27: Neue Bekanntschaften

29 1 5
                                    

Payton Parkinson
„Ich störe ja nur ungern den ergreifenden Moment", ertönte eine Stimme neben uns, „aber wir müssen langsam zum Mittag, Lia." Ich löste mich aus Alis- Delias Arm und erblickte eine Gestalt, deren Kopf sich gerade vor die Herbstsonne schob. Es war ein Mädchen mit schwarzen Haaren, das grimmig auf uns herab sah und mich dann musterte. An ihrer Robe erkannte ich, dass sie eine Ravenclaw war. „Außer natürlich, du willst lieber mit ihr dahin gehen." Wie bitte?
„Schon gut, Sam, ich komme gleich", meinte Delia.
„Beeil dich", raunte diese Sam, warf mir noch einen herablassenden Blick zu und verschwand dann wieder hinter der Mauer.

Delia seufzte, stand auf und klopfte ihren Rock ab. „Sorry, sie ist nicht immer so", entschuldigte sie sich und streckte mir eine Hand entgegen, um mich hochzuziehen. „Sam hat", sie überlegte kurz, „sie hat einfach etwas gegen Reinblüter."
Ich zog die Augenbrauen hoch. Das hatte ich noch nie gehört. „Gegen Reinblüter?"
Delia nickte. „Ja, sie ist eine Muggelgeborene. Die einzige in ihrer Familie, die Magie besitzt."
„Und?" Mal abseits von dem Fakt, dass sie unter Muggeln aufgewachsen - und somit meiner Erziehung nach deutlich unter meinem Stand war, was ich gerade mal nicht beachtete - weshalb hatte sie etwas gegen uns?
„Na ja, viele wirken ziemlich eingebildet und weisen andere ja zurück, weil sie sich für besser halten", begann Delia. Ich schluckte, als mir klar wurde, dass ich wahrscheinlich dazuzählte. Bis... Gestern. „Außerdem", sie zögerte, „gab es da noch einige andere Sachen."

Ich nickte einfach, weil ich nicht wusste, wie ich reagieren sollte. Es klang so, als steckte da mehr dahinter. Themawechsel. „Ist sie deine beste Freundin?"
„Ja, ich habe sie im Zug kennengelernt, im ersten Jahr", erzählte Delia und ging los. „Sie und Maggie kannten sich schon vorher, die beiden sind in der gleichen Stadt aufgewachsen. Ich durfte mich zu ihnen setzen."
„Maggie?", fragte ich nach und folgte ihr um die Mauer herum.
„Eine andere Freundin von mir. Warte, siehst du das blonde Mädchen neben Sam? Das ist sie." Delia deutete auf eine Gruppe von Schülern neben einer der Steinsäulen. Eine Person erkannte ich, die mit der schwarzen Kurzhaarfrisur: Sam. Daneben standen ein Junge und zwei Mädchen, eine hatte blonde Haare. „Komm doch einfach mal mit zu ihnen", schlug Delia vor.
„Meinst du?" Ich hatte Zweifel, ob ich dazu passte. Und ob sie mich akzeptieren würden, nachdem Sam mich so angesehen hatte.
„Du brauchst jetzt Gesellschaft, die dich ablenkt und wieder motiviert, also ja", sagte Delia enthusiastisch und lief auf die Säule zu. „Hey", begrüßte sie ihre Freunde dann, welche sich lächelnd zu uns umdrehten. Nur Sams Blick nahm wieder diesen genervten Ausdruck an, als sie mich sah.

„Hi, Delia", das blonde Mädchen überlegte kurz, „und Pansy Parkinson, richtig?"
Payton Parkinson", korrigierte ich und erzwang mit Mühe ein Lächeln. Ich war nicht Pansy. Ganz und gar nicht.
„Oh, sorry, ihr seht euch echt ähnlich", entschuldigte sie sich sofort. „Ich bin Magdalena Edevane, aber du kannst mich gern Maggie nennen. Ich mag meinen Namen nicht so, weißt du? Und eigentlich fänd ich ja auch Magda besser als Spitznamen, aber alle sagen, Maggie passt besser zu mir, deswegen halt Maggie", plapperte sie drauf los. Ja, Maggie fand ich ebenfalls treffender, aber ob ich sie so nennen würde, mal sehen. Dafür bräuchte ich nämlich anhaltenden Kontakt.

„Ruhig, Maggie", schaltete sich das andere Mädchen lachend ein. Sie hatte lange, dunkelbraune Haare, die ihr in leichten Wellen über die Schultern fielen und grüne Augen, die durch ihre runden Brillengläser größer wirkten. Mir fielen sofort die großen, silbernen Ohrringe auf, die mit ihren mit Lipgloss übergossenen Lippen um die Wette glitzerten. War auch nicht schwer, denn die seitlichen Haarpartien hatte sie nach hinten gesteckt. Vielleicht damit sie nicht an ihren Lippen hängen blieben, das war echt nervig. „Ich bin Jasmine Davis", wandte sie sich an mich. Ich glaubte, sie schon einige Male gesehen zu haben. War da nicht etwas mit Quidditch gewesen?

Delia sah auffordernd zu dem Jungen mit den rotblonden Haaren, welcher sich mir dann als Avery Hinge vorstellte. Er war ein Hufflepuff, wie Magdalena, und lächelte mich nur kurz an, bevor er wieder wegsah. „Er ist ziemlich schüchtern", wisperte Delia mir zu.

„Samantha Jones", äußerte sich jetzt Sam, oder besser Samantha, als Letzte. Ihren Spitznamen würde sie mir sicherlich nicht anbieten, so, wie sich mich erneut musterte. „Aber bevor du daran denkst, etwas mit uns zu unternehmen, Parkinson, warne ich dich lieber vor", fuhr sie mit einem spöttischen Unterton fort, „Keiner von uns hat dein geliebtes reines Blut in seinen Adern. Vorsicht, mit uns gesehen haben dich jetzt schon ein paar. Aber in Zukunft musst du nichts mit uns zu tun haben, nur weil du dich neuerdings mit Delia verstehst. Wenn du also verschwinden willst, bitte." Herausfordernd sah sie mich an, ihre grauen Augen blitzten.

Die anderen waren verstummt, Avery sah zu Boden, Maggies fröhliche Ausstrahlung war verschwunden, Jasmines Blick ruhte angespannt auf mir. Alle warteten auf meine Reaktion.
Alle außer Delia, die Samantha tadelnd ansah. „Sam, bitte, du musst doch jetzt nicht-", setzte sie an, aber wurde von dieser unterbrochen: „Doch, Delia, muss ich. Das soll von Anfang an klar sein." Sie drehte sich wieder zu mir und verschränkte die Arme vor der Brust. „Also, Parkinson? Kommst du damit klar?"

Verdammt, was sollte ich sagen? Ich wusste ja selbst nicht, wie ich das jetzt finden sollte. Konnte ich damit umgehen? Damit und mit Blicken anderer? Ja. Nein. Doch, ja. Vielleicht.
Ich straffte die Schultern und blickte Samantha starr in die Augen; versuchte, stark zu wirken. „Ich komme mit Menschen klar, mit denen ich gern Zeit verbringe. Und mit denen, die mich in Ruhe lassen", fing ich an und bemerkte im Augenwinkel Maggies verunsicherten Blick. „Kann sein, dass in der ersten Kategorie bisher nur Reinblüter waren. Aber das kann sich ändern. Vielleicht kann ich meine Prinzipien ändern. Ich brauche eine Chance dazu. Wenn ihr sie mir gebt, werde ich sie nutzen. Keine Ahnung, wie das wird, aber ich würde es probieren." Ich sah in die Runde. Maggie atmete auf, Delias Lippen umspielten ein Grinsen. Dann wandte ich mich wieder direkt an Samantha: „Wenn du dazu nicht bereit bist, geh bitte in Kategorie zwei, Jones."
Ihr Mund klappte auf, als wolle sie etwas sagen, aber Maggie kam ihr zuvor: „Ich gebe dir gerne eine Chance." Herzlich lächelte sie mich an.
„Wenn Delia dich mag, kannst du ja nicht so schlimm sein", meinte Jasmine grinsend. Avery nickte zustimmend und nuschelte: „Bin auch dafür."

„Gut, dann ab zur Großen Halle, oder wie war das mit Mittagessen?", lachte Maggie und schon machten wir uns auf den Weg, wobei Samantha mit mürrischem Blick am Rand der Truppe hinterher stapfte. Na ja, nicht mein Problem. Ich war erstmal froh, dass sie mich so gut aufgenommen hatten. Wer konnte schon wissen, wie gut wir uns verstehen würden. Wie ich auf die Blicke reagieren würde. Oder wenn mich andere Slytherins darauf ansprechen würden. Aber jetzt, jetzt würde ich sie erstmal kennenlernen. Delias Freunde.

- - -

Wie findet ihr die neuen Charaktere?

Zwillingsdrama | Draco Malfoy FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt