Zusammengekauert saß ich auf dem Küchenstuhl, die Bettdecke fest um mich gewickelt, die Wärmflasche eng an meinen Bauch gedrückt.
Yoongi stand am Herd und rührte in der Zucchinisuppe herum, die fast fertig zu sein schien.
Alles in mir sträubte sich etwas zu essen. Doch trotzdem blieb ich still sitzen und presste lediglich die Wärmflasche noch enger an mich.
Fest biss ich mir auf die Unterlippe und beobachtete, wie der Ältere zwei Schüsseln aus meinem Küchenschrank holte und sie mit der Suppe füllte.
"M-muss ich wirklich?", gab ich leise von mir, als er eine Schüssel vor mir abstellte und einen Löffel daneben legte. Sanft strich Yoongi mir über den Kopf. "Jimin. Die Suppe wird dich wärmen. Besser noch, als die Wärmflasche, glaub mir. Du brauchst Nahrung. Bitte!"
Mit zitternder Hand griff ich nach dem Löffel, füllte ihn mit etwas Suppe und führte ihn zu meinem Mund.
Die Suppe half wirklich. Ich hörte endlich auf zu frieren. Doch als ich die Schüssel leergegessen hatte, fühlte ich mich überfüllt. Ich würde zunehmen!
Es fiel mir schwer nicht aufzuspringen, ins Bad zu rennen und alles auszukotzen. "Ich hab aufgegessen", ließ ich Yoongi schüchtern wissen und spielte mit meinen Fingern. Er blickte auf und ein Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. "Ich bin stolz auf dich, Jimin!"
Ich nickte matt. Mir war so übel...
"Als was arbeitest du eigentlich?", erkundigte ich mich. Der Ältere nahm sich noch etwas Suppe. "Als Autor in einem Verlag." Bewundernd blickte ich ihn an. "Wow. Das muss ein schöner Job sein." Er nickte. "Manchmal hat man Schreibblockaden, dann ist es hart. Aber alles in Allem ist es ein schöner Job."
Ich stand auf. "Ich gehe kurz zur Toilette, ja?"
Denn ich konnte dem Drang mich zu übergeben nicht mehr widerstehen.
Hastig stolperte ich aus der Küche und schloss mich im Bad ein.
Es war nicht das erste Mal, dass ich das hier tat. Deswegen griff ich ohne zu zögern nach meiner Zahnbürste und steckte sie so tief in meinen Hals, dass mein Würgereiz angefacht wurde.
Wenig später übergab ich mich in die Toilette.
Ein Husten schüttelte mich und ich fühlte mich so ekelhaft, dass ich leise anfing zu weinen. "Jimin? Ist alles in Ordnung?" Yoongi klopfte an der Tür. "Ja", krächzte ich.
Ich spülte ab und wischte hastig meine Tränen weg. "Komme gleich." Ich versuchte meine Stimme so kräftig wie möglich klingen zu lassen.
Es war schwierig die Tränen herunterzuschlucken und zusätzlich fing ich wieder an zu zittern. Das Badezimmer war aber auch von allen Zimmern in meiner Wohnung am Schlechtesten beheizt.
Schnell wusch ich meine Hände und putzte meine Zähne, damit man das Erbrochene nicht mehr riechen konnte. Dann atmete ich ein letztes Mal durch und verließ das Bad. Meine Beine trugen mich zurück in die Küche, wo ich mich gleich wieder in meine Bettdecke einwickelte.
"Bist du sicher, dass alles in Ordnung ist?" Yoongi stand an der Spüle und wusch ab.
"Ja, murmelte ich. Es ist alles okay. Wirklich."
Er glaubte mir nicht, das spürte ich. Umso dankbarer war ich, dass er nicht nachhakte.
"Ich muss gleich wieder gehen. Die Arbeit wartet auf mich... Bis Morgen muss ich noch 2000 Wörter schreiben." Der Ältere drehte sich zu mir um und schenkte mir ein entschuldigendes Lächeln. Ich zuckte mit den Schultern. "Klar. Ich bin froh, dass du mich besuchen gekommen bist. Danke."
Yoongi lachte. "Kein Problem. Ich war gerne hier. Es ist schön mit dir Zeit zu verbringen." Warum sagte er sowas? Das stimmte doch gar nicht! Ich war heute doch einfach nur anstrengend gewesen! Bestimmt hatte er sich nur aus Pflichtbewusstsein um mich gekümmert. Er war ein viel zu guter Mensch. Und ich hing lediglich, wie eine nervige, langweilige Klette an seinem Bein!
"Ich wärme dir deine Wärmflasche noch mal auf, bevor ich gehe, ja? Und halt dich schön warm! Am Besten du trinkst viel Tee. Dann frierst du nicht so!"
Er war so lieb zu mir... Stumm nickte ich und zog die Decke enger um mich.
"Schreib mir, wenn du noch was brauchst... Zu jeder Zeit, okay, Jimin? Ich bin zu jeder Zeit für dich da!"
Was redete er denn da? Zu jeder Zeit für mich da?
Erneut nickte ich bloß. Ich wusste, dass er sein Wort brechen würde. Niemand konnte es sich antun zu jeder Zeit für mich da zu sein. ich war immer noch ich! Jimin! Das Opfer. Der Mensch, vor dem sich Jeder ekelte. Der Mensch, an dem einfach alles falsch war!
Yoongi drückte mir die aufgewärmte Wärmflasche in die Hand und umarmte mich. "Und iss etwas, okay? Ich habe dir ein bisschen Obst in den Kühlschrank getan. Das sind nicht viele Kalorien, ja?"
Ganz bestimmt würde ich nichts davon essen. Ich presste die Wärmflasche gegen meinen Bauch. "Okay."
"Tschüss, Jimin, bis bald..." Ich zog die Beine zu mir hoch auf den Stuhl und unter die Decke. "Tschüss, Yoongi."
Dann war er weg. Die Haustür fiel hinter ihm ins Schloss. Ich fühlte mich elendig. Undankbarer Jimin! Yoongi kümmerte sich um mich, kochte extra für mich und ich kotzte es wieder aus.
Ich stand auf und beschloss ins Schlafzimmer zu gehen. Ich war müde und erschöpft.
Im Flur stolperte ich und landete zum zweiten Mal an diesem Tag auf dem Boden. Ein ersticktes Keuchen entkam mir, als mir die Luft bei dem Aufprall auf dem Boden aus den Lungen gedrückt wurde.
Ich hatte keine Energie mich aufzurappeln und ins Schlafzimmer zu gehen, also rollte ich mich einfach auf dem kalten Fußboden zusammen und zog die Decke um mich. Die Wärmflasche drückte warm gegen meinen Bauch. Yoongi hatte sie extra für mich noch einmal aufgewärmt. Warum? Ich verstand ihn nicht. Warum hatte er sich um mich gekümmert?
Wenn ich ehrlich war, hätte ich mich an der Stelle des Älteren einen Dreck um mich gekümmert. Mein Hass auf mich war viel zu groß, niemals hätte ich auch nur einen Funken Mitleid für mich empfunden.
Der Boden war hart und unbequem, erst recht, weil mein Körper so knochig war und meine Knochen begannen zu schmerzen. Ich wimmerte leise, doch konnte mich nicht dazu durchringen aufzustehen.
Meine Sicht verschwamm. Ich war so erschöpft. So kaputt und müde.
Und irgendwie schaffte ich es auf dem kalten Fußboden einzuschlafen.
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𝐒𝐄𝐋𝐅 𝐂𝐎𝐍𝐅𝐈𝐃𝐄𝐍𝐂𝐄 【𝐘𝐨𝐨𝐧𝐦𝐢𝐧】 ✓
FanfictionYoongis braunen Augen blickten besorgt in Meine. Warum war es ihm nicht einfach egal, was ich sagte? Verzweifelt kämpfte ich gegen die Tränen an, die sich nicht verdrängen lassen wollten. "Irgendwas muss doch an den ganzen Worten stimmen, die man mi...