29: Prüfungsgemetzel

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Payton Parkinson
Scheiße. Ich hasste diese Prüfung jetzt schon. Nicht nur, dass in der Mitte des Raumes heute eine Art Steg aufgebaut war, sodass die anderen einen gut sehen konnten, was ich sonst nur von Duellen kannte. Dieses Mal hatte Snape die Aufgaben schwerer gemacht als bei der normalen Prüfung. Na, danke. Damit er auch angemessene Noten für uns Versager vergeben konnte. Wenn man es erst im zweiten Anlauf schaffe, wäre diese Leistung ja schwächer als die Ursprüngliche. Und damit diese Stunde auch für ihn einen Sinn hatte. Hätte jemand wie Professor McGonagall das gehört, hätte sie garantiert eine Diskussion angefangen. Es war schließlich unfair.

Okay, Payton, bekomm jetzt nicht wieder Zweifel an deinen Fähigkeiten. Ich schaffe das. Ich schaffe das. Man konnte sich selbst etwas so lange einreden, bis man es glaubte, richtig? Ich schaffe das.

Als der erste Schüler, ein Hufflepuff, auf dem Steg war und das Ziel treffen sollte, stand ihm ein großes Fragezeichen auf der Stirn geschrieben. Mehr noch, ich glaube, wir alle hatten es in diesem Moment auf unseren Gesichtern. Welches Ziel denn?

„Der Arme”, murmelte Jasmine.

Doch plötzlich fiel etwas aus dem Nichts von oben herunter und zerschellte nur eine Sekunde später auf dem Steg, wo es einen orangefarbenen Fleck hinterließ. Die einzelnen Teile verschwanden, bevor ich sie erkennen konnte. Ein Raunen ging durch den Raum. Was zur Hölle war das?!

„Sie müssen das Ziel schon treffen, um zu bestehen", kommentierte Professor Snape höhnisch.

„Das ist so unfair", schnaubte Jasmine leise. „Wie hätte er dieses Etwas denn treffen sollen?!" Delia schüttelte nur ungläubig den Kopf.

Nun erklärte Snape auch die Regeln der Nachprüfung: Um zu bestehen, musste man mindestens eines der Objekte treffen, bevor es den Boden berührte. Man hatte drei Versuche, wofür ich jetzt schon dankbar war. „Und denken Sie daran, Magie ist überall." Was auch immer das zu bedeuten hatte, es konnte nichts Gutes sein.

Zum Glück hatte der Hufflepuff also noch zwei weitere Chancen und als das Ding dieses Mal fiel, erkannte ich es auch: Ein Kürbis. Ein Kürbis, in den ein Gesicht eingeschnitzt war. Der Professor feierte wohl schon Halloween. Da der Kürbis dieses Mal aber hinter dem Jungen auftauchte, traf dieser wieder nicht und ein zweiter Fleck bildete sich auf dem Holz. Man, das würde schwer werden.

Nacheinander wurde versucht, die Kürbisse zu treffen, aber nicht wenige hatten große Probleme damit und trafen keinen. Natürlich schafften es auch einige, aber bisher hatte niemand alle drei getroffen. Noch dazu wurde der Steg stetig rutschiger, durch die vielen Flecke. Wer demnächst bei Snape nachsitzen musste, der sollte das hier sauber schrubben, das hatte der Professor angekündigt.

„Ms Payton Parkinson", rief Snape jetzt, wenn man das rufen nennen konnte. Ich war dran. Verdammt. Ich schluckte, setzte ein monotones Gesicht auf, wie ich es gelernt hatte, und ging nach vorn. Ruhig atmen, ich schaffe das.

Als ich auf dem Steg stand, erblickte ich eine Person direkt geradeaus, in meinem Blickfeld. Draco. Augenblicklich verschwand mein restliches Selbstbewusstsein, aber als er mir bestätigend zunickte und seine Lippen den Satz „Du schaffst das" formten, kam es gleich in doppelter Menge wieder zurück. Bei allen anderen Prüfungen hatte er mir immer genau das mehrmals gesagt und ein letztes Mal meine Hand gedrückt, bevor es losging. Auf die Berührung musste ich jetzt wohl verzichten. Und das nur weil ich unsere Freundschaft - oder was auch immer - zerstört hatte.
Er wusste natürlich, wie nervös ich jetzt sein musste, sonst hätte er das nicht gemacht. Und obwohl es mich sofort aufbaute, kamen auch die anderen Sachen wieder hoch.

Dennoch nickte ich kurz, bevor ich mich so gut wie möglich konzentrierte. Ich dachte an das, was Delia gesagt hatte, und als ich hinter mir ein Geräusch vernahm, drehte ich mich blitzschnell um und entdeckte den Kürbis in der Luft. Alles begann, in Zeitlupe zu laufen. Ich sah das hässliche, grinsende Gesicht. Sah, wie es mich schadenfroh auslachte und dabei dem Boden immer näher kam. Ich war so dumm gewesen, hatte alles zerstört. Ich war schuld. Und ich war wütend, nämlich auf mich selbst.

Zwillingsdrama | Draco Malfoy FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt