Kapitel 14

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SEVERUS

Harrys Lippen auf meinen war so beinahe das einzige an das ich denken konnte. Es war ein flüchtiger Kuss gewesen. Ein Gute-Nacht-Kuss so zu sagen. Nichts besonderes vermutlich. Und doch bedeutete es mir so viel. Ich wusste nicht genau was das zwischen uns war und ob ich es weiter laufen lassen sollte. Ob sich daraus wirklich etwas Ernstes entwickeln sollte. Doch ich konnte ihm nicht widerstehen. Seine funkelnden Augen wenn er mich ansah. So aufmerksam wenn ich ihm vorlas. Beinahe verträumt wenn wir einfach nur beieinander saßen. Konstant waren seine Augen auf mir und mir gefiel es.

Die Nacht hatte ich davon geträumt, dass er neben mir lag. Nackt. In meinen Armen. Seine Haut auf meiner. Ich erwachte mit solch einem Verlangen und einer Sehnsucht, die ich nicht beschreiben konnte. Ich gab meinem Körper was er verlangte, meine Gedanken stets nur bei einem.

Der kommende Abend war etwas seltsam. Schüchtern trat er später ein, sah mich kaum an. Auch ich fühlte mich etwas unbehaglich. Aber nicht auf eine schlechte Art und Weise. Ich wusste nur einfach nicht, was ich machen, mich verhalten sollte.

Einerseits wollte ich ihn einfach an mich ziehen, nie wieder loslassen. Und diese Lippen ausgiebig spüren, schmecken, probieren. SIe sollten rot und geschwollen sein. Sein Blick einen verträumten Ausdruck annehmen während er mich ansah. Sein Körper an meinen gepresst, sodass ich ihn fühlen konnte, berühren konnte.

Es dauerte eine Weile bis wir beide endlich entspannten, doch als wir endlich so weit waren, waren meine Füße in seinem Schoß, ein Kissen in meinem und ich las ihm wieder vor. Ich wusste nicht warum, aber ich liebte diese Momente. So intim. Wir waren uns auf eine Art und Weise nah, die ich vorher nicht kannte. Es war besonders und ich wollte solche Abende für den Rest meines Lebens.

Eine Weile später entschieden wir uns, noch etwas zu schauen, etwas wo wir nicht nachdachten musste und einfach etwas entspannen konnten. Ich setzte mich dafür aufrecht hin, die Beine auf dem Hocker vor mir. Mein Blick auf dem Bildschirm gerichtet, doch meine Gedanken waren ganz woanders. Morgen war Silvester und ich wollte den Abend definitiv mit Harry verbringen. Die Vorstellung vielleicht auch neben ihm einzuschlafen, ließ meinen Puls in die Höhe schnellen. Ich schluckte, wusste, dass ich das nur zu gerne wollte. Und damit meinte ich sogar wirklich nur schlafen. Natürlich fand ich ihn sexuell anziehend. Für eine Weile bereits. Wollte ihn nackt sehen, sich winden unter mir. Die Wangen rot, die Lippen geschwollen, ein lustvoller Ausdruck auf dem Gesicht, meinen Namen stöhnend. Aber auch die Vorstellung ihn lediglich in meinen Armen zu halten, mit seinem Duft in meiner Nase einzuschlafen, füllte mich mit Wärme. Der Gedanke ließ mich verträumt seufzen.

Aus dem Augenwinkel sah ich Bewegung und plötzlich lag Harrys Kopf auf meinem Oberschenkel. Sein Blick auf dem Bildschirm. Ein plötzlicher Kloß saß in meinem Hals, der Puls beschleunigte sich erneut.

Oh verdammt, was machte ich denn jetzt nur? Ihn so nah zu haben gefiel mir. Doch gleichzeitig war ich etwas überfordert. Hatte ich doch immer noch etwas Angst ihn zu berühren. War nervös ihn so zu spüren. Allerdings kribbelten meine Fingerspitzen auch mit dem Verlangen ihn zu berühren, zu streicheln, nie wieder gehen zu lassen.

"Ist das ok?" flüsterte Harry. Ich hörte die Unsicherheit, mein Herz machte "Peng!" Ich war doch ein Arsch. Nun gab ich ihm auch noch das Gefühl einen Fehler gemacht zu haben.

"Ja," hauchte ich daher schnell. Die Situation schien nicht angebracht lauter zu reden. Nach wenigen Augenblicken entspannten wir uns beide. Er sank tiefer. Und ich gestand es mir zu ihn anzufassen. Meine Hand schob ich vorsichtig in seine Haare. Massierte dort den Kopf. Ein kleines Stöhnen entwich Harry. Es kostete mich sämtliche Selbstbeherrschung nicht direkt hart zu werden. Aber dieses Geräusch musste verboten werden. Was er mit mir anstellte.

Als die Credits rollten erhob Harry sich und saß neben mir. Keiner sagte ein Wort. Dabei wollte ich ihn nur zu gerne zu mir ranziehen. Harry räusperte sich.

"Ok, ich werden dann jetzt mal gehen. Wir sehen uns morgen?" Noch während er sprach erhob er sich und lief zur Tür. Ich folgte, noch nicht gewillt die Nähe aufzugeben. Auch wenn ich wusste, dass es spät war und sofern ich ihn nicht in mein Bett einlud er nun in seines gehen musste, um Schlaf zu bekommen.

Er schaute auf seine Schuhe, wir standen bei der Tür, doch niemand rührte sich. Und während ich ihn so ansah beschloss ich meinem Verlangen erneut nachzugeben - zumindest ein Stück. Schließlich wollte er es auch, oder? Ich trat einen Schritt vor, meine Hand in seinem Nacken. Sanft zog ich ihn zu mir ran. Seine Augen groß. Ich gab ihn einen Moment um zurücktreten zu können, doch er sah mich nur an. Sein Mund leicht geöffnet. Dann presste ich meinen darauf. Die Augen geschlossen genoss ich das Gefühl seiner erstaunlich weichen Lippen auf meinen. Ich zog ihn enger heran. Spürte Hände an meiner Hüfte, er krallte sich in meine Seiten, doch mir war es egal. Ich wollte mehr. Nur seine perfekten Lippen auf mir reichte nicht. Ich leckte vorsichtig mit meiner Zunge über seine Unterlippe. Mein Körper kribbelte und explodierte, als sein Mund mir Eintritt gewährte, unsere Zungen sich umschlangen. Langsam und zärtlich erkundete ich seinen Mund. So wild mein Verlangen nach ihm sein mochte, ich wollte jeden Moment auskosten. Daher küsste ich ihn nicht stürmisch und hektisch, sondern langsam und zärtlich. Wollte, dass die etwas besonderes war. Etwas, das wir Tagelang in Erinnerung hatten.

Ich wusste jetzt bereits, dass seine Küsse schlimmer als jede Droge, jeder Trank waren. Wollte ihn schmecken so oft es ging, so lange wir es aushielten. Sein Körper passte so perfekt an meinen. Als wäre er direkt für mich gemacht. Ich stöhnte bei dem Gedanken auf. Von ihm ertönte ein kleines Jammern.

Als mir die Luft zum Atmen drohte auszugehen, ließ ich von ihm ab. Er wimmerte, Augen noch geschlossen. Die Lippen rot, geschwollen und nass. Ich liebte diesen Anblick. Sanft drückte ich noch einen schnellen Kuss darauf, dann trat ich zurück, ließ ihn mit Bedauern los.

Harry blinzelte, seine Lider auf Halbmast. Verdammt, ich musste dringend ins Bett. Ich räusperte mich unbeholfen. Einerseits brauchte ich Distanz, musste meine Gedanken sortieren - auch wenn es der beste Kuss war und ich nie wieder jemand anderen küssen wollte - und anderseits war ich so kurz davor auf alles zu scheißen ihn zu nehmen, auf mein Bett zu schmeißen und ganz genau zu zeigen, was er mit mir anstellte. Jeden Tag. Mit jedem Laut. Jeder Berührung. Und dieser Kuss. Ich leckte mir die Lippen. Schmeckte ihn. Sie krabbelten und ich würde wohl noch eine Weile ihn darauf spüren.

Harry sah mich so verdammt erwartungsvoll, aber auch verträumt aus. Ich konnte es verstehen. Aus Mangel einer besseren Reaktion war alles was ich noch sagte: "Morgen!" Sein ganzes Gesicht hellte sich auf, ein breites Lächeln zierte es zusätzlich.

"Kann es kaum erwarten," hauchte er und schwebte förmlich hinaus. Mein Blick fiel auf seine Kehrseite. Alles klar, ich musste ins Bett.

Bei dem Gedanken an Morgen raste mein Herz weiter. Ja, ich wollte diese Lippen wieder küssen. So oft es ging. Und ich hatte das Gefühl das der morgige Tag perfekt dafür war.

Rastlos - bis ich dich findeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt