Kapitel 1

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Harry

"Huhu, jemand da?" riss mich die Stimme meines besten Freundes aus meinen Gedanken. Ron fuchtelte wie wild mit seiner Hand vor meinem Gesicht, als wolle er ein Insekt verjagen.

"Was machst du da?" fragte ich ihn mit gerunzelter Stirn. Ron sah mich an, als wäre ich ein außerirdisches Exemplar und er würde mich das erste Mal sehen. Dann sackten seine Schultern nach unten und er atmete schwer aus, ehe er den Kopf schüttelte.

"Man, Harry ey. Ich rufe dich seit fünf Minuten! Du warst wie weggetreten! Ich wollte schon Hermine holen!" Vorwurfsvoll riss er die Arme in die Höhe und funkelte mich böse an.

Verwirrt strich ihr mir über die Stirn. Konnte ich mich doch nicht entsinnen, wo ich war und ich hatte sicherlich auch nicht gehört, wie mein Name gerufen wurde.

"Huh... tut mir leid. War wohl in Gedanken," entschuldigte ich mich lahm. Ron zog skeptisch eine Augenbraue hoch. "Mmm," überzeugt sah anders aus.

"Was ist denn los?", seufzte ich statt weiter mit ihm zu diskutieren.

"Hermine lässt anfragen, ob du heute Abend zum Essen erscheinst?!"

"Ja, klar! War das jetzt so wichtig?" Ich wusste ich klang alles andere als freundlich, doch ich war gerade nicht im Stande rational zu denken. Ron schnaubte und verdrehte die Augen.

"Ne, Kingsley will uns sprechen." Ich sprang auf und sah meinen Gegenüber entsetzt an. "Fang beim nächsten Mal vielleicht mit der Information an?!" Fassungslos schüttelte ich den Kopf und raffte meine Unterlagen zusammen. Dann umrundete ich meinen Schreibtisch und schritt zur Tür. Als ich hinter mir keine Geräusche vernahm, blickte ich zurück in das von Verwirrung gezeichnete Gesicht meines besten Freundes.

"Ron?", fragte ich vorsichtig. Dies schien ihn aus seiner Starre zu befreien.

"Ja, lass uns gehen." Er wirkte grummelig und ehrlich - ich konnte es ihm nicht verübeln. Doch meine sozialen Fähigkeiten ließen heute wirklich zu wünschen übrig.

Das Meeting zog sich quälend langsam hin und ich hielt es kaum noch in dem Raum aus. Generell war ich in letzter Zeit zu sehr wenig zu motivieren. Ich wollte nur noch hier raus. Raus aus allem. Aus dem Trott. Dem Alltag. Dem Ministerium. Auror schien damals die richtige Wahl gewesen zu sein. Doch nicht nur seit ein paar Wochen zweifelte ich diese Entscheidung an.

Hinzu kam, dass ich mich innerlich rastlos fühle. Und das bereits seit beinahe zwei Jahren. Nichts hilft wirklich dagegen. Es ist so ein unterschwelliges Nagen an meiner Seele. Als ob ich nach etwas suchen würde. Ich wusste nur nicht was. Nahm man an, als ehemaliger Sucher würde mir sowas leicht fallen, hatte man sich geirrt. Denn ohne Ziel, ohne zu wissen, was ich eigentlich suchte, war es nur schwer - wenn nicht sogar unmöglich - es auch zu finden.

Es ließ mich nur frustriert und verzweifelt zurück. Sinnloses Vögeln half auch nicht, dass ich mich besser fühlte. Daher ließ ich dies auch irgendwann sein. Reisen half genauso wenig. Und wohin auch? Oder besser mit wem? Alleine war es kaum auszuhalten. Aber ich hatte auch niemanden, den ich hätte mitnehmen können. Zumindest keinen, den ich wirklich dabei haben wollte. Und ich fragte sicherlich nicht Ron und/oder Hermine. Sie waren genug mit mir gereist und sie sollten ihre Zeit zusammen genießen. Ich würde mich vermutlich eh nur wie das fünfte Rad am Wagen fühlen.

Ich konnte nicht schnell genug aus dem Raum sein, als Kingsley uns entließ.

"Sag mal, was ist denn heute mit dir los?" Ron hatte mich eingeholt und sah mich mit einem Mix aus Wut und Verwirrung, aber auch Sorge an. Ich hatte direkt ein schlechtes Gewissen. Doch ich konnte es selber ja nicht einmal erklären.

Rastlos - bis ich dich findeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt