Kapitel 3

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HARRY

Ich rümpfte die Nase, als ich gerade über den neuesten Bericht hing. Ich war es leid immer wieder dieselbe Leier zu Papier zu bringen. Alles Geschehene Revue passieren zu lassen. Doch wenn ich ehrlich war, mochte ich es noch weniger dort raus zu gehen und großer tougher badass Auror zu spielen. Was mich damals geritten hatte den Auroren beizutreten war mir mittlerweile schleierhaft. Vielleicht war es die Angst für nichts anderes gut genug zu sein. Ich war sicher nicht wie Hermine mit all ihren Ambitionen und Möglichkeiten. Sie hatte Pläne und genaue Vorstellungen. Sie wollte die Welt zu einem besseren Ort machen, und wenn jemand dies konnte, dann war sie es. Ich unterstützte sie mit allem und war mir sicher, dass sie eines Tages Kingsley ablösen würde. Doch dies war nicht meine Welt. Ich war auch nicht wie Ginny mit ihrer Passion für Quidditch. Und auch nicht Ron, der in seiner Rolle als Auror neues Selbstvertrauen gefasst hatte und mehr denn je aufgeblüht war. Ich war glücklich für meine Freunde, und dass sie wussten, was sie im Leben wollten. Doch ich war es nicht. Allerdings war auch dies etwas, was ich bisher niemanden anvertraut hatte. Dachte ich doch, dass es lächerlich war. Dass es pathetisch war, wenn ich rumheulte, dass ich kein Auror sein wollte, wenn es andere gab, die dafür sterben würden. Es war halt nur so, dass ich damals so reingerutscht und aus Mangel eines besseren Planes dabei geblieben war. Zu dumm, dass ich nicht wusste, was ich stattdessen wollte. Ich wusste nur, was ich nicht wollte.

Ich seufzte innerlich und verdrehte über mich selbst die Augen. Ich, der Junge der überlebt hatte, der Goldjunge, derjenige, der Voldemort ein für allemal vernichtet hatte. Doch all die Titel waren nur das, Titel. Sie bedeuteten mir nichts. Sie waren nur eine Last und eine Bürde. Ich hatte das Gefühl etwas beweisen zu müssen und war dem längst müde geworden. Ich wollte nur meine Ruhe. Etwas machen, was mich begeisterte. Dass ich mit solch einer Leidenschaft verfolgen konnte, wie meine besten Freunde es taten. Die Frage blieb dennoch, was war es? Was würde mich glücklich machen.

Ich lachte humorlos auf. Wenn ich das nur wüsste, wäre ich ein Schritt weiter. Stattdessen hatte ich eher das Gefühl jeden Tag fünf Schritte zurück zu gehen.

Als ich aufsah, bemerkte ich das Ron mich besorgt beobachtete.

"Alles gut, Harry?" Zwischen seinen Augenbrauen hatte sich eine Sorgenfalte gebildet und er sah aus, als wäre er kurz davor die Kavalerie - sprich seine Frau und seine Schwester - zu holen, damit die ihm helfen konnten, sich um mich zu kümmern. Na super, sah ich etwa krank aus? Oder vielleicht einfach nur als hätte ich den Verstand verloren. Wenn er mich schon eine Weile beobachtet hatte, war dies nicht ausgeschlossen. Aber vielleicht hatte ich auch wirklich den Verstand verloren. Die ganze Sache mit dem Gefährten, die Rastlosigkeit und das Gefühl einfach Falsch hier zu sein, trieb mich auch in den letzten Wochen nur noch in den Wahnsinn.

Also konnte ich ihm seine Sorge nicht übel nehmen.

"Ja, alles bestens. Wieso?" versuchte ich es möglichst gelassen zu sagen. Und nicht so wie ich mich eigentlich fühlte: komplett aufgewühlt und durcheinander. Ron zog eine seiner rotbraunen Augenbrauen hoch und sah mich skeptisch an.

"Wie lange sind wir befreundet?" Ich blinzelte ihn an. Was wollte er mir damit sagen?

"11 Jahre?" Ich zog die Nase kraus. Ron nickte und ließ mich nicht aus den Augen.

"Also nochmal, alles gut?" Während ich mit einem langen Atemzug die Luft aus meiner Nase stieß, sackte ich in meinem Stuhl zusammen.

"Ich weiß nicht Ron. Seit Wochen schon habe ich das Gefühl..." weiter kam ich nicht. Eigentlich war ich mir auch unsicher, ob ich wirklich wollte, dass er genau wusste, was in mir vorging, wenn ich selber noch nicht einmal richtig verstand.

Rastlos - bis ich dich findeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt