Kapitel 16

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SEVERUS

Verwirrt blinzelte ich, als ich langsam wach wurde. Es dauerte einen Moment bis ich mich an die Helligkeit gewöhnt hatte - die Sonne schien direkt ins Zimmer. Das ließ mich einen Moment innehalten. Die Sonne? Ich war sonst immer lange vor dem Sonnenaufgang auf den Beinen. Ich sah mich um und überlegte wo ich war. Das war nicht mein Zimmer. Nicht mein Bett. Wo zum Teufel war ich? Da spürte ich etwas warmes, hartes an meinem Körper. Verwundert sah ich runter und mir stockte der Atem. In meinen Armen lag der Junge. Seine schwarzen Haare kitzelten mein Kinn. Einen Arm hatte er um meinen Oberkörper gelegt. Scheinbar zufrieden seufzte er. Ich schluckte. Erinnerte ich mich wieder. Wir hatten es uns gestern bei ihm gemütlich gemacht. Lange geredet. Filme gesehen und geküsst. Und wie wir uns geküsst hatten. Mir wurde heiß nur bei der Erinnerung. Nachdem es Mitternacht schlug hatte er mich gefragt, ob ich nicht da bleiben wollte. Ich schluckte erneut. Mein Mund plötzlich trocken. Seine Nähe war zu gefährlich. Hier mit ihm zu liegen war ein wahrgewordener Traum und doch zu gefährlich. Ich musste hier weg. Und das schnell. Vorsichtig befreite ich mich aus seiner Umarmung. Nur mit Bedauern verließ ich die Wärme seines Bettes. Das Gefühl von ihm. Es würde eine Erinnerung werden. Eine, die ich nie wieder los werden würde und immer bei mir tragen würde. Aber mehr nicht. Nur eine Erinnerung. Zu gefährlich weiter zu denken. Ich war froh, dass nicht mehr passiert war, als einige wilde Küsse. Wobei diese allein schon unvergesslich waren. Vor allem mit ihm. Traurig beobachtete ich ihn während ich mich anzog. Was hatte mich nur dazu geritten so viel Zeit mit ihm zu verbringen? Ihm so nah zu kommen. Ihn so gut kennenzulernen. So leise es ging schlich ich mich hinaus. Aus seinem Schlafzimmer und seinem Sitzbereich. Hinaus auf den kalten Flur. Schnellen Schrittes ging ich zurück zu meinen Räumlichkeiten. Ich schloss die Tür hinter mir und ließ mich dagegen sinken. Es machte sich eine tiefe Traurigkeit in mir breit. Musste ich ihm doch wieder nah sein. Ihn zurück in meine Arme ziehen. Vermisste bereits seinen Geruch und die Wärme. Seinen harten Körper an meinen. Erst als ich eine Träne auf meiner Wange spürte, stellte ich mit Schrecken fest, dass es das erste Mal seit über zwanzig Jahren war, dass ich die ganze Nacht durch schlief. Ohne Albtraum. Ohne wach zu werden. Ich fühlte mich super. Und doch elend. Denn ich hatte den Grund, dass es mir besser ging, soeben alleine gelassen und beschlossen ihm nicht mehr näher zu kommen. Auch wenn alles in mir sich dagegen sträubte.

HARRY

Ich streckte mich wohlig, die Augen noch geschlossen. Es war mit Abstand die beste Nacht seit ... Ewigkeiten. Sev in meinem Bett war ein Schritt in die richtige Richtung. Da, wo ich ihn haben wollte. Und es war, wie ich es mir gedacht hatte. Selbst ohne den sexuellen Aspekt, ihn einfach nur bei mir zu haben, in seinen Armen zu liegen, die ganze Nacht seinen Körper an meinen zu spüren, seinen Atem zu fühlen, seinen Duft einzuatmen, es war einfach alles. Das was ich wollte. Es erfüllte mich auf eine Art und Weise wie ich es mir nie vorstellen konnte. Ich fühlte mich innerlich ruhig und ausgeglichen, zufrieden. Wäre ich eine Katze würde ich schnurren. Nie wieder wollte ich eine Nacht ohne ihn verbringen, es fühlte sich einfach zu gut an.

Langsam öffnete ich die Augen, Vorfreude Sev neben mir zu sehen. Doch als ich meinen Kopf drehte war neben mir niemand. Die Seite war leer und kalt. Ein ungutes Gefühl machte sich in mir breit. Mein Magen drehte sich und der altbekannte Kloß im Hals meldete sich. Nein, bitte nicht. Warum war er nicht hier? Konnte er es denn nicht fühlen? Spüren, wie wir zusammengehörten? Er war meine andere Hälfte. Und doch lag ich hier alleine. Mein Kopf pochte hinter der Schläfe, die Augen brannten. Doch ich ließ es nicht zu. Kniff sie zusammen, versuchte nicht an das Schlimmste zu denken. Vielleicht saß er ja bereits auf der Couch und konnte einfach nur nicht schlafen. Ja, das würde es sein, redete ich mir ein.

Ich schwang mich aus dem Bett und marschierte wie ich war ins andere Zimmer. Mein Herz sank. Es war leer. Und so verdammt kalt. Ohne ihn... es fühlte sich einfach alles falsch an.

Rastlos - bis ich dich findeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt