17: Bücher aus der Bibliothek

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Blaise Zabini
„Nach der Stunde möchte ich Sie alle nochmals in der Bibliothek antreffen, um Ihnen ein weiteres Buch für unseren Unterricht auszuhändigen."
Ein Murren aus allen Häusern war im Raum zu hören, doch Professor Blabberings Miene ließ keine Widerrede zu. Tatsächlich meldete sich aber eine Ravenclaw und erwähnte, dass einige Schüler, darunter auch sie, zu einem weiteren Wahlfach gehen müssten.

„Ich denke, dass Sie sich durchaus dazu in der Lage befinden, sich Ihre Bücher unter diesen Umständen von einem Ihrer Mitschüler besorgen zu lassen, Miss Howard. Ich möchte in der nächsten Stunde keine Ausreden für fehlende Bücher hören, von keinem von Ihnen. Verstanden?"
Wie alle anderen nickte ich. Wenn sie so gelaunt war, sollte man sich mit unbedachten Äußerungen eher zurückhalten oder man bekam eine große Ladung ihrer Missgunst ab. Erleben dürfen hatte das mal ein vorlauter Gryffindor, der in den Folgemonaten von schwierigen Fragen und Bloßstellungen geplagt wurde. Irgendwann hatte wohl Professor McGonagall eingegriffen und seitdem machte er keine großen Bemerkungen mehr in ihrem diesem Unterricht. Geschadet hatte es also nicht.

Als die Stunde vorbei war, packte ich meine Sachen zusammen und ließ meinen Blick dabei durch das Klassenzimmer schweifen. Hailey unterhielt sich mit einer ihrer Freundinnen, Bulstrode ging geradewegs auf sie zu und ließ Parkinson an ihrem Platz sitzen, die ihr verdutzt hinterher blickte und Payton saß völlig in Gedanken versunken einige Reihen entfernt. Da sie keine Anstalten machte, aufzustehen oder gar zu uns zu kommen, ging ich mit Draco und Theodore nach draußen auf den Gang. Auf dem Weg zur Bibliothek unterhielten wir uns etwas, aber mir fiel auf, dass auch Draco ziemlich in seine Gedanken vertieft war. Warum war er so nachdenklich in letzter Zeit?

In der Bibliothek angekommen, versammelten sich alle in der Abteilung für Unterrichtsmaterial und Professor Blabbering teilte die Bücher aus. Runenübersetzung für Fortgeschrittene, las ich auf der Vorderseite, als ich es in der Hand hielt. Draco dagegen schien es nicht einmal zu betrachten, sondern den Raum mit seinen Augen nach etwas abzusuchen.
„Hast du Payton gesehen?", fragte er dann. Es klang wie eine normale Frage, aber ich bemerkte, dass ein besorgter Unterton in seiner Stimme mitschwang.

Ich ließ meinen Blick nochmals durch den Raum schweifen, aber konnte sie nicht entdecken. Stattdessen erblickte ich zwei Gestalten, die etwas abseits des Geschehens standen und sich unterhielten. War das Theodore? Das Mädchen ihm gegenüber konnte ich nicht erkennen, da sie mit dem Rücken zu mir stand. Außerdem stand sie so sehr im Dunkeln, dass ich nicht einmal ihre Haarfarbe ausmachen konnte. Wer war das?

“Blaise?”, hörte ich Draco.
„Nein, sie ist nicht hier", antwortete ich schnell und wandte meinen Blick von den anderen ab. „Vielleicht musste sie ja auch zu einem anderen Fach", vermutete ich.
„Nein, jetzt findet nur Arithmantik statt und das hat sie nicht. Außerdem hätte sie uns Bescheid gesagt."
Merkwürdig. Payton war kein Mensch, der einfach mal fehlte. Im Gegenteil, von uns war sie die Pünktlichste. Dracos Blick scannte ein weiteres Mal den Raum ab, doch Payton tauchte nicht auf.

Nachdem alle ihre Bücher hatten, entließ uns Professor Blabbering in unsere Freistunde. Ich bemerkte, dass Draco sich beim Verlassen der Bibliothek unauffällig umsah, aber sprach ihn nicht nochmals darauf an und so machten wir uns erstmal auf den Weg in den Gemeinschaftsraum. Hinter uns hörte ich eine bekannte Stimme und horchte auf. Parkinson sagte: „Könntest du mir das jetzt erklären? Warum hast du-"
„Sch", unterbrach Bulstrode sie daraufhin leise, aber so, dass ich es noch hören konnte. Was sie danach murmelte, verstand ich aber nicht, da Theodore sich an Draco und mich wandte: „Kann einer von euch Kinsbrook dieses Buch geben?”
Er hielt uns eins der eben ausgeteilten Bücher hin.

„Kinsbrook? Warum?”, fragte Draco nach.
„Ach, sie hat mich vorhin darum gebeten, weil sie Arithmantik hat.”
„Und wieso machst du es dann nicht?”, wollte ich irritiert wissen.
„Mir ist jetzt eingefallen, dass, dass ich McGonagall noch ‘nen Aufsatz abgeben muss. Sie hatte mir doch letzte Woche einen zur Strafe aufgegeben, wisst ihr?”
Es klang zwar nicht wirklich überzeugend und an diesen Strafaufsatz konnte ich mich auch nicht erinnern, aber trotzdem nickte ich und so drückte er mir das Buch in die Hand. „Macht es einfach zusammen. Ich muss, wie gesagt, los”, sagte er noch abschließend, sah kurz nach hinten und verschwand dann.

Nachdem Draco und ich die restliche Freistunde im Gemeinschaftsraum verbracht hatten, wobei wir aber beide gedanklich ziemlich abwesend gewesen waren, befanden wir uns nun auf dem Weg in die Große Halle. Als wir gerade eintreten wollten, merkte ich, wie jemand fast gegen uns gelaufen wäre und sah nach hinten.

„Hey, da bist du ja", begrüßte ich Payton sofort, woraufhin sich auch Draco umdrehte und einen ganz kurzen Moment lang zu lächeln schien, bevor sein Gesicht wieder kalt wirkte. Das änderte sich mit Paytons Aussage, dass wir sie vermisst hätten, allerdings konnte ich den neuen Ausdruck nicht richtig deuten. Zustimmung? Ablehnung?

Wir liefen langsam auf den Slytherin-Tisch zu und sobald wir uns hingesetzt hatten, fragte sie: „Wo wart ihr denn eigentlich?"
Ich wollte gerade zu einer Antwort ansetzen, doch da kam die Gegenfrage von Draco: „Wo warst du?"

Zwillingsdrama | Draco Malfoy FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt