25: Ein Triumph

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Payton Parkinson

Draco starrte mich an, fassungslos und einen Hauch enttäuscht. „Du denkst, ich habe heimlich eine Freundin?", fragte er dann leise. Die Tonlage und seine ganze Reaktion irritierten mich, ich hatte mit etwas völlig anderem gerechnet. Warum schien er so enttäuscht?
Ich fühlte mich irgendwie unwohl. „Ja", murmelte ich mit gesenktem Blick, sah dann wieder hoch und erklärte mit fester Stimme: „Ich kann eins und eins zusammenzählen. Es war eindeutig."
„Payton, ich weiß wirklich nicht, wie du darauf kommst." Er sprach ruhig, langsam. „Aber es ist gut zu wissen, was du von mir hältst." Damit ging er an mir vorbei. Und ich stand nur da und sah ihm regungslos hinterher, bis sein Schatten verschwunden war. Verdammt, war ich blöd.

Pansy Parkinson

Schritte waren zu hören, die sich uns näherten und so zog Millicent mich schnell ein paar Meter weiter in eine Nische. Gerade rechtzeitig, bevor Draco um die Ecke bog und anschließend in den Gemeinschaftsraum zurückkehrte.

„Na, was habe ich dir gesagt?", grinste sie und löste sich von der Wand. Ihr war klar gewesen, dass Payton und Draco sich streiten würden. Natürlich war es das. Ich dagegen hatte an das Gegenteil gedacht und war eher widerwillig mit in den Flur gegangen, um zu lauschen. Das hatte ich mir nicht antun wollen. Aber wie sich eben lautstark herausgestellt hatte, hatte ich falsch gelegen. Millicents Plan war aufgegangen. Payton dachte tatsächlich an eine Affäre mit Kinsbrook.

„Ja, du hast es gewusst", gab ich zu. „Aber wie geht es jetzt weiter?"
„Ach, Pansy, kannst du nicht erstmal diesen Triumph genießen?"
Würde ich ja gerne. Doch leider stand ich diesem Streit mit gemischten Gefühlen gegenüber, denn so sehr ich mich auch darüber freuen sollte, tat es mir irgendwie Leid. Nur ein bisschen. Oder? War es denn überhaupt ein Triumph?

Millicent seufzte theatralisch. „Die nächste Phase beginnt in den Ferien", fing sie dann an. „Wir wissen schließlich, dass Malfoy immer in Hogwarts bleibt. Du", sie deutete mit ihrem Zeigefinger auf mich, „wirst das nutzen."
Bevor ich mich fragen konnte, was sie damit meinte, fiel mir etwas ein: „Diese Ferien bin ich dran." Millicent sah mich fragend an, also erklärte ich: „Payton und ich fahren doch nicht mehr zusammen nach Hause, sondern abwechselnd. Und diesen Herbst bin ich halt diejenige, die wegfährt."

Es war immer noch seltsam für mich, dass wir das nicht zusammen taten. Ich hatte bereits feststellen müssen, dass Ferien allein bei meinen- unseren Eltern wesentlich langweiliger waren, wenn sie nicht dabei war. Sonst hatten wir immer etwas gefunden, was wir gemeinsam unternehmen konnten. Auch wenn wir nur zusammen im Garten gesessen und gelesen hatten, weil uns nichts anderes eingefallen war. In der hauseigenen Bibliothek hatten wir fast immer etwas gefunden, das uns interessierte oder ich hatte etwas aus einer Muggel-Buchhandlung im nächsten Dorf mitgebracht. Nicht, dass Mutter das jemals erlaubt hätte, sie sollte es nie erfahren, aber dort gab es eben auch Liebesromane. Solche würden wir in unseren vielen Bücherregalen nie finden, sie waren für Mutter Zeitverschwendung und realitätsfern. Gut, manche Geschichten waren wirklich unrealistisch, aber ich liebte diese Art Roman nunmal. Immer hatte ich mir gewünscht, auch eines Tages so lieben zu können, wie ich es gelesen hatte.

„Dann wirst du dafür sorgen, dass Payton sich in den Zug setzt und du hier bleibst, so schwer kann das ja nicht sein", holte Millicent mich aus meinen Gedanken. „Bis dahin sind es noch knapp zwei Wochen, in der Zeit müssen wir Malfoy und sie voneinander fernhalten. Und wenn ihr dann einige der wenigen Schüler hier seid, setzt du alles daran, erstens wieder mit ihm in Kontakt zu kommen und zweitens, ihn Parkinson vergessen zu lassen."
Ich runzelte die Stirn. „Und du meinst, das geht so einfach?"
Sie zuckte selbstbewusst mit den Schultern. „Mit den richtigen Methoden."
So gern ich ihr glauben würde, es schien mir alles andere als leicht, Payton aus Dracos Kopf zu kriegen. Vor allem in nur zwei Wochen. Ich hatte das seltsame Gefühl, es nicht schaffen zu können. Oder überhaupt zu wollen? „Und was wirst du in der Zeit machen?"

„Ich kümmere mich um unsere Informationsquellen", verkündete sie. Wie bitte? Informationsquellen? „Ich denke, dass wir für unser weiteres Vorgehen neben dem Belauschen von Gesprächen andere Herangehensweisen benötigen."
„Das heißt?", hakte ich genervt nach.
Millicent rollte mit den Augen. „Das wirst du dann sehen, Pansy. Konzentrier dich lieber auf deinen Teil, denn ich werde in den Ferien nicht da sein, um dir zu helfen."
„Nicht?"
Sie nickte. „Ich werde fahren. Du musst das alleine machen."

Blaise Zabini

„Nein, Blaise, ich möchte allein sein", wehrte Draco ab, sobald ich das Zimmer betrat. Es klang kraftlos und so wirkte er auch. Was war nur passiert? Ich hatte ehrlich gesagt mit einer fröhlichen Stimmung gerechnet.
„Okay." Ich nickte und ging wieder in den Gemeinschaftsraum, wo ich auf den Platz neben Slytherins Schach-Koryphäe zusteuerte. Na ja, es war ein Portrait und der Herr darin hatte sich den Namen selbst gegeben. Zumindest verstand er wirklich viel davon und hatte mir in der Zwischenzeit einige Tipps gegeben, mit denen ich Draco und jeden anderen besiegen könne, wobei das bei meinem besten Freund wohl nicht schwierig wäre, so er. Er wusste ja nicht, dass Draco sonst fast immer gewann.

„Blaise?", hörte ich da hinter mir und erblickte Payton. Auch sie war nicht fröhlich, wie ich es noch vor wenigen Minuten erwartet hätte. „Wo ist Draco?"
Ich zögerte. „Nicht hier", wich ich dann aus. „Komm." Ich nahm ihre Hand und zog sie in eine ruhigere Ecke, denn sie sah so aus, als wolle sie unbedingt mit jemandem reden. Und wer würde sich da sonst anbieten?
Doch sie blieb ziemlich still und starrte nur auf irgendeinen Punkt an der Wand. Vielleicht hatte ich mich geirrt, dann sollte ich sie besser nicht darauf ansprechen.

„Hat er eine Freundin?", murmelte sie plötzlich leise, ohne mich anzusehen.
Verständnislos sah ich sie an. „Was?"
Payton wandte sich mir zu, fragte mit fester Stimme: „Hat er eine Freundin, Blaise? Ich muss es wissen."
„Nein, hat er nicht", brachte ich überrumpelt hervor, schüttelte den Kopf und rutschte auf dem Sessel ein Stück nach vorne. „Payton, hast du das wirklich gedacht?"
„Sieht so aus, oder?", raunte sie mit einem aufgesetzten Lächeln, was sofort wieder verschwand, als sie sich deprimiert zurück fallen ließ und wieder zur Wand starrte.
„Payton, warum denkst - hast du das gedacht?"
Mit glasigen Augen sah sie mich wieder an, aber sagte nichts. Abwartend beugte Ich mich vor, aber sie zuckte nur mit den Schultern. „Dachte ich halt."

Ich seufzte. Warum redete sie nicht mit mir? „Wer sollte es denn gewesen sein?"
„Hailey Kinsbrook", murmelte sie so leise, dass ich es fast nicht verstand.
Hailey. Als die Antwort bei mir durchsickerte, erstarrte ich. „Mit ihr hat er garantiert nichts gehabt, glaub mir."
„Woher willst du das wissen, Blaise?"
Ich räusperte mich. „Nicht er hat etwas mit ihr angefangen, Payton. Sondern ich."
„Du?" Für einen Moment schlichen sich Erstaunen und sogar Neugier auf ihr Gesicht, aber kaum eine Sekunde später wirkte sie wieder genauso kraftlos, wie zuvor. „Jetzt ist es sowieso egal", eine einzelne Träne löste sich, als sie zwinkerte, „Ich habe ihn enttäuscht. Ihm nicht vertraut." Schnell wischte sie die Träne weg. „Und meine Chance vertan."

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Zwillingsdrama | Draco Malfoy FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt