4: Dreist oder kreativ?

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Oder: Wenn ich lache und die Halle still ist

Minerva McGonagall
„Und was hast du dann gemacht?" Pomona Sprout schaute mich gespannt an. Wir saßen beim Abendessen in der großen Halle und berichteten uns wie immer von unseren heutigen Erlebnissen. Das hatten wir auch während unserer Schulzeit schon getan und ich freute mich wirklich, sie auch jetzt als Kollegin und Freundin hier zu haben.
Ich hatte ihr gerade berichtet, dass Miss Parkinson mich Sabberhexe genannt hatte.
„Ihr eine Standpauke gehalten. Sie hat mich immer wieder unterbrochen und ich bin echt laut geworden, Pomona." Ich schüttelte leicht meinen Kopf. Ich war doch sonst immer so ruhig...

„Jetzt muss sie nochmals Nachsitzen und einen Aufsatz über Sabberhexen schreiben."
„Gut gemacht, Minerva. Das war ja auch echt dreist. Ich meine, dich als Sabberhexe zu
beleidigen", sie schüttelte ungläubig den Kopf, sah aber ein wenig so aus, als würde sie versuchen, ein Grinsen zu unterdrücken.
Als sie meinen dementsprechenden Blick sah, meinte sie: „Entschuldige, ich weiß, die Schüler werden immer unhöflicher, aber auch immer kreativer, oder?" Sie grinste. „Mich haben einige Drittklässler neulich als Alraune beschrieben, weil meine Stimme unerträglich wäre, wenn ich sie bitte, dem Unterricht zu folgen." Sie lachte leise.

Ich verstand nicht, was sie daran so amüsant fand, mit solchen Wesen verglichen zu werden. Das war dreist, sehr dreist! Ich empfand es ganz und gar nicht als kreativ. Nein, kreativ waren Verwandlungen oder beim Thema Unterricht in ihrem Schreibstil auffallende Aufsätze, aber doch keine Beleidigungen! Wie konnte sie das amüsant finden? Nun gut, ihr Ausdruck war in meinem Befinden nicht so schlimm wie der meine. Eine Alraune war nicht so schlimm wie eine Sabberhexe, beim besten Willen. Mit einer schreienden Pflanze verglichen zu werden ist besser als mit dem Imbegriff von Hässlichkeit und Kindermord beschimpft zu werden. Nichts gegen diese Geschöpfe, sie hatten einfach einen schlechten Ruf. Ob sie wirklich Kinder fressen, ist, soweit ich informiert bin, zwar nicht bewiesen, aber als Beleidigung habe ich es trotzdem empfunden.

Mir fiel mein Satz am Ende des Dialoges mit den Parkinson-Schwestern wieder ein. Was hatte ich mir dabei gedacht? Ob Pomona das amüsant finden würde? Bestimmt.
„Aber wir dürfen uns das doch nicht gefallen lassen, oder? Dann müssen wir auch kreativ werden." Sie nickte. „Als ich Miss Parkinson dann ihre Strafe zugeteilt hatte, wollte ich eigentlich gehen-" Ich drehte mich kurz von ihr weg und sah, wie Filius sich schnell dem Essen auf seinem Teller widmete, er hatte wohl zugehört. Dann sah ich wieder zu Pomona und sagte: „- aber ich war wirklich wütend und deshalb habe ich gesagt: Außerdem sollten sie nur Beleidigungen wählen, die gegenüber Ihnen kein Kompliment darstellen!"

Jetzt brach Pomona in schallendes Gelächter aus und auch ich musste lachen. Mit einem Seitenblick auf Filius stellte ich fest, dass auch er grinste, er hatte ja zugehört.
Ein Blick in die Halle verriet mir, dass einige Schüler ebenfalls zu uns sahen. Viele Schüler. Das war nun doch etwas peinlich, die anderen Professoren sahen auch schon zu uns hinüber. Ich hielt mir die Hand vor den Mund, um mein Lachen zu verbergen.

Als Pomona sich wieder beruhigt hatte, meinte sie: „Sehr gut gemacht, Minerva." Sie sah kurz zu Severus, der das Geschehen und meine Erzählung wohl ebenfalls mitbekommen hatte und fügte dann mit einem Grinsen hinzu: „Du kannst ja richtig Slytherin sein."
Sie lachte erneut. Filius grinste. Ich sah, dass Severus sein Gesicht verzog. Eben hatte ich noch gedacht, er würde schmunzeln. Mir war das Lachen allerdings ebenfalls vergangen, doch ich versuchte, mir nichts anmerken zu lassen.
Ich und Slytherin, niemals! Ich war eine Gryffindor und das war gut so.

Da ich sowieso mit dem Essen fertig war, verabschiedete ich mich schnell, stand auf und verließ die große Halle. Die starrenden Blicke der jungen Zauberer und Hexen ertrug ich nicht länger und nach dieser Bemerkung...
Außerdem hatte ich schließlich noch Schülerinnen zum Nachsitzen. Als ich den Korridor betrat, der zum vereinbarten Raum führte, sah ich sogleich Miss Parkinson vor der Tür stehen. Eine von ihnen. Typisch, aber in dieser Ausführung äußerst untypisch. „Wo ist Ihre Schwester, Miss Parkinson?"
Sie sah vom Boden zu mir auf und gab gelangweilt von sich: „Woher soll ich das wissen?"

Natürlich konnte sie das nicht wissen, sie war ja nur ihre Zwillingsschwester und gehörte dem selben Haus an. Manchmal fragte ich mich, warum die Beiden so wenig Kontakt miteinander zu haben schienen.
Als sie zum ersten Mal die große Halle betreten hatten, hatten sie unzertrennlich gewirkt. Auch die Erleichterung auf ihren Gesichtern, als sie nach Slytherin kamen und sich umarmten, hatte ich noch nicht vergessen. Im Unterricht hatten sie bestimmt drei Jahre lang nebeneinander gesessen.
Und jetzt? Jetzt redeten sie wohl nicht mehr miteinander. Was hatte sie auseinander gerissen?
Ich schüttelte meine Gedanken mit einer Kopfbewegung ab und öffnete die Tür.

- - -

Glaubt ihr, Minnie findet noch heraus, warum die Beiden nicht mehr miteinander klarkommen?

Soll ich öfter mal die Perspektive wechseln?

Bye❤

P.S.: Ich werde jedem bisherigen Kapitel wie diesem hier noch einen alternativen Untertitel hinzufügen. Die Idee stammt von mareikethemarauder, danke dafür❤

Zwillingsdrama | Draco Malfoy FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt