SEVERUS
Mein dämliches Herz machte einen unerklärlichen Hüpfer als ich ihn am nächsten Morgen sah. Wieder war ich in sein Büro im Ministerium und wollte ihn erneut davon überzeugen, dass er mitkommen sollte. Zu meiner Überraschung war er schon dort und räumte Zettel auf seinem Schreibtisch hin und her. Ich räusperte mich, als er mich nicht zu bemerken schien. Er zuckte leicht zusammen, schaute dann hoch. Doch mehr als ein Nicken gab er mir nicht zur Begrüßung. Ich runzelte die Stirn. Warum irritierte dieser Kerl mich nur so schrecklich? Niemand anderes ging mir so unter die Haut wie er. Niemand anderes ließ mich so an mich selbst zweifeln und alles hinterfragen.
"Ignorierst du mich?", fragte ich und stellte fest, dass es einen Hauch eingeschnappt klang. Harrys Augenbrauchen schnellten in die Höhe und er sah mich überrascht an.
"Ich bin beschäftigt," kommentierte er das Offensichtliche.
"Ach, wäre mir nicht aufgefallen," ächzte ich und erschrak über mich selbst. Ich musste mich echt besser unter Kontrolle bringen. Der Unterton schien auch Harry nicht entgangen zu sein - leider - und er sah mich verwirrt an. Ja, da warst du nicht der einzige, dachte ich.
"Ich muss hier alles zusammenräumen," erklärte er.
"Aha," konnte mich mal bitte jemand bremsen sein Gesagtes so dämlich zu kommentieren? Das war ja beinahe beängstigend.
Als ich ein belustiges Schnauben von der Seite hörte, drehte ich mich irritiert zu dem Rotschopf um. Ich verengte meine Augen und wollte ihn gerade anblöken. Doch Ron wedelte mit der Hand und schaute zwischen belustigt und genervt.
"Warum bist du nicht so nett und sagst Snape warum du alles zusammen räumst. Ich glaube sonst kommt gleich Dampf aus seinen Ohren!" Ich fand seinen Kommentar mehr als unangebracht, wollte aber auch wissen, was er meinte. Daher wandte ich mich wieder Harry zu. Dieser seufzte und ließ die Papiere in seiner Hand sinken.
"Ich werde McGonagalls Angebot annehmen. Ich habe Kingsley bereits Bescheid gegeben. Nun muss ich nur mein Zeug in Ordnung bringen." Er warf mir einen nicht zu identifizierenden Blick zu, bevor er sich wieder seiner losen Blattsammlung zuwand. Ich bemühte mich mir nicht anmerken zu lassen, dass es mich seltsamerweise sehr freute, dass er mit nach Hogwarts kommen würde. Konnte ich mir diese unbegründete Freude auch nicht erklären. War nicht so, dass wir uns damals gut verstanden hatten. Hatte er doch nur für Probleme gesorgt gehabt. Gemeinsam mit besagtem Rotkopf, der uns scheinbar amüsiert zusah. Ich straffte mich und versuchte möglichst gelangweilt und genervt zu wirken - so wie sonst eigentlich auch.
"Gut, dann richte ich dies Minerva aus," informierte ich ihn. Dann machte ich auf dem Absatz kehrt und verschwand aus dem Büro.
Wenig später stand ich in Minervas Büro und verkündete, dass Harry auf dem Weg war. Sie schien sehr erfreut darüber zu sein. Ich war einfach nur irritiert und hoffte ihn nicht allzu oft zu sehen.
Diese Hoffnung wurde bereits wenig später zerstört, als ich feststellen musste, dass Harrys Räumlichkeiten nicht weit von meinen waren. Herrlich. Doch irgendwas in mir sagte, dass es perfekt war. Tja, daran glaubte ich nicht so recht. ODer wollte ich es nur nicht?
Ich versuchte möglichst unbeeindruckt zu gucken, wenn McGonagall am Abend an meiner Tür klopfte und mir sagte, dass Harry nun da war und unweit von mir wohnen würde. Dann hatte sie doch wirklich noch die Nerven Harry zu sagen, dass er sich bei Fragen und Ähnlichem an mich wenden konnte. Das wurde ja immer schöner.
In der Nacht schlief ich unruhig. Konnte die Gedanken nicht ruhen lassen. Immer wieder schweiften sie zu dem Jungen einige Türen von mir. Was war es mit ihm, dass mich so aus der Fassung brachte?
Noch bevor es graute, gab ich den Kampf mit dem Schlaf auf. War ich es doch eh gewohnt nie wirklich schlafen zu können. Was ich dafür tun würde, endlich einmal durchschlafen zu können. Nicht von Albträumen gequält zu werden. Meine Gedanken einfach ausstellen zu können.
Ich ließ mir Zeit beim Duschen, verlor mich in Gedanken. Den Großteil davon möchte ich lieber wieder vergessen. Doch sie ließen mich nicht los. Um mich abzulenken, nahm ich mir ein Buch und las. Zum Glück war dies immer ein sicherer Weg mich zu verlieren und alles um mich herum zu vergessen.
Als es Zeit für das Frühstück war, war ich sofort unterwegs. Verkündete mir mein Magen doch bereits eine Weile, dass er etwas vertragen konnte.
Mit Schrecken stellte ich fest, dass Harry genau den Platz neben mir bekommen hatte. Ich atmete einmal tief durch und begab mich dann zu meinem Sitz. Ich versuchte ihn zu ignorieren, doch aus dem Augenwinkel beobachtete ich ihn die ganze Zeit. Er schaute fröhlich zu Hagrid und hatte ein breites Grinsen im Gesicht. Na, er schien ja prächtig geschlafen zu haben. Und eine Wiedervereinigung von Harry und Hagrid konnte auch nichts gutes heißen. Mir schauderte es bereits.
Alle waren mitten dabei zu essen, als sich Minerva erhob und nach vorne schritt.
"Liebe Schüler, ich habe gute Neuigkeiten. Wir haben einen neuen Professor für Verteidigung gegen die dunklen Künste. Dieser wird uns hoffentlich auch eine Weile erhalten bleiben," Minerva lächelte in die Runde. Dann warf sie Harry einen Blick zu. Dieser erhob sich.
"Lasst uns Harry Potter als euren neuen Professor willkommen heißen." Harry erhob die Hand, sagte aber nichts. Er schien beinahe nervös zu sein. Irgendwie hatte dies etwas charmantes... war sogar niedlich? Wo kam der Gedanke nur wieder her?! Schnell schob ich ihn zur Seite und sah wie die Schüler aufgeregt miteinander tuschelten. Dann brach Applaus aus und einige jubelten sogar. Schien so, als wären viele erfreut über ihren neuen Professor. War nur zu hoffen, dass er auch etwas taugte und es durchhielt. Ansonsten durfte Minerva schneller wieder jemanden suchen, als ihr lieb war.
Besagte setzte sich wieder hin und ließ alle in Ruhe ihr Frühstück zu sich nehmen. Auch Harry hatte sich wieder gesetzt. Aus meinem Augenwinkel sah ich, dass seine Hände leicht zitterten. War er etwa aufgeregt? Das machte ihn irgendwie sympathischer.
Innerlich schnaufte ich und widmete mich wieder meinem Essen. Er war bestimmt schneller weg, als wir alle dachten. Und dennoch hoffte ich, dass er hier bleiben würde. Dass es ihm hier gefallen würde.
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Rastlos - bis ich dich finde
Fanfiction5 Jahre nach der Schlacht: Snape ist ein freier Mann und wieder Professor, doch irgendwas fehlt ihm... Harry ist zwar Auror, doch heimlich unglücklich... in der Liebe funktioniert es auch nicht so recht und er hat das Gefühl auf der Suche zu sein, e...