Kapitel 8

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SEVERUS

Unfreiwillig folgten meine Augen jede seiner Bewegungen, wenn er in meiner Nähe war. Leider konnte ich auch immer ganz genau sagen, wenn er da war. Meine Nackenhaare stellten sich jedes Mal auf - und nicht auf eine unangenehme Art und Weise, was mich weiter irritiert.

Ich wusste auch, dass er mich ebenfalls beobachtete, wobei er versuchte möglichst unauffällig zu sein. Es war irgendwie süß - und ich verfluchte meine Gedanken erneut. Ich verstand nicht, was mit mir los war. Ja, ich hatte eine unergründliche, aber kleine - wirklich minimale - Obsession mit ihm über die letzten Jahre entwickelt und hatte immer wieder Artikel über ihn gesammelt - leider lagen die Beweise klar und deutlich in einer meiner Schubladen. Das erklärte dennoch nicht warum diese immer schlimmer wurde, umso länger er sich in meiner Nähe befand. Es kostete mich höchste Konzentration möglichst kühl und gelangweilt rüber zu kommen. Innerlich war ich alles andere. Ich war warm und aufgewühlt, verwirrt und wütend. Ja, wütend. Was sollte das alles. Warum er? Warum jetzt? Ich war zu alt, zu fehlerhaft und wollte es doch auch gar nicht. So erregend der Gedanke sein mochte, ihn neben mir liegen zu haben, ihn mein nennen zu können. Generell jemanden zu haben, der mich liebte, so wie ich war, und mich mit all meinen Fehlern akzeptierte, war ein Traum. Aber einer der sicher nicht wahr werden würde. Davon war ich jedenfalls immer ausgegangen. Wieso sollte man mir jemanden zugestehen, nach allem was passiert war?

Sicher nicht. Ich hatte zu viele enttäuscht, im Stich gelassen. Auch wenn ich vielleicht als freier Mann galt, und statt in Askaban in Hogwarts sein durfte, so hieß dies noch lange nicht, dass alles vergessen und vergeben war. Dass sich alle und ich geändert hatten.

Und allein wegen Lily musste ich das vergessen. Es war nicht so, dass ich noch die gleichen Gefühle für sie hatte wie damals. Nein. Ich liebte sie zwar nach wie vor noch. Aber auf eine andere Art und Weise. Sie war meine erste große Liebe und auch diese musste man irgendwann gehen lassen. Nein, ich liebte sie wie die Freundin, die sie mir war. Nie hatte sie vorschnell über mich geurteilt. Sie hatte sich nicht abgewandt nur weil ich in Slytherin war und sie in Gryffindor. Sie war nach wie vor an meiner Seite geblieben. Und auch wenn es mir damals gar nicht gepasst hatte, dass sie sich in diesen Angeber names James verliebt hatte, so wollte ich dennoch immer nur ihr bestes. Ich wollte sie glücklich sehen. Denn das wünschte man Menschen, die man liebte. Dass sie glücklich waren, egal ob mit einem oder jemand anderem. Ich war froh, dass sie jemanden gefunden hatte, der sie auf Händen trug. Doch ich hatte sie enttäuscht. Und alleine deswegen konnte ich nichts in diese Obsession hineininterpretieren. Nichts dagegen unternehmen. Ich wollte sicher nicht, dass sie mich aus dem Grabe hinaus noch hasste. Nein. Lieber ignorierte ich die Anziehungskraft, die dieser Junge in mir auslöste. Dieses Verlangen. Das Kribbeln auf meiner Haut, wenn sein Blick auf mir landete. Irrelevant wie sehr er mich kennenlernen wollte - so richtig. Wie sehr er versuchte sich in mein Blickfeld zu drängen. Von Interesse für mich zu sein. Auch wenn ich alles nur allzu gut mitbekam. Seine Augen sich in mein Hirn eingebrannt hatten - so sehr Lilys und doch ganz anders. Es war egal, dass mein Herz einen Hüpfer machte, wenn er mich berührte - ausversehen verstand sich. Das Flattern in meinem Bauch, wenn er sich neben mich setzte. Aber warum musste er den Platz genau neben mir haben? Warum musste er nur wenige Meter von mir entfernt schlafen?

Jedes Mal malte ich mir aus, wie er wohl schlief. Im Pyjama? Nackt? In Boxershorts? Meine Gedanken wurden immer verrückter. Immer gefährlicher.

Als ich eines Morgens in der Dusche stand, nackt, erregt und versuchte mich zu entspannen, stellte ich mir vor, wie es wäre, wenn er nun zu mir in die Dusche kommen würde. Sein kleinerer, aber muskulöserer Körper sich an meinen schmiegte. Seine Hände meinen erkundeten. Seine Lippen meine berührten, meinen Mund mit seiner Zunge erforschte. Ich kam schneller als ein stark pubertierender Teenager. Wie ein Blitz schoss es durch meinen Körper und ich verfluchte mich. Ich war so überrumpelt von den wenigen Minuten, dass ich mir selber eine Ohrfeige gab. Ich fühlte mich schuldig so an ihn gedacht zu haben. Ihn quasi benutzt zu haben. Doch es hatte mich stärker kommen lassen, als alles, was ich bisher kannte.

Rastlos - bis ich dich findeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt