HARRY
Ich versuchte mir meine Nervosität nicht anmerken zu lassen. Dabei waren meine Handflächen feucht und mein Herz raste, als wäre ich gerade einen Marathon gerannt.
Langsam schritt ich die Gänge von der großen Halle zu dem Raum, in dem ich ab sofort unterrichten werde. Ich wusste noch nicht so wirklich, was auf mich zukam. Gleichzeitig hatte ich eine schreckliche Angst zu versagen. Auch wenn diese vermutlich unbegründet war. Allerdings hatte ich endlich das Gefühl einen Schritt in die richtige Richtung gemacht zu haben und war nun besorgt, dass es doch falsch war. Ich wollte so sehr, dass es funktionierte. Dass ich endlich einen Ort hatte, an dem ich wirklich hingehörte. An dem ich mich zuHause und wohl fühlte. Es war nicht so, dass die Arbeit als Auror nur schlecht war. Ich hatte viel Gutes damit bewirken können. Und natürlich mochte ich die Zusammenarbeit mit meinen besten Freund. Aber etwas fühlte sich immer falsch an. Etwas fehlte immer. Viele sprechen davon, dass ihre Arbeit etwas war, dass sie gerne machten, dass sie erfüllten. Ich war da nur irgendwie reingerutscht. Es hatte sich einfach ergeben nach allem, was damals war.
Hier würde ich nun nicht länger dunklen Zauberern oder anderen aus der Art schlagenden hinterher jagen, aber dennoch etwas bewirken. Zumindest sah ich dies so. Jungen Zauberern bei zu bringen sich richtig zu verteidigen war in meinen Augen wichtig und leider auch immer noch notwendig - und würde immer so sein, sofern nicht ein Tag kommt, an dem es nur noch gute Menschen gab. Hah, wenn ich nicht lache. Wunschtraum. Mehr nicht.
Ich versuchte meine Emotionen in den Griff zu bekommen und mir nichts anmerken zu lassen - so wie es Snape auch immer machte. Nahm ich mir einfach ein Beispiel an ihn. Bei dem Gedanke lief mit allerdings ein Schauer über den Rücken, ob angenehm oder nicht war ich mir allerdings unsicher. Er hatte mich wieder kaum beachtet beim Frühstück. Warum es mich störte? Ich wusste es nicht. Dafür war ich aber mehr als erfreut gewesen Hagrid zu sehen. Die Freude schien auf Gegenseitigkeit zu beruhen. Auch sonst war es ein sehr nettes Willkommen. Auch wenn es etwas komisch war nun auf der anderen Seite zu stehen. Und es würde sicher etwas dauern, bevor ich statt McGonagall Minerva sagte, oder statt Professor Flitwick einfach Filius.
Ich war gespannt, was mich erwartete. Hoffte aber auch sehr, dass ich nicht allzu viele Fragen bekam. Mein Name war leider weithin bekannt. Und es waren auch gerade einmal fünf Jahre vergangen seit der Schlacht. Also eigentlich kaum etwas. Ich wollte keine Fragen beantworten, wie es war ihn zu töten. Wie es war damals ihm gegenüber zu stehen. Vorher Horcrux für Horcrux gejagt zu haben. Es hatte zu vieles gekostet. Zu viele wichtige Menschen hatten ihr Leben gelassen. Und ich fühlte mich schuldig. Dabei war er der Schuldige. Und er hätte mehr Blut fließen lassen, nur um zu bekommen, was er wollte. Es war mir unerklärlich, warum so viele ständig nach der großen Macht eifern. Der Weltherrschaft. Sie machte einem am Ende nur krank. Verdarb einen. Ließ einen innerlich sterben. Und irgendwann kann man nicht mehr zwischen richtig und falsch unterscheiden, sofern man es je konnte. Nein, es ergab für mich keinen Sinn. Und ich nahm es jedem übel, der dies als erstrebenswert ansah.
Und auch wenn so viele mich als Helden sehen, so war es doch nicht die Wahrheit. Ich war vielleicht das Gesicht in dem Kampf gewesen - zumindest nachdem Dumbledore gefallen war. Aber ich war sicher kein Held. So oft wollte ich aufgeben. So oft war die Hoffnung kurz davor zu verschwinden. Ich hasste alles und jeden an einem bestimmten Punkt. Und niemand sollte weiter in Gefahr geraten. Und doch schaffte ich es nicht alleine. Wäre längst gescheitert. Verzweifelt, vielleicht sogar gestorben. Nie kann ich den Verlust meiner Freunde wieder gut machen. Und niemals genug danken. Sie waren alles für mich. Und mich von so vielen verabschieden zu müssen hinterließ ein Loch. Eines das schmerzte und immer da sein würde. Es würde mit der Zeit kleiner und erträglicher, doch immer da. Würde mich immer erinnern. Und immer dafür sorgen, dass ich hoffte, es hätte mit weniger Verlusten geregelt werden können. Ron und Hermine wollten längst nichts mehr davon hören. Meinten sie, sie taten es gerne und würde mir immer wieder zur Seite stehen. Ich war mir nicht sicher, ob sie eigentlich wussten, wie viel die beiden mir bedeuten. Dass sie einander hatten und glücklich waren, war alles für mich.
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Rastlos - bis ich dich finde
Fanfiction5 Jahre nach der Schlacht: Snape ist ein freier Mann und wieder Professor, doch irgendwas fehlt ihm... Harry ist zwar Auror, doch heimlich unglücklich... in der Liebe funktioniert es auch nicht so recht und er hat das Gefühl auf der Suche zu sein, e...