Kapitel 5

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HARRY

Es wäre eine Untertreibung zu sagen, ich war überrascht Snape - Severus - in dem Club gesehen zu haben. Und dann auch noch sein Geständnis nachdem er mich von diesem aufdringlichen Kerl befreit hatte? Puh, man könnte sagen ich war ein wenig aufgewühlt. So neben ihm zu sitzen hatte etwas Merkwürdiges, aber nicht Unangenehmes. Ich hatte nur keine Ahnung wie ich mit allem umgehen sollte. Ich war sowieso schon aufgewühlt. All die vergangenen Wochen ließen mich grübeln. Überlegen, ob ich nicht endlich laut eingestehen sollte, dass ich so nicht weiter leben möchte. Nichts erfüllte mich wirklich und außer meinen Freunden hatte ich niemanden. Ich fühlte mich oft einfach nur allein. Einsam. Verlassen.

Doch meine Freunde hatten ihr Glück verdammt verdient, da wollte ich ihnen nicht im Weg stehen. So viel hatten sie damals riskiert. Auch für mich. Daher wollte ich meine Probleme von ihnen fernhalten. Waren sie doch auch lächerlich im Vergleich zu dem, was war.

Vielleicht musste ich mich auch einfach nur zusammenreißen. Nicht in meinem Selbstmitleid ertränken. Ich hätte wirklich jemanden mit nach Hause nehmen sollen letzte Nacht. Aber nachdem Snape - Severus - aufgetaucht war, hatte ich so gar keine Lust mehr.

Verrückterweise war mein erster Instinkt ihm zu sagen, dass ich die Stelle annehmen würde. Doch ich hatte gekniffen. Plötzlich Angst bekommen. Was ist, wenn ich dafür gar nicht geeignet war? Was, wenn es ein Fehler wäre? Ich würde meine Arbeit als Auror aufgeben und was dann?

Doch umso länger ich darüber nachdachte, umso mehr sagte mir das Angebot zu. Denn egal, ob ich als Professor geeignet war oder nicht, ich wollte schon länger nicht mehr als Auror arbeiten. Ich hatte keine Lust mehr Zauberer zu jagen. Den nächsten Generationen zu zeigen, wie sie sich verteidigen konnten, sprach deutlich mehr zu mir. Ich erinnerte mich an die Zeit in meinem fünften Jahr. Dumbledores Armee... das waren Zeiten. So vollkommen anders. Und doch war es nicht einmal ein Jahrzehnt her. Im Verhältnis also nichts. Kaum Zeit war vergangen. Dennoch hatte ich das Gefühl es liegen mehrere Jahrzehnte zwischen dann und jetzt.

Zu sehen, wie Neville endlich Erfolg hatte und dabei aufgeblüht war, erfüllte mich immer noch mit Stolz. Ginny zu beobachten war eine Freude. Und auch mit allen anderen hatte ich gerne zusammen gearbeitet. Jeden Erfolg gefeiert. Es war irgendwie .... erfüllend, könnte man sagen. Ja, ich denke, das war ein passendes Wort.

Und ich könnte es wieder haben, oder nicht? Wollte ich das? Ja!! schrie eine Stimme in mir. Seltsamerweise bereitete mir der Gedanke auf Hogwarts zurückzukehren - und diesmal um zu unterrichten - sogar Freude. Irgendwas in mir war zufrieden und stimmte vehement zu, wenn ich mir vorstellte Professor zu sein.

Vielleicht war dies auch immer mein Weg. Vielleicht war Auror von Anfang an nicht die richtige Idee. Doch andererseits wollte ich die letzten Jahre auch nicht missen. Ich hatte so viel gelernt. So viel Erfahrung gesammelt. Und würden diese Erfahrungen mir nicht auch helfen, Verteidigung gegen die dunklen Künste besser zu unterrichten? Schließlich musste man wissen, wie man Zauber anwendete - und auch welche.

Hatte ich soeben meinen Entschluss gefasst?

Die Nacht schlief ich unruhig, warf mich immer wieder hin und her. Severus Gesicht ging mir nicht aus dem Kopf. Irgendwann - es graute bereits - fielen mir dann doch die Augen zu. Allerdings musste ich schon wenig später wieder aufstehen. Das Bedürfnis einfach liegen zu bleiben war überwältigend. Jedoch musste ich endlich entscheiden, was ich wählen möchte. Und dafür würde es sicherlich nicht schaden noch einmal auf Arbeit zu gehen. Alles ansehen. Alles abwägen.

Müde betrat ich das Büro und stellte überrascht fest, dass Ron bereits da war. Und nicht nur er. Severus saß auf meinem Stuhl und schaute sich scheinbar gelangweilt um. Na super. Was machte er denn hier? Ich war sicher noch nicht bereit ihn wieder zu sehen. Zu sehr hatte sich sein gestriger Anblick ins Hirn gebrannt. Ich schluckte - hoffentlich unauffällig - und marschierte auf meinen Schreibtisch zu.

Rastlos - bis ich dich findeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt