Kapitel 18

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Harry

Für den Moment, in dem mein Herz brach und ich dachte ich bekäme keine Luft mehr, wollte ich einfach verschwinden. Es war wie ein Schlag ins Gesicht gewesen. Severus so zu hören? Ich hatte mich gefragt, ob man all die Teile wieder finden würde, in die mein Herz zerschmettert war. Aber neben der Trauer war da vor allem Wut. All die Wochen. Er hatte mir nie das Gefühl gegeben, dass ich unwillkommen war, oder dass er mich für einen Jungen hielt. Nein, ich hatte immer das Gefühl gehabt, dass wir auf einer Ebene waren, auf einer Welle schwammen. So ungleich wir auch sein mochten, es passte. Und dann das Kuscheln, die Nähe, die Küsse? Und sagten Augen nicht die Wahrheit? In seinen lag stets so viel. Wärme, Verlangen, Zuneigung, aber nie - wenn er mich ansah - Hass oder Abneigung. So warum sagte er dies?

Zu sagen ich war erleichtert, als er mir folgte, war milde ausgedrückt. Dennoch war ich auch unsicher was es bedeutete. Wollte er vielleicht nur nicht, dass ich gehe, oder meinte er das alles vielleicht gar nicht so? Und auch wenn ich die Worte "Ich hasse dich" nicht meinte, so war meine Wut dennoch zu groß in dem Moment um etwas anderes zu sagen.

Was danach folgte war... überraschend. Aber gut überraschend. Seinen Mund auf mir... es war heißer als all meine Vorstellungen zusammen. Doch mein Herz sprang mir erst beinahe aus der Brust als wir Hand in Hand zurückgegangen sind. Ich war immer noch irritiert über das, was ich mit angehört hatte, aber ich hatte auch Hoffnung.

Zurück in seinem Zimmer erklärte er mir, wie die Unterhaltung wirklich abgelaufen war, und ich im Endeffekt nur einen Teil mitbekommen hatte. Selbstverständlich war ich erleichtert, aber wollte nichts überstürzen und davon ausgehen, dass er meine Gefühle auf dieselbe Art und Weise erwiderte.

Severus schien meine Vorsicht bemerkt zu haben. Denn das nächste, was er machte, war mich zu küssen. Und wie er mich küsste. Ich saß breitbeinig auf seinem Schoß, ich spürte seinen Atem auf meinen Lippen und dann waren diese mit meinen verschlossen. Dieser Kuss war langsam und intensiv und er legte all seine Gefühle hinein. Mir wurde schwindelig, daher klammerte ich mich fester an ihn. Ich beschloss in dem Moment, dass - sofern er mich ließ - ich ihn nie wieder loslassen wollte.

Schwer atmend, mit geschwollenen Lippen und einem Gefühl als wäre ich auf Drogen löste er sich nach einer Ewigkeit von mir. Ich wollte viele weitere davon. Mit meinem Gesicht in seiner Halsbeuge, nach Atem ringend, seine Hände meine Oberschenkel entlang streichelnd, fragte er mich leise, was ich nun machen wollte. Ich war überrascht über diese Frage. Nie, auch nur ein einziges Mal in den Wochen, in denen wir uns näher kam, war dies wirklich eine Frage. Es war, als verstanden wir uns meist ohne Worte, zufrieden mit dem was wir machten. Und auch wenn ich mich oft danach richtete, was er zu mögen schien, so war es dennoch alles, was ich auch genoss. Daher überforderte die Frage mich doch etwas. Ich schloss die Augen, den Kopf immer noch in seiner Halsbeuge. Ich sog seinen Duft ein, einen, den ich für den Rest meines Lebens aufnehmen wollte. Mit ihm zusammen zu sein brachte mir auf eine verrückte Art und Weise Ruhe, Erleichterung und befreite mich. Es war, als wäre ich vorher eingeengt gewesen, eingesperrt. Und ich konnte keinen Ausweg finden. Immer wieder dasselbe und keine Möglichkeit auf Besserung. Vielleicht war ich auch nur zu blind dafür. Dann kam er wieder zurück in mein Leben und krempelte es einmal um. Auch die Stimme in mir war ruhig und zufrieden. Denn hier sollten wir sein, hier gehörten wir hin. Nach Hogwarts, aber vor allem zu ihm. Ich spürte, wie sich ein Lächeln auf meinen Lippen bildete. Es war ein Auf und Ab, aber ihn nun zu halten, zu spüren und so nah zu sein, es war es wert.

"Lass uns fliegen gehen, ich vermisse es," meinte ich schließlich in die Stille. Sev drehte seinen Kopf und drückte mir einen Kuss auf die Stirn.

"Wenn es das ist, was du machen möchtest." Damit kletterte ich von seinem Schoß, auch er erhob sich. Irgendwie war ich aufgeregt wieder zu fliegen, aber vor allem mit Sev zu fliegen.

Rastlos - bis ich dich findeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt