Kapitel 11

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HARRY

So sehr ich mich freute meine beiden besten Freunde schon sehr bald wieder zu sehen, so sehr hasste ich es, dass ich Severus nicht einfach mitnehmen konnte. Aber so waren wir nicht. Wir waren kein Pärchen. Noch nicht. Das war zumindest meine Hoffnung. Doch zu gerne würde ich ihn einfach mitnehmen. Ertrug irgendwie den Gedanken nicht, dass er hier alleine sitzen würden. Auch wenn es nur drei Tage waren. Es waren drei Abende, an denen ich nicht bei ihm sein konnte. Und wie erbärmlich war das denn bitte.

Noch niemand vor ihm hatte mich so aus der Fassung gebracht. Bei allen anderen war mir so etwas egal. Nicht einmal mit Ginny hätte ich es ausgehalten jeden Abend - wirklich jeden - etwas zu machen, und war es nur beisammen sitzen und lesen. Es war beinahe meine Lieblingsbeschäftigung, da ich so Sev beobachten konnte. Außerdem hatte ich das Gefühl, dass es seine auch war. Auch wenn er mich sicher nicht beobachtete. Und wenn er mir vorlies... Gänsehaut. Keine Ahnung warum, aber ich lauschte ihm nur zu gerne. Fragt mich was besseres, als was mich geritten hatte an dem Abend, an dem er mir zum ersten Mal vorlas, seine Füße zu nehmen und zu massieren. Doch ich bereute es keine Sekunde. Er entspannte sich so wunderbar und zeigte mir erneut eine ganz andere Seite von ihm. Eine, die hoffentlich nur ich kannte.

Stundenlang konnte ich ihn beobachten, in seiner Nähe sein, sein Duft einatmen. Das Verlangen ihm noch näher zu sein, zu ihm zu krabbeln und mich anzukuscheln. Meine Lippen auf seine zu drücken und seinen Körper zu erkunden, wurden immer stärker und immer schwerer zu unterdrücken.

Ein weiterer Grund warum ich mich auf Hermine und Ron freute. Ich brauchte ihren Rat. Das Ganze machte mich verrückt. Ich wusste nicht mehr weiter. Dennoch hatte ich ein mulmiges Gefühl dabei ihnen von allem zu erzählen. Würden sie mich für verrückt halten? Was würden sie sagen, wenn ich ihnen erzählte, dass diese Unruhe, die Rastlosigkeit, das Gefühl auf der Suche zu sein, abgeebbt war, seit ich so viel mit Severus zu tun hatte. Seit ich immer und immer wieder in seiner Nähe war. Noch war es nicht vollständig war, aber ich hatte es im Bauch, dass ich auf der richtigen Fährte war. Das er derjenige war. Warum auch immer. Diese Frage konnte ich auf Teufel komm raus nicht beantworten. Doch umso mehr Zeit verging umso weniger interessierte es mich. Ich hatte mich damit abgefunden. Und dann sollten es meine Freunde auch. Ich hoffte nur, sie würden sich freuen und nicht zu negativ reagieren.

"Was machst du dich morgen los?", fragte Sev am Abend, als wir gerade einige Abendsnacks vertilgten und eine Runde Karten spielten. Ich sah auf und seufzte leicht. Sobald alle Schüler, die nach Hause fahren gehen, bereit sind, begleite ich diese. Hermine und Ron warten in London auf mich am Bahnhof."

"Also fährst du Zug?"

"Jap," antwortete ich knapp. Ich biss mir auf die Zunge, um nichts weiteres zu sagen. So etwas wie, "Komm doch mit!" oder "Ich würde lieber bei dir bleiben!" oder auch "Ich kann es nicht erwarten, wieder hier zu sein" oder noch schlimmer "Holst du mich dann ab?". Erbärmlich, ich sag es ja.

Severus brummte nur und zog dann die Stirn kraus während er seine Karten studierte. Mh, sonst hatte er ein deutlich besseres Pokerface. Naja. Gut.

Ich jubelte etwas laut, als ich endlich mal gewann. Gegen Sev war das gar nicht so einfach. Und dennoch genoss ich jede Minute, auch wenn ich ständig verlor. Ich musste etwas masochistisches an mir haben. Anders konnte ich mir das nicht mehr erklären. Gegen Ron würde ich nie so oft freiwillig verlieren und dann auch noch Spaß dabei haben. Ne, sicher nicht.

Mit einem reuvollen Blick auf die Uhr erkannte ich, dass es bereits nach Mitternacht war und ich dringend Schlaf benötigte. Nur widerwillig erhob ich mich.

"Ok, ich muss dann jetzt noch etwas schlafen. Wir sehen uns sicher morgen bevor ich fahre noch einmal," ich lächelte ihn an. Mit aller Kraft entriss ich mich seines Anblicks. Nach einem gemurmelten "Gute Nacht" verließ ich das Zimmer, als würden meine Hosen brennen. Doch ich war so kurz davor irgendetwas Dummes zu machen. So wie zum Beispiel ihm um den Hals zu fallen. Oder anzuflehen mich nachts neben ihm liegen zu lassen. Ja, das sollte ich sicher sein lassen.

Rastlos - bis ich dich findeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt