.

Yoongis Wohnung war deutlich besser beheizt, als Meine. Vielleicht lag es daran, dass ich nie Geld hatte meine Heizung zu reparieren.

"Oh Jimin Du bist so leicht", murmelte er gegen meinen Hals.

Ich erwiderte nichts. Selbst wenn ich gewollt hätte, hätte ich es nicht gekonnt. Denn ich zitterte und schluchzte zu stark.

"Ist es okay, wenn ich dich in mein Schlafzimmer bringe? Da kannst du dich unter die Bettdecke kuscheln und dich etwas aufwärmen, ja?"

Schniefend zog ich die Nase hoch und nickte erneut.

Sanft legte er mich auf seinem Bett ab und breitete die Bettdecke über mir aus. "Ich mache dir eine Wärmflasche warm. Und du versuchst dich etwas zu beruhigen, okay?"

Ich wischte meine Tränen weg und sah schniefend und verheult zu ihm hoch. "D-danke", brachte ich leise hervor und kugelte mich unter der Bettdecke zusammen.

Yoongi schenkte mir ein sanftes Lächeln.

Er verließ den Raum und ich vergrub mein Gesicht in seinem Kissen, um meine Schluchzer zu unterdrücken. Es roch gut und vertraut. Nach Yoongi. Denn Yoongi hatte diesen ganz besonderen Eigengeruch nach Pfefferminze und Männershampoo.

Ein unbekanntes Gefühl der Geborgenheit überkam mich und langsam beruhigte ich mich wieder.

"Geht es wieder?"

Der Ältere betrat den Raum und trug eine Wärmflasche mit sich. Zaghaft nickte ich. Er hob die Bettdecke an und legte mir die Wärmflasche auf meinen Bauch. Bei der wohltuenden Wärme musste ich erleichtert aufseufzen. Doch immer noch war mir kalt. "K-kannst du-" Ich stockte und schüttelte den Kopf. "Ach egal."

"Was kann ich?"

Ich biss mir auf die Unterlippe. "I-ich will dich n-nicht zwingen... Ich weiß, d-dass ich ekelhaft bin."

Yoongi seufzte. "Jimin. Ich finde dich ganz und gar nicht ekelhaft, glaub mir! Was möchtest du?"

Zaghaft blickte ich zu ihm hoch. "K-kuscheln?", kiekste ich und meine Stimme klang vor Verlegenheit viel zu hoch. "M-mir ist immer n-noch kalt...", fügte ich hinzu und schaute weg.

"A-ach war eine blöde Id-"

"Rutsch ein Stück zur Seite", unterbrach der Ältere mich. Mit großen Augen blickte ich ihn an, bevor ich hastig seinem Befehl folgte.

Er hob die Bettdecke an und krabbelte neben mich, bevor er sie über uns Beiden ausbreitete. Dann rückte er näher an mich heran und schlang seine Arme um mich. Sein Zahnpasta-Atem prallte gegen meinen Hals und seine Stimme klang rau. "Hör auf so schlecht von dir zu denken... ich kuschele gerne mit dir."

Meine Wangen erhitzten sich und ich drehte mich in seiner Umarmung, um ihm ins Gesicht zu sehen.

"I-ich kann aber nicht anders, als schlecht von mir zu denken. Ich hasse mich", flüsterte ich. "Ich weiß", sagte Yoongi und verstärkte die Umarmung. "Das weiß ich doch... Ich wünschte nur du könntest sehen, was für ein wundervoller Mensch du bist."

Ich vergrub mein Gesicht in seinem Oberteil und wusste nicht, was ich darauf erwidern sollte. Schließlich sagte ich: "Also findest du mich nicht hässlich?"

"Um Gottes Willen nein! Außerdem bin ich nicht so ein oberflächlicher Mensch, der nach Aussehen urteilt... Aber selbst, wenn ich es wäre, würde ich dich nicht hässlich finden!"

"Ich finde mich hässlich", sagte ich leise. "Ich habe sogar meinen Badezimmerspiegel verhangen, damit ich mich nicht ansehen muss, weißt du? Ich kann meinen eigenen hässlichen Anblick nicht ertragen. Alle außer dir sagen ich sei hässlich." Ich stockte. "Warum sagen sie so etwas Gemeines zu mir? Ich habe ihnen doch nichts getan", hauchte ich.

"Weil sie neidisch sind, Jimin. Du besitzt eine Stärke, von der sie nur träumen können. Und weil sie so neidisch sind, versuchen sie dich zu brechen, damit sie stärker als du sein können."

"Ich bin nicht stark", widersprach ich.

"Eines Tages, Jimin. Eines Tages wirst du sehen, dass du es sehr wohl bist. Dafür werde ich sorgen, das verspreche ich dir", sagte er in die Dunkelheit hinein.

Es war so warm plötzlich und ich fühlte mich unheimlich geborgen. Wie lange hatte ich schon keine Umarmung mehr zu spüren bekommen? Endlich hatte das Zittern wieder aufgehört.

"Ich fühle mich immer so einsam", nuschelte ich. "Danke, dass du da bist."

𝐒𝐄𝐋𝐅 𝐂𝐎𝐍𝐅𝐈𝐃𝐄𝐍𝐂𝐄 【𝐘𝐨𝐨𝐧𝐦𝐢𝐧】 ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt