5: Hand in Hand

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Oder: Warum mein Herz viel zu schnell schlug

„Ich geh' dann mal meine Schreibfeder holen, bis später", sagte ich und stand auf. McGonagall war schon nicht mehr an ihrem Platz und auch Pansy und Millicent schienen gleich fertig zu sein.
„Ich komme mit, bin sowieso fertig", meinte Draco, schnappte sich noch einen grünen Apfel und stand ebenfalls auf. Ich lächelte ihn kurz an und wir verließen gemeinsam die Halle. Als sich die Tür hinter uns schloss und es schlagartig still war, fiel mir mein leicht erhöhter Herzschlag auf. Wie so oft in letzter Zeit, wenn das aus einem mir noch unbekannten Grund passierte, versuchte ich, mich abzulenken und zu beruhigen. Ich konzentrierte mich also darauf, einfach den Korridor entlangzugehen. Niemand sonst war hier. Nur Draco und ich. Allein. Herz, beruhig dich! Was war mit mir los?

Wie von selbst sah ich nach rechts zu ihm hoch, er war ein ganzes Stück größer als ich. Er sah wirklich gut aus, seine hellen Haare, die blasse Haut und seine wunderschönen, sturmgrauen Augen, die mich schon immer irgendwie fasziniert hatten. Ich fand, dass selbst die Schulrobe ihm stand, aber ein Anzug wie der auf dem Weihnachtsball sah nur noch besser an ihm aus. Der Weihnachtsball... Hätte er bloß mich gefragt.

Ich musste zugeben, dass ich mich hin und wieder dabei ertappte, mir den Abend des Weihnachtsballes vorzustellen. Mit ihm. Wie er mit mir tanzte. Wie Pansy mich neidisch ansah. Wie er mit mir nach draußen ging und sich mir langsam näherte bis...
Stopp! Das war sowieso nicht passiert. Er war mit meiner Zwillingsschwester dort gewesen und ich konnte nichts daran ändern. Stattdessen habe ich Pansy neidisch angesehen, als er sie abgeholt hatte und den ganzen Abend allein in meinem Zimmer gesessen, da ich sowieso keinen Partner gehabt hatte... Moment, war ich eifersüchtig auf Pansy?

Langsam dämmerte mir, was passierte. Ich bekam immer wieder Herzklopfen, wurde nervös in seiner Nähe, lächelte, wenn ich ihn ansah, suchte Blick- und Körperkontakt... Waren das nicht klare Zeichen? Konnte das sein? Draco war seit Jahren mein bester Freund und ich wollte unsere Freundschaft auch nicht verlieren, aber könnte es wirklich möglich sein, dass ich...?

Meine Gedanken wurden unterbrochen, als ich bemerkte, wie Dracos linke Hand meine Rechte im Gehen sanft streifte.
Er sah nur geradeaus, als wäre nichts, als würde er meinen Blick und die Berührung unserer
Hände nicht merken, doch dann griff er nach meiner Hand und verknotete unsere Finger. Ich spürte seinen kalten Ring an meiner warmen Haut und bekam sofort eine Gänsehaut, die sich rasend schnell ausbreitete. Mein Herz schlug noch schneller und unwillkürlich stahl sich ein Lächeln auf meine Lippen. Ich sah verstohlen zur Seite auf den Boden. Er hatte es bestimmt gemerkt und außerdem starrte ich ihn schon viel zu lange an.

Meine Gedanken rasten in meinem Kopf, doch ich konnte nicht klar denken. Ich war vollkommen überwältigt. Ich lief Hand in Hand mit Draco Malfoy durch Hogwarts! Okay, ruhig bleiben. Lass dir nichts anmerken. Du bist ruhig, ganz ruhig. Verdammt, nein, bist du nicht!

Ich spürte seinen Blick auf mir, doch weder er noch ich sagte etwas. Wir gingen einfach
schweigend weiter und musterten uns gegenseitig, ohne einen einzigen Blickkontakt. Vielleicht wollte er mit dieser Geste etwas ausdrücken. Vielleicht wollte er mir etwas sagen. Doch er tat es nicht. Und auch wenn ich ihm vielleicht etwas sagen wollte, tat ich es ebenfalls nicht.
Doch es reichte mir. Langsam beruhigte sich auch mein Herzschlag wieder und so genoss ich es einfach. Es war schön, so durch Hogwarts zu laufen. Innerlich dankte ich meiner Schreibfeder, weil sie mich in diese Situation gebracht hatte.

Das erste Wort, seitdem wir die Halle verlassen hatten, fiel, als wir vor der kalten Steinwand standen, hinter der sich unser Gemeinschaftsraum verbarg. „Aschwinderin." Wir sagten es gleichzeitig und ich lächelte in Richtung des Bodens. Keiner von uns zog seine Hand weg.
Wir betraten den Gemeinschaftsraum, er war völlig leer. Bloß das Knistern des Kamins war zu hören. In der Mitte blieb ich unschlüssig stehen. Was jetzt? Sollte ich etwas sagen? Sollte ich stehenbleiben und darauf warten, dass er etwas sagte? Sollte ich einfach seine Hand loslassen und in meinen Schlafsaal gehen? Sollte ich...?

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Wenn ihr Ideen für den Verlauf der Story habt, würde ich mich freuen, davon zu hören. Ich habe sie nämlich noch nicht bis zum Schluss geplant und wenn ihr Wünsche habt, kann ich sie bestimmt einbauen :)

Zwillingsdrama | Draco Malfoy FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt